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Dokumentation:

Zusammenschluss der ostafrikanischen Kolonialgesellschaften

Freiburger Zeitung vom 28.11.1932, Nr. 325 (2. Abendausgabe)

Deutsche Kolonialgesellschaften schließen sich zusammen. In der am 12. Dezember einberufenen Generalversammlung werden die Ostafrikanische Eisenbahngesellschaft und das Nyassa-Konsortium ihre Vereinigung mit der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft beantragen. Diese Zusammenfassung ist der natürliche Abschluss der bisherigen Entwicklung. Die drei Unternehmen haben ihre Arbeiten in den letzten zehn Jahren in engster Gemeinsamkeit durchgeführt und überwiegend gemeinsame Interessen erworben.

Das Pflanzungsareal der fusionierten Gesellschaft umfaßt rund 49 300 Hektar, davon 24 000 Hektar Eigentumsland und das übrige Pachtgebiet. Bewirtschaftet werden nur 11 000 Hektar.

Diese Fusion wird von einschneidender Bedeutung für das Kolonialwesen Deutschlands sein, und es dürfte daher von Interesse sein, einige Daten über die Entstehung und Entwicklung der Gesellschaften in Erinnerung zu bringen.

Die Deutsch-Ostafr. Gesellschaft wurde 1884 von Dr. Carl Peters gegründet. Bis zum Abschluß des ‚Helgoland-Vertrages’ hatte die Gesellschaft als Inhaberin von Hoheitsrechten für das deutsche Kolonialwesen die selbe Bedeutung wie Ostindien Company für England. Diese Rechte gingen nun auf das Deutsche Reich über. Im Jahre 1911 gründete die Gesellschaft die ‚Handelsbank für Ostafrika’, die rein bankmäßige Geschäfte betrieb. Mit dem Ausgang des Krieges ging der gesamte Besitz der Gesellschaft verloren, die dann den Wiederaufbau mit Entschädigungsmitteln in Angriff nah m.

Die Ostafrikanische Eisenbahngesellschaft ist der Initiative Georg von Siemens entsprungen, der zwar bei der Gründung nicht mitwirkte, aber später ein begeisterter Befürworter der Erschließung des Ostafrikanischen Schutzgebietes durch Eisenbahnen wurde. Nach dem Tode des ersten Kolonialdirektors Dr. Kayser ließ das staatliche Interesse sichtlich nach, und Siemens hatte viele Schwierigkeiten mit der Regierung und dem Reichstag. Erst 1904 kam ein Garantiegesetz zustande. Die Bahn wurde gebaut und erreichte 1914 den Tanganyika-See, lange nach dem Tode von Siemens. Die Engländer liquidierten die Bahn und schrieben dem Deutschen Reich für den Bauwert von 140 Millionen 10 Millionen gut. Jetzt beschäftigte sich die Gesellschaft mit dem Pflanzenbetrieb in Ostafrika und Sumatra.

Das Nyassa-Konsortium wurde 1914 auf das Betreiben des reiches hin gebildet und hatte die Aufgabe, die Mehrheit der englischen Nyassa-Gesellschaft, die ihrerseits wiederum die mit Landeshoheitsrechten ausgestattete portugiesische Nyassa-Gesellschaft besaß, zu erwerben. Kurz vor Kriegsausbruch konnte diese Aufgabe durchgeführt werden. Nach Kriegsende hat das Konsortium gleichfalls mit Mitteln der Reichsentschädigung den Erwerb von Pflanzungsinteressen in Angriff genommen.“

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