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Dokumentation:

Fieber auf deutschen Kriegsschiffen vor Ostafrika; Sitzung des Emin Pascha-Komitees; Seeblockade des ostafrikanischen Sklavenhandels

Freiburger Zeitung, 05.01.1889 (Tagesausgabe), 1. Seite

Aus Kiel wird geschrieben: Zahlreiche Familien, die Angehörige auf den deutschen Kriegsschiffen in Ostafrika haben, schweben in banger Sorge. Wiederholt kommt Kunde von Kämpfen, aber es fehlt doch die sichere Nachricht. Wer verwundet ist oder wer seinen Tod gefunden hat, weiß niemand. Ein viel schlimmerer Feind als der Aufstand auf dem Festlande ist das bösartige Fieber, welches von kleinen Land-Expeditionen her auf die deutschen Kriegsschiffe verschleppt zu sein scheint. Man hat hier keine sichere Vorstellung davon, ob es sich nur um sporadische Erkrankungen, die in Afrika immer vorkommen, oder ob es sich um eine Epidemie handelt. Thatsache ist indes, daß wegen Erkrankung an Malaria Korvettenkapitän Donner von der „Leipzig“ und Lieutnant Prinz Reuß von der „Carola“ in die Heimat zurückkehren müssen. Neuerdings heißt es auch, das der erkrankte Theil der Schiffsbesatzungen in die Heimat zurückbefördert werden soll. Letzteres wäre, wenn es sich bewahrheiten sollte, freudig zu begrüßen, denn wenn auch in der Heimat die Gefahren von Rückfällen und Nierenleiden nicht immer überwunden werden, so ist es doch zunächst das Allerwichtigste, daß die Kranken so schnell aus dem Pesthauche des Fiebers heraus kommen, als das es irgend möglich ist. Von Aden aus können sie ja auch auf den Lloyddampfern sehr bequem zurückgeschickt werden. Natürlich kann man die Schwerkranken nicht gleich nach Aden schicken; man ist jetzt offenbar gezwungen, sie nach Sansibar zu befördern, wo ausreichend Lazareth-Einrichtungen bis jetzt noch fehlen und wo das Klima in gesundheitlicher Beziehung jetzt von Woche zu Woche schlechter wird. Es erscheint als ein Mangel, daß bei dem Beginn der Aktion unserer Marine an der ostafrikanischen Küste kein Lazarethschiff zur Verfügung stand; sollte die Blockade noch länger dauern, so wird man hoffentlich dazu schreiten, die Kranken auf ein solches und nicht in Sansibarer Lazarethe zu bringen.


Berlin, 3. Jan. In der heutigen Sitzung des Ausschusses des Emin Pascha-Comité's wurde die Kommandierung des Hauptmanns Wißmann zum Auswärtigen Amt mitgetheilt. Das Comité nahm mit Bedauern davon Kenntnis, da es hierdurch demselben unmöglich wird, den ersten Theil der Emin Pascha-Expedition auszuführen. Trotzdem beschloss der Ausschuß, die ungestörte sofortige Ausführung der Expedition zu sichern. Der Ausschuß wählte noch als weitere Mitglieder die Abgeordneten Graf Arnim-Mustau, Graf Mirbach-Sorquiten, Nobbe, Wörmann und den Geheimen Regierungsrath Simon.


Sansibar, 31. Dez. Die französische Schaluppe „Bourfaint“ ist hier angekommen, um bei der Unterdrückung des Sclavenhandels mitzuwirken. Alle deutschen Kriegsschiffe sind jetzt, wie die englischen, weiß angestrichen. Der kürzlich hier angekommene öster- [Fortsetzung nächste Seite]


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Freiburger Zeitung, 05.01.1889 (Tagesausgabe), 2. Seite

[Fortsetzung von Seite 1] reichische Konsul hat dem Sultan von Sansibar ein Oelbildnis des Kaisers Franz Josef in Lebensgröße überreicht. Da das britische Blockadegeschwader jetzt außerhalb des Gebietes der gewöhnlichen Routen der Sclavendhows stationirt ist, so kapert es auch keine. Infolgedessen haben die Mannschaften auch keine Gelegenheit, Brisengelder zu erwerben. Die deutsch Flotte patrouilliert alle Routen des Sclavenhandels ab. Die Blockadethätigkeit ist außerordentlich hart für Offiziere sowohl wie die für Mannschaften beider Geschwader.


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