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Dokumentation

Truppentransporte nach Südwest-Afrika; Übertritte vom Heer zum Marine-Expeditionskorps; Sklavenhandel am Kongo

Freiburger Zeitung, 03.02.1904 1. Blatt, 1. Seite

„Zur Lage in Deutsch-Südwestafrika wird aus Berlin, 1. Februar, gemeldet: Der kaiserliche Generalkonsul in Kapstadt telegraphiert, daß nach einer Mitteilung der dortigen Regierung die Bondelzwarts-Hottentotten am Oranjefluß unter ihrem Hauptmann sich am 29. Januar ergeben haben. Die Übergabe der in den Khara[s]bergen weilenden Aufständischen wird erwartet. Der Dampfer Adolf Wörmann mit dem 1. Verstärkungstransport für die Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika an Bord hat Montag früh Dover passiert. Der Dampfer Emilie Wörmann ist mit den von Suala gesandten Geschützen und Munition sowie sechs Unteroffizieren am 31. Januar, nachmittags, in Swakopmund eingetroffen. Der Dampfer Lucie Wörmann, der am 6. d. M. abgehen soll, hat mit dem Laden begonnen. Das Reutersche Bureau meldet aus Liverpool: Die Firma Elder, Dempfter u. Co., die zahlreiche Dampfer nach Südwestafrika gehen läßt, telegraphierte an Kaiser Wilhelm, daß sie angesichts des Aufstandes der Hereros ihre Schiffe der deutschen Regierung zur Verfügung stellt.

Nach dem Militärwochenblatt scheiden aus dem Heere aus und werden mit dem 1. Februar zur Verwendung beim Stabe des Führers des Marine-Expeditionskorps für Südwestafrika im zweiten Seebataillon angestellt: Salzer, Hauptmann des großen Generalstabes, Bayer, Oberleutnant, aggregiert dem Generalstabe, unter Beförderung zum Hauptmann, Reiß, Oberleutnant im 22. Dragoner Regt., v. Estorff, Oberleutnant im Alexander-Garde-Grenzregiment, v. Dobschütz, Leutnant im Feldartillerie-Regiment Nr. 62. Ferner scheidet aus: v. Bosse, Oberleutnant im 3. Garderegiment, behufs Eintritts in das zweite Seebataillon, und wird zum Adjutanten des Marine-Expeditionskorps für Südwestafrika ernannt.“

FrZ

Scan der Originalseite auf Server der UB-Freiburg

Freiburger Zeitung, 03.02.1904 2. Blatt, 2. Seite

Sklavenhandel am Kongo. Die Greuel des Sklavenhandels, der noch am Kongo betrieben wird, werden in einem amerikanischen Blatte sehr lebhaft geschildert. Der Verfasser sah eine arabische Expedition, die von einem Sklavenfang zurückkehrte. Es waren 1000 Leute, von denen 800 Sklaven waren. Sie hatten ungefähr 1000 Meilen zurückgelegt und sahen wie Gerippe aus. Todesfälle durch Blattern und Hunger hatten ungefähr 20 am Tag stattgefunden. Der Verfasser lernte auch einen Franzosen kennen, der eine Frau für etwa 1.25 M. gekauft hatte und sehr stolz auf seinen Handel war. Ein anderer hatte seinen Harem um eine neu Frau bereichert, für die er ein altes Borderladergewehr gegeben hatte. Wenn Sklaven mit Glasperlen erhandelt werden, so gibt man einige Handvoll davon, die ungefähr 4 bis 5 M. wert sind. Für ein Gewehr kann man in der Banda-Region fünf Sklaven erstehen, und wenn sie klein sind, noch mehr. Wenn Sklaven reichlich sind, so kann eine gute „Ware“ für 200 Zündhülsen und wiederum für Eilfenbein verhandelt werden. Eine Araberkarwane hatte eine Anzahl eingeborener Weiber, die sie zum Preise von einem Elfenbeinzahn für zwei junge Mädchen in heiratsfähigem Alter erstanden hatte. Da ein Gewehr von dem alten Borderladersystem für 4- 8 Elfenbeinzähne verkauft wird, so kommen 6 bis 8 Frauen für 12 M. heraus – jedenfalls ein billiger Kauf! Der armseligste Hund in Europa würde mehr kosten als ein Mädchen in Afrika.“

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