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Dokumentation

DSWA: Berichte aus Okahandja vom Sitz Samuel Mahareros, angebliche Gräueltaten der Hereros gegen Frauen; Buch-Anzeige Ostasien von A. Herrich mit "Deutsch-China"

Freiburger Zeitung, 17.02.1904, 1. Blatt, 1. Seite

„Ankunft unserer Afrikakrieger in Okahandja. Das Marineexpeditionskorps ist in Okahandja, der früheren Residenz des Großkapitäns Maharero, angelangt. Wie sich jetzt zeigt, ist der gleichzeitige Aufstand in dem ganzen großen Hererogebiet auf das planmäßige Betreiben einiger Unterhäuptlinge zurückzuführen, die den schwachen und trunksüchtigen Maharero zum Treubruch zwangen. Eine Meldung des Berl. Lok.-Anz. schildert die Ursachen der Erhebung und weitere Greueltaten wie folgt:

Okahandja, 13. Februar. Wir sind morgens im Hauptsitz der Hereros, in Okahandja eingetroffen, wo 500 der angesehensten Hereros und der Großkapitän Samuel Maharero bisher wohnten, dessen Haus jüngst mit Dynamit gesprengt wurde. Samuel, ein bekannter Trinker und Weiberfreund, war durch Branntwein zu allem zu bewegen. Das nutzten die eigentlichen Leiter des Aufstandes, die Unterkapitäne Assa Riarua und Ouandja, aus und zwangen ihn zum Losschlagen, nachdem er zuvor folgende Proklamation, betitelt 'Aufruf an mein Volk' erlassen hatte: ‚Ich, der Großkapitän Samuel, schwöre und befehle, daß keinem Bastard, Hottentotten, Bergdamara, Engländer, Bur und Missionar ein Leid geschehen soll. Samuel Maharero.’ Solche Aufrufe führten die räuberischen Banden und sie wurden vielfach bei ihnen vorgefunden. Der hiesige Distriktschef Zuern besitzt von dem Schriftstück mehrere Originale. Bezeichnend ist ferner, daß das Massaker auf dem zusammen 60 000 Quadratkilometer großen Hereroland an demselben Tage ausbrach. Einzelnen schwerverwundeten Frauen gelang es, sich zu retten, darunter zwei Nichten des Braunschweiger Divisionsgenerals Otto, der Frau Göbel und Frau Lange. Vor den Augen dieser wurde das jüngste Kind eines Herero, der Christ ist und dessen freundliche Gesinnung für Deutschland bekannt war, zwischen Tür und Pfosten zerquetscht, der Vater selbst ermordet und verschiedene Frauen mit der Keule niedergeschlagen. Das sehr starke Haar milderte bei diesen die Keulenschläge; die schwer Verwundeten gelangten schließlich nach langem Herumirren in die festen Stationen. Nachdem Frau Göbel nochmals gefangen und auf den 1500 Meter von Okahandja entfernten Kaiser-Wilhelmberg vor Assa geschleppt und von diesem auf Fürbitte der Großfrauen freigegeben war, fand sie mit beiden lebenden Kindern Schutz im Kastell Okahandja. Auch Frau Alisch, einer Schwägerin des Schulrats Stier in Berlin, Johanniterstraße 9, gelang es, reitend Windhuk zu erreichen; ihr Gatte war verschwunden. Es ist möglich, daß er nur verwundet ist und sich verborgen hält; Patrouillen suchen ihn.“

Scan der Originalseite auf dem Server der UB-Freiburg

Freiburger Zeitung, 17.02.1904, 2. Blatt, 3. Seite

Anzeige für ein Buch, dass u.a. von „Deutsch-China“ berichtet.

FrZ Ostasien-Buch

 Scan der Originalseite auf dem Server der UB-Freiburg