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Film:

Kolonialer Blick und Blicke auf den Kolonialismus

 

Texte zum Thema Film:

Zur Kritik an der Sat1-Reality-Show "Wie die Wilden" (2006)

Eckhard Michels:

Geschichtspolitik im Fernsehen. Die WDR-Dokumentation Heia Safari″ von 1966/67 über Deutschlands Kolonialvergangenheit (VfZ, Nr. 3 / 2008) Mehr (pdf, extern)

Wolfgang Fuhrmann:

Der bewegte koloniale Blick - »Ansichten« über frühe deutsche Filme aus den Kolonien Mehr

Peter Bräunlein:

Ein weißer Mann in Afrika - Rassismus und Geschlechter-verhältnisse in Tarzanfilmen Mehr

Wolfgang Dittrich:

Fakten und Fragmente zur Freiburger Filmproduktions-geschichte 1901-1918 Mehr

 

Buchhinweis

Tobias Nagl:

Die unheimliche Maschine: Rasse und Repräsentation im Weimarer Kino

Februar 2009, 828 Seiten Verlagsankündigung

 

freiburg-postkolonial.de mit Google durchsuchen:

 

  • Dokumentation Freiburger Aufführungen von Kolonial- und Exotikfilmen Weiter
  • Hintergrundtexte zum Thema Kolonialfilm (linke Spalte) Weiter
  • Hinweise auf filmhistorische Tagungen, Websites u.a. Weiter

Rechts: Werbung für eine Filmaufführung parallel zur Marine- und Kolonialausstellung im Colombischlössle. "Das wahre Gesicht Afrikas" wird durch ein Tier symbolisiert und auch bei der erwähnten Reise kommen Menschen nicht vor. Freiburger Zeitung, 24.11.1933, 1. Ausg., 9. Seite

 

 

 

Unten und rechts unten: Eine frühere Variation des Themas: "Die Rätsel Afrikas. Der Welt größter Sensations- u. Raubtierfilm", Anzeigen in der Freiburger Zeitung, 20.11.1923 und 28.11.1923

Rätsel Afrikas

 

 

"Eine Frau kommt in die Tropen", Anzeige aus der Freiburger Zeitung vom 24.4.1939 (1. Blatt, S. 6): Liebes-/Eifersuchtsdrama auf einer deutschen Plantage in Kamerun.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tags zuvor fand die Aufführung des NS-Kolonialpropaganda-Films "Unser Kamerun" statt:

Tropenfilm

Freiburger Zeitung, 23.04.1939, S. 6: "Kolonialfilm: Unser Kamerun. Im Rahmen einer kolonialen Morgenfeier des Reichskolonialbundes, Kreisverband Freiburg, bei der u.a. Paul Becker von den Städtischen Bühnen sowie HJ. mitwirken, wird am Sonntag, 23. April, vormittags 11 Uhr, der Paul-Lieberenz-Expeditionsfilm: Unser Kamerun vorgeführt. Der Film ist einer der besten Kulturfilme der letzten Jahre und steht unter der Schirmherrschaft des Bundesführers des Reichskolonialbundes Reichsstatthalter General Ritter von Epp. Er hat das Prädikat staatspolitisch wertvoll und volksbildend. Die gegenwärtige Zeit kolonialpolitischer Auseinandersetzungen verpflichtet jeden Volksgenossen, sich über die koloniale Aufbauarbeit der Deutschen im tropischen Afrika zu unterrichten. Der Film: Unser Kamerun bringt herrliche Bilder von Deutschem Können und Schaffen an der Westküste Afrikas, prächtige Aufnahmen von tropischer Landschaft, von Urwald, Steppe und Savanne, vom Leben der Eingeborenen usw. Die Vorführung ist nur einmalig."

Siehe auch: Wiederholung der Filmaufführung "Unser Kamerun" in den Casino-Lichtspielen am 7.5.1939, Freiburger Zeitung, 05.05.1939, Artikel

Film Unser Kamerun

(Veranstaltungsort waren die Casino-Lichtspiele in Freiburg.)

Oberleutnant Paul Graetz im Paulussaal: "Im Motorboot quer durch Afrika - Vortrag mit farbigen Lichtbildern u. kinematographischen Vorführungen", Freiburger Zeitung, 07.03.1912 Artikel

Kreuzer Emden

"Kreuzer Emden. Die abenteuerlichen Erlebnisse der 'Emden' von der Ausfahrt aus Tsingtao bis zum ruhmvollen Untergang bei den Kokosinseln", Filmaufführung im Mai 1932 im Friedrichsbau, Anzeige in der Freiburger Zeitung, 29.05.1932, Artikel; siehe zum Ostasiengeschwader: Heiko Wegmann über den Admiral Graf Spee und seine Verklärung in Freiburg Mehr

Kaiser-Panorama: "Land und Leute von Argentinien. Neue Serie!", Freiburger Zeitung, 16.11.1905, 2. Ausgabe, 3. Seite (siehe Bericht zur Aufführung in der Freiburger Zeitung, 17.11.1905, Artikel)

Argentinien

"Süd-Amerika - interessante Wanderung durch die Bolivianische Cordillere", Freiburger Zeitung, 19.12.1905, 1. Ausgabe, 4. Seite

Bolivien

"Die weisse Sklavin. Drama in 12 Bildern" im Weltkinematograph, Kaiserstr. 68; Freiburger Zeitung, 25.06.1907, 1. Ausgabe, 4. Seite

weisse Sklavin

 

"Pori", "Unser 4. Kulturfilm wird das Tagesgespräch Freiburgs und eine Sensation allerersten Ranges!", Casino-Kulturfilmspiele, Belfortstr. 3; Freiburger Zeitung, 10.10.1929, 1. Ausgabe, 4. Seite. Siehe zum Ufa-Film den Brief des Regisseurs im Film Kurier von 1928

 

"Pat und Patachon als Kannibalen", Central-Lichtspiele, Schiffstr. 9, Freiburger Zeitung, 20.11.1929, 1. Ausgabe, 3. Seite

Patachon

"Baboona", "Ein Expeditionsfilm mit packenden Aufnahmen von der Fauna und von wilden Völkerschaften in Afrika", Freiburger Zeitung, 6.5.1935

Bengt-Berg film "Sehnsucht nach Afrika" und "Der weisse Tiger", Freiburger Zeitung, 13.5.1939

Unter dem Titel "Triviale Tropen - Exotische Reise- und Abenteuerfilme aus Deutschland - 9. Internationaler Filmhistorischer Kongress 1996" sind einige Materialien und Filmhinweise zu finden.


Informationen zu den Filmen Eine Kopfjagd (zu "Deutschostafrika"), Weisse Geister - Der Kolonialkrieg gegen die Herero und Befreien Sie Afrika! (Ein Film über den deutschen »Mythos Afrika«: 500 Ausschnitte aus Spielfilmen, Reportagen, Dokumentationen, Comics, usw. zum deutschen Afrikabild) sind auf der Site des Filmemachers Martin Baer zu finden.

Auch der Filmemacher Peter Heller hat sich in mehreren Filmen (KOLONIALMAMA - EINE REISE IN DIE GEGENWART DER VERGANGENHEIT | Die Liebe zum Imperium | Mandu Yenu | Usambara | Manga Bell | Mbogos Ernte | Jeck & Bläck) mit dem deutschen Kolonialismus auseinander gesetzt, sie Rubrik "Deutschland in Afrika" unter Filmkraft Heller.

Zum Thema Kolonialismus, Missionierung und Afrika ist besonders der Film "Das koloniale Missverständnis" / Le malentendi colonial (2004) von Jean-Marie Teno zu empfehlen EZEF


Deutscher Kolonialismus in Afrika - Eine Kooperation des Kommunalen Kinos und des informationszentrums 3. welt – iz3w (Januar/Februar 2005). Alle Veranstaltungen fanden im Kommunalen Kino statt, Urachstr. 40, 79102 Freiburg

Im Jahr 2004 jährte sich zum hundertsten Mal der Beginn des Kolonialkrieges, den das deutsche Kaiserreich zwischen 1904 und 1908 gegen die Herero und Nama im damaligen 'Deutsch-Südwestafrika' führte. Wie die gesamte deutsche Kolonialgeschichte ist hierzulande auch dieser erste deutsche Völkermord im öffentlichen Bewusstsein kaum präsent – und das, obwohl damals Denkmuster, Argumentationsweisen und Praktiken eingeübt wurden, die dann dreißig Jahre später bei der Diskriminierung und Ermordung der europäischen Juden weiterentwickelt wurden.

Mit einem vielseitigen Programm aus Filmen, Vorträgen und Lesungen vom 19.1. bis 4.2. rückt unser aktueller Schwerpunkt den Kolonialkrieg gegen die Bevölkerung des heutigen Namibia ebenso in den Blick wie das Fortwirken kolonialistischer Einstellungen im Faschismus und bis in die Gegenwart. Dabei freuen wir uns, eine ganze Reihe von Gästen begrüßen zu können: Anhand von historischen Jagd- und Landschaftsfilmen wird der Filmhistoriker Wolfgang Fuhrmann den kolonialistischen Blick auf das deutsche ‚Schutzgebiet’ vor dem Ersten Weltkrieg analysieren. Dem Selbstbild der Deutschen als den besseren Kolonialherren gilt der Vortrag über „Die imaginäre Eroberung Afrikas durch deutsche Wissenschaftler“, mit dem Alexander Honold die Vorführung des NS-Propagandafilms „Germanin“ einleiten wird. In Anwesenheit des Regisseurs zeigen wir Martin Baers neuesten Film „Weiße Geister“, der anhand einer deutschen und einer namibischen Biografie den bis in die Gegenwart reichenden Folgen des grausamsten Kapitels deutscher Kolonialgeschichte nachgeht. Und in einer Lesung aus seinem Roman „Fester“ rückt der Autor Christof Hamann das Verhältnis von Kolonialkrieg und Shoah in den Blick und zeigt das Fortwirken kolonialer Einstellungen im ganz „normalen“ Biertourismus.

 

Film und Diskussion: Weisse Geister - Der Kolonialkrieg gegen die Herero | Deutschland 2004 | DF | 70 Min. |

Vor hundert Jahren führte das deutsche Kaiserreich einen Vernichtungskrieg gegen die aufständischen Herero in „Deutsch-Südwest-Afrika“. Wie wird auf beiden Seiten mit den Erinnerungen an dieses Kapitel der Kolonialgeschichte umgegangen? Der deutsche Filmemacher Martin Baer begleitet die Spurensuche des in Berlin lebenden Herero Israel Kaunatjike in dessen namibische Heimat und wird dabei selbst zum Protagonisten: In beiden Biographien zeigt sich die Verflechtung von deutscher und namibischer Geschichte. Die Debatte über finanzielle Entschädigung, die durch die Reparationsforderungen der Herero People Reparations Corporation ausgelöst wurde, erhält eine persönliche Dimension.

Auch Regisseur Martin Baer ist im Rahmen der Recherchen völlig unerwartet mit der eigenen, familiären Vergangenheit in Berührung gekommen: Einige seiner väterlichen Vorfahren, die einst als Siedler nach „Deutsch-Südwest“ gekommen waren, leben bis heute in Namibia und Südafrika. 

Regie: Martin Baer | Mi 19.1., 19.30 | Fr 21.1., 19.30 in Anwesenheit des Regisseurs Martin Baer

 

Filme und Diskussion: Filmgeschichte als Kolonialgeschichte - Frühe Filme aus den Kolonien

Die deutschen Kolonien waren immer wieder Schauplatz für filmische koloniale Reisebilder und Jagdfilme. Doch nur sehr wenige Filme sind bis heute überliefert. Der Filmvortragsabend bietet die seltene Möglichkeit, neben Bilddokumenten und Illustrationen aus der Kolonialfilmgeschichte eine Auswahl von Filmen (1910 bis 1913) aus der deutschen Kolonialzeit zu sehen und in einer abschließenden Diskussion zu analysieren.

Gast: Dr. Wolfgang Fuhrmann | Mi 26.1., 19.30 |

 

Film: Wir hatten eine Dora in Südwest | BRD 1991 | 70 Min. |

Der Dokumentarfilm greift einen bisher wenig beachteten, aber hochinteressanten Aspekt der deutschen Kolonialgeschichte und ihrer Folgen auf. 1907 wird der 'Deutschkoloniale Frauenbund' gegründet, mit dessen Hilfe u.a. die "Zufuhr" von deutschen Bräuten an die Schutztruppen und Siedler gefördert werden soll, um der vermeintlich drohenden "Verkafferung der Männer in Deutsch Südwest und Deutsch Ostafrika" entgegenzuwirken. Auch noch nach 1918, als Deutschland gar keine Kolonien mehr hatte, vermittelt der Frauenbund noch ausreisewillige junge Frauen als "Trägerinnen deutscher Zucht und Sitte" nach Windhoek, Swakopmund oder Tanga.
Der Film kompiliert historisches Archivmaterial, zeitgenössische Fotos, Lieder, Zitate aus Theaterstücken oder Kolonialromanen und er kontrastiert diese collagenartige Zusammenschau mit den aktuellen Aussagen einiger Frauen, die in den dreißiger oder vierziger Jahren mit dem Frauenbund nach Namibia gingen und noch heute dort leben.

Regie: Tink Diaz | So 30.1., 19.30 | Vortrag, Film, Diskussion

 

Menschenversuche in Afrika

Vortrag im Kinosaal: Vom Gipfelsturm zum Buschkrieg in der Blutbahn. Die imaginäre Eroberung Afrikas durch deutsche Wissenschaften. Referent: Alexander Honold (Literatur- und Kulturwissenschaftler, Universität Basel) anschließend der Film "Germanin – Die Geschichte einer kolonialen Tat" | Deutschland 1942/43 | 95 Min. |

Im ersten Weltkrieg entwickelte der Bayer-Konzern ein Mittel, das gegen die Schlafkrankheit helfen sollte. Zunächst hieß es „Bayer 205“. Das Mittel wurde später in „Germanin“ umbenannt und in den afrikanischen Kolonien erstmals 1921 an Menschen in Konzentrationslagern getestet. Während des Nationalsozialismus erschien eine ganze Reihe von Propagandawerken über die Erfindung des „Germanin“, allen voran Hellmuth Ungers gleichnamiger Roman von 1938. Dieser wurde 1942/43 von Max Wilhelm Kimmich verfilmt, einem Schwager des Propagandaminister Goebbels.

Filminhalt: Eine medizinische Expedition forscht in den deutschen Afrika-Kolonien über die Schlafkrankheit. Die Versuchsstation unter Expeditionsleiter Prof. Achenbach wird bei Ausbruch des 1. Weltkriegs von den Briten zerstört. Trotzdem gelingt es mitten im Krieg, mittels der geretteten Ergebnisse in Deutschland das Medikament "Germanin" zu entwickeln. Eine zweite Expedition zu Testzwecken wird von den Briten behindert, erst der Selbstversuch eines deutschen Arztes macht das Medikament weltberühmt und ermöglicht 1923 die erneute Einreise in die nun britischen Kolonien ...

Regie: Max W. Kimmich nach dem gleichnamigen Roman von H. Unger | mit Luis Trenker, Lotte Koch, Peter Petersen u.a. | Mi 2. 2., 20.00 |

 

Film: Die Hottentotten Venus – Das Leben der Sara Baartman | Frankreich 1998 | OmU | 52 Min. |

Das junge Mädchen Saartjie Baartman, im Gebiet des heutigen Südafrikas geboren, wurde 1810 von zwei holländischen Geschäftsleuten nach Europa gebracht. Dort blühte das Schaustellergewerbe mit fremden Menschen und deren körperlichen Auffälligkeiten: Als "Hottentotten-Venus" wurde Saartjie Baartman zur Zirkusattraktion von London bis Paris. Auch die wissenschaftlichen Kreise zeigten Interesse an dem fremden Körper: Nach ihrem Tod 1815 wird Baartmans Körper seziert und noch bis 1976 im Pariser Musée de l'Homme ausgestellt. Erst 2002, nach der Fertigstellung dieses Films, konnten ihre sterblichen Überreste nach Südafrika überführt werden. Neben der populären Schaulust geht der Dokumentarfilm der Rolle der Wissenschaft nach, die lange Zeit den gängigen Rassismus untermauert und legitimiert hat.

Regie: Zola Maseko | Do 3.2., 19.30 | Mi 9.2., 19.30

 

Lesung: Christof Hamann: Fester

Christof Hamanns Roman Fester, 2003 im Steidl Verlag erschienen, gliedert sich in drei eigenständige, chronologisch nicht aufeinander aufbauende Teile, die in Polen, Namibia und den USA spielen und durch die Hauptfigur Sebastian Fester und motivisch-thematische Korrespondenzen eher lose miteinander verbunden sind. In Polen sammelt Fester im Auftrag der Firma Interback Material für eine Werbebroschüre über ein kringelförmiges Gebäck namens Obwarzanki; in Namibia begleitet er als Tourist seine Freundin Ruth, die so genannte ›Bierreisen‹ in die ehemalige deutsche Kolonie organisieren möchte, und in den USA recherchiert er für eine Biographie über einen politisch höchst fragwürdigen Autor von Gespenstergeschichten. Ungeachtet der über den Globus verteilten Schauplätze steht im Vordergrund des Romans jedoch nicht die Begegnung mit einer fremden Welt, für die sich der auf sein jeweiliges Projekt konzentrierte Fester kaum interessiert. Die innere Dynamik des Textes ergibt sich vielmehr daraus, dass Fester in seinen opportunistischen Vorhaben immer wieder gestört wird durch Figuren, die an die Verbrechen der deutschen Geschichte, so eben in Namibia der Genozid an den Herero und Nama, und das unterschwellige Fortwesen faschistoider Strukturen und Phantasien erinnern.

Bekannt wurde der 1966 am Bodensee geborene, bei Düsseldorf lebende Schriftsteller Christof Hamann durch seinen ersten Roman Seegfrörne (2001), für den er den Förderpreis des Landes NRW und den Preis ›Debüt im Buddenbrookhaus‹ erhielt.

| Fr 4.2., 20.00 | Galerie Alter Wiehrebahnhof


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