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Dokumentation

Über das Schicksal Dr. Gerbers im Hereroland, Postversand nach und Meldungen aus Deutsch-Südwestafrika, "Die Sozialisten und die Hereros"; oberbadische Abteilung der DKG: "Aufruf zu Gunsten unserer Volksgenossen in Südwestafrika; "Denkschrift über die Entwicklung des Kiautschou-Gebietes"

Freiburger Zeitung, 07.02.1904, 1. Blatt, 2. Seite

"Ueber das Schicksal des Forstassessors Dr. Gerber von hier herrscht, wie aus den heutigen neuesten Meldungen hervorgeht, beunruhigende Ungewißheit. Herr Dr. Gerber befand sich, wie gemeldet wurde, bei beginn des Aufstandes im hererogebiete. Im Elternhause traf Mitte Januar die letzte Nachricht von ihm ein. Seither ist nichts mehr von ihm verlautet. Auch irgend welche amtliche Mitteilung über sein Schicksal ist bis jetzt nicht in den Besitz der begreiflicherweise beunruhigten Angehörigen gelangt."

Dr. Gerber

Post nach Südwestafrika

Neuestes und Telegramme. Aus Deutsch-Südwestafrika.

Berlin, 5. Februar. Die Koloniale Zeitschrift meldet in einem Privattelegram aus Windhuk: Weitere Opfer des Aufstandes: Der ältere Bruder des Kaufmanns Kurpik im Schilsberg ist wahrscheinlich getötet, ferner Hoepner, Watermayer, Müllendorf, Gerber, Biebeck, Altsch, v. Falkenhausen mit Frau und zwei Kindern. Schwer verwundet: Finster und Feldmann. Demgegenüber steht nun folgende Meldung des Gouverneurs Windhuk: Berlin, 5. Februar. Das Gouvernement Windhuk telegraphiert: Nach Angabe eingeborener Diener seien der Hilfsarbeiter in der Kolonialabteilung, Legationsrat Höpner, und der landwirtschaftliche Sachverständige bei Gouvernement, Watermayer, am 14. Januar von den Hereros ermordet worden. Hinsichtlich des Korrespondenten der Köln. Ztg., Müllendorff, und des ihn begleitenden forstwirtschaftlichen Sachverständigen Dr. Gerber (bekanntlich ein Freiburger. Red.), die hier eingetroffenen privaten Mitteilungen zufolge ebenfalls ermordet sein sollen, meldet das Gouvernement, daß eine Nachricht nicht vorliege. Nach einer telegraphischen Meldung aus Südwestafrika ist die telegraphische Verbindung zwischen Swakopmund und Windhuk wiederhergestellt. Der Kommandant des Habicht meldet: Gouverneur Leutwein erreichte den Dampfer nicht und kommt später.

Aus Berlin, 4. Februar, wird berichtet, der Kommandant des Habicht meldet aus Swakopmund: Gestern ist die Kompagnie Franke aus Omaruru abmarschiert. Heute geht das Besatzungskorps des Habicht zur Sicherung der Bahnlinie gegen Okahandja vor. Transport Winkler nach Karibib ist unterwegs, erreicht später Gobabis und vollzieht die Sperrung der Grenze. Die Truppen die Freitag abend von Berlin nach Swakopmund ausrückten, wurden vorher vom Kaiser besichtigt. Vormittags wurden bereits die zu dem Kommando gehörigen Offiziere dem Kaiser im Schlosse vorgestellt.“

„Die Sozialisten und die Hereros. Berlin, 5. Februar. (Str. P.) Der sozialdemokratische Wahlverein im fünften Berliner Wahlbezirk nahm fast einstimmig in einer stark besuchten Versammlung den Beschlussantrag an, daß die Haltung der Fraktion im Reichstag zum Hereroaufstand nicht zu billigen sei; sie hätte die Forderung rundweg ablehnen müssen.“

Scan der Originalseite auf dem Server der UB-Freiburg

 Freiburger Zeitung, 07.02.1904, 1. Blatt, 3. Seite

"Aufruf zu Gunsten unserer Volksgenossen in Südwestafrika.

Ein schweres Verhängnis ist über unsere Kolonie Südwestafrika hereingebrochen. Leben und Eigentum vieler Ansiedler sind aufs schwerste bedroht; durch den Aufstand der Herero werden die Früchte jahrelanger mühseliger Arbeit vernichtet. Es ist die patriotische Pflicht jedes Deutschen, Hilfe zu bringen und das Los der vom Unglück betroffenen Landsleute nach Kräften zu lindern. Daher richten wir an alle unsere Mitbürger von Stadt und Land die dringende Bitte, nach Kräften dazu beizutragen, daß der Not unserer Volksgenossen in Südwestafrika gesteuert werde. Schnelle Hilfe ist dringend geboten, auch die kleinste Gabe ist willkommen.

Der Vorstand der oberbadischen Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft

Oberstleutnant Bailer, Fabrikant Herm. Fauler, Generalleutnant Excellenz Geest, Dr. Hieber, Fabrikant August Krummeich, Geh. Kommerzienrat Julius Mez, Vorsitzender, Professor Michael, Geh. Regierungsrat Muth, Kommerzienrat Arthur Pfeilsticker, Handelskammersekretär Franz Schuster, Stadtrat Hubert Wagner. Obige Vorstandsmitglieder sind bereit, Gaben anzunehmen. Ebenso haben sich dazu in liebenswürdiger Weise bereiterklärt: die Buchhandlungen von Joh. Eichlepp, Otto Flaig, Herdersche Verlagshandl., Lorenz & Wänzel, G. Ragoczh, August Schweiß, Speyer & Kaerner, Eugen Stoll, Karl Troemer, Friedrich Wagner, Josef Waibel. Auch die Expedition der Freiburger Zeitung ist bereit, Gaben in Empfang zu nehmen."

 Aufruf DKG 1904

Scan der Originalseite auf dem Server der UB-Freiburg

Freiburger Zeitung, 07.02.1904, 2. Blatt, 1. Seite

Allgemeine Umschau. Eine Denkschrift über die Entwicklung des Kiautschou-Gebietes ist dem Reichstag zugegangen. Sie umfasst die Zeit von Oktober 1902 bis Oktober 1903, indessen sind auch die nachträglichen wichtigeren Ereignisse, insbesondere die Fortschritte im Eisenbahnbau, bis zum Ende des Jahres 1903 bereits berücksichtigt, so daß die Denkschrift ein anschauliches Bild von den Verhältnissen in unserer ostasiatischen Kolonie bietet. Der Denkschrift sind auch in diesem Jahre wieder eine größere Anzahl von Lichtbildern beigefügt, die einen Einblick in die rasche bauliche Entwicklung des jungen deutschen Hafenplatzes gewähren. Eine Karte von Tsingtau und seiner Umgebung schließt die Denkschrift ab. Der vorliegende Jahresbericht ist wie seine Vorgänger vorsichtig und kritisch gehalten und sucht nach Möglichkeit genaue Angaben über die verschiedenen Zweige der kolonialen Entwicklung durch Ziffern und Daten zu geben. Der Gesamteindruck, den der Bericht hervorruft, ist der eines erfreulichen Fortschritts der Kolonie. In dem Maße, in dem einerseits die Erschließung des Hinterlandes durch den Bau des Schienenweges und andererseits die Erleichterung des Seeverkehrs durch die Hafeneinrichtungen gefördert wird, vollzieht sich mit Stetigkeit und Sicherheit der Aufschwung des jungen deutschen Handelsplatzes. Die Marineverwaltung stellt nach wie vor bei allen Regierungsmaßnahmen die Gesichtspunkte der wirtschaftlichen Entwicklung der Kolonie in den Vordergrund. Wenn aber auch der bisherige wirtschaftliche Aufschwung als ein durchaus befriedigender bezeichnet werden muß, so ist doch, wie die Kreuzztg. unter Hinweis auf die Denkschrift hervorhebt, immer wieder darauf hinzuweisen, daß die volle Verkehrsentwicklung und Handelsblüte Tsingtaus erst nach der Fertigstellung der Eisenbahn und des Hafens einsetzen kann und alsdann einige Jahre angehalten haben muß, ehe es zulässig sein wird, über den vollen Wert des Platzes abzuurteilen, wie dies sehr verfrüht jetzt von mancher Seite versucht wird. Alle Anzeichen, die aus dem bisherigen Gange der Entwicklung entnommen werden können, berechtigen zu den besten Hoffnungen auf eine große wirtschaftliche Zukunft der Kolonie. Man braucht nur die frühere Denkschrift über Kiautschou neben die jetzt vorliegende zu halten und die Abbildungen zu vergleichen, um die bedeutenden Fortschritte selbst wahrzunehmen, die letztere Verzeichnen können. Es ist in verhältnismäßig kurzer Zeit in Kiautschou sehr viel geschaffen worden, und das erfreuliche Bild, das Tsingtau mit seinen freundlichen und stattlichen europäischen Gebäuden, einem von Schiffen anmutig und verheißungsvoll belebten Hafen und last not least mit seinen freundlichen gärtnerischen und jungen fortschrittlichen Anlagen bietet, ist wirklich dazu angetan, für die kolonisatorische Tätigkeit Deutschlands im fernen Osten einzunehmen. Dieser Denkschrift sollte nur möglichst weite Verbreitung gegeben werden, damit auch Zweifler erkennen könnten, mit welch frischer Schaffenskraft in unserer jüngsten Kolonie gearbeitet und wie zielbewusst auf ihre schnelle Entwicklung hingestrebt wird.“

Frz Kiautschou Denkschrift

 Scan der Originalseite auf dem Server der UB-Freiburg