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Pressedokumentation:

"Seegefecht bei Coronel" und Bericht zum Kolonialkrieg in Westafrika

 

Freiburger Zeitung, 17.12.1914, 1. Morgenausgabe

Aus Feldpostbriefen - Das Seegefecht bei Coronel. Dem Briefe eines Offiziers unseres leider von einer englisch-japanischen Uebermacht vernichteten ostasiatischen Geschwaders entnehmen wir folgende Schilderung der Seeschlacht bei Coronel:

‚Am 31. Oktober kamen wir auf der Höhe von Valparaiso an. Am 1. November fanden wir den kleinen Kreuzer Glasgow, von dem wir am Tage zuvor den Standort erfahren hatten. Um 4 Uhr kam er in Sicht. Mit 30 Meilen Geschwindigkeit sausten wir auf ihn los. Klar Schiff zum gefecht! Wir waren die Schiffe Scharnhorst, Gneisenau und die kleinen Kreuzer Dresden und Leipzig. Die Nürnberg war detachiert. Der Gegner hatte die beiden Panzerkreuzer Good Hope und Monmouth, die kleinen Kreuzer Glasgow und den Hilfskreuzer Otranto. 3.36 Uhr waren wir am Feinde, 6.37 begann das Feuer. Wir schossen Breitseite auf Breitseite. Nach 2 Minuten stand das englische Flaggschiff in Flammen. Wir schossen 52 Minuten lang. Treffer auf Treffer saß bei den Engländern. Die Stichflammen unserer wunderbar zündenden Sprenggranaten schlugen überall aus dem deck. heraus. Eine große Explosion fand auf Good Hope statt und bald darauf war nichts mehr von ihr zu sehen. Das war unser Gegner. Monmouth, von Gneisenau schwer beschädigt, floh mit kolossaler Schlagseite. Nürnberg, welche inzwischen wieder herangekommen war, fand sie und brachte sie durch mehrere Treffer zum Kentern. Gerettet konnte niemand werden, da ein schwerer Seegang herrschte und keine Boote klar waren. Glasgow entfloh, nachdem sie mehrere Treffer erhalten hatte, ebenso Otranto. Wir selbst haben nur einen wirklichen Treffer erhalten: dieser ging durch den ungepanzerten Teil des Vorschiffs und blieb dort liegen ohne zu krepieren. Alle anderen Treffer zerschellten am Panzer. Verwundete haben wir überhaupt keine, Gneisenau hat drei Leichtverletzte, die anderen Schiffe nichts.

Heute sind wir in Valparaiso eingelaufen, um aller Welt zu zeigen, daß wir unbeschädigt als Sieger aus dem Gefecht hervorgegangen sind. Die Deutschen in Valparaiso schwelgen in Siegesfreude und unsere Mannschaft verzehrt, verraucht und vertrinkt die Liebesgaben. Seit Kriegsausbruch haben wir rund 10 000 Seemeilen zurückgelegt, dazu braucht man Kohlen. Das Kohlen haben wir jetzt in der Uebung. Unsere Musik spielt ihre Weisen sei es zum Vergnügen, sei es zur harten Arbeit des Kohlens. England wird uns jedenfalls neue Schiffe entgegenschicken, die wir hoffentlich mit Gottes Hilfe ebenso abfertigen werden, wie die im Seegefecht von Coronel.’

Leider sollte sich, wie die Ereignisse inzwischen zeigten, diese Hoffnung nicht erfüllen. Unser tapferes Auslandsgeschwader, das in dem oben geschilderten Kampfe sich so glänzend geschlagen hat, ist, von gewaltiger Uebermacht überfallen, ruhmvoll untergegangen.“

Vom Kolonialkrieg. Paris, 16.. Dez. (W. T.-B. Nicht amtlich.) Der Kolonialminister setzt im Petit Parisien die Lage am Kongo und in Kamerun auseinander. Danach operierten dort gleichzeitig drei starke Kolonnen. Die erste, aus französischen und englischen Truppen bestehend, unter dem Befehle des englischen Generals Dobell, ouvrierte längs der Küste und nahm Duala, Victoria und die Funkenstation Kamina im Togo ein. Die zweite Kolonne hatte das durch den Kongovertrag abgetretene Gebiet wieder zu erobern und dabei heftige Kämpfe zu bestehen, wurde aber von den belgischen Truppen wirksam unterstützt. Die dritte Kolonne, englische und französische Truppen unter dem General Largean, hat Kufferi eingenommen. Die Verbündeten errangen die bisherigen Erfolge über die Deutschen erst nach schwerem Kampf.“

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