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zuletzt aktualisiert:

7.3.2021


 

"Kauft deutsche Bananen" - Eine Ausstellung zu Kolonialwaren und ihrem Handel in Bielefeld Weiter

Ausstellung


Buchtipp/

Verlagsankündigung:

Stefanie Wolter: Die Vermarktung des Fremden. Exotismus und die Anfänge des Massenkonsums

"Die verlockenden Südseeschönheiten, großäugigen Mohrenkinder und untertänigen »Boys« der frühen Werbegrafik führen vor Augen, wie gezielt Fremdenbilder schon in der Zeit des Deutschen Kaiserreichs eingesetzt wurden. Ob in der Werbung, den Live-Auftritten von
Völkerschauteilnehmern oder, etwas später, den exotischen Abenteuerfilmen: »Fremdenbilder « bereiteten pittoresken Nervenkitzel, lockten mit prickelnder Erotik und förderten die rassistisch gefärbte Wahrnehmung von Indianern, Lappländern und Afrikanern als den »Anderen« über Generationen hinweg. Stefanie Wolter nimmt den Beginn der schichtübergreifenden Unterhaltungs- und Konsumkultur unter die Lupe und geht damit den Ursprüngen der vielfach bis heute wirksamen Stereotypen über »Fremde« auf den Grund."

Rezension:

Rita Gudermann:

Der Sarotti-Mohr.

Die bewegte Geschichte einer Werbefigur

Eigene Kolonien als Rohstoffproduzenten und Absatzgebiete für Fertigprodukte waren eine der Säulen der kolonialrevisionistischen Argumentation nach 1919. Auch die südwestdeutsche Industrie forderte aus diesem Grunde ein deutsches Kolonialreich. Siehe z.B. den Bericht „Hauptversammlung des Verbandes Südwestdeutscher Industrieller in Freiburg. Wir müssen Kolonien wieder haben!" Badische Presse, 19.10.1928. Artikel

Bilderdienst 1

Zigarren und Zigaretten waren klassische Kolonialprodukte (weniger aus 'eigener' Produktion), für die z.B. auch in den Freiburger Zeitungen laufend geworben wurde. 1936 brachte der Cigaretten-Bilderdienst Dresden ein dickes Buch heraus, das den deutschen Kolonialismus massenwirksam verherrlichte. Für jede ehemalige Kolonie gab es einige Seiten mit Platzhaltern für bunte Klebebildchen, die mit den Zigerettenpackungen unter die Leute gebracht wurden. Die Themen reichten von Angehörige der Schutztruppe, "Eingeborene" und deren Lebenswelt, Fauna und Flora bis eben zu den jeweiligen Kolonialprodukten der Kolonie.

Bilderdienst 2

beide Seiten in Großansicht

Michael Kamp: Zwischen Alltag und Exotik. Kolonialwaren in München, in: Anne Dreesbach und Helmut Zedelmaier (Hg.): >>Gleich hinterm Hofbbräuhaus waschechte Amazonen<< - Exotik in München um 1900. München/Hamburg 2003

 
 
 

Auch wenn es heutzutage (abgesehen etwa von ein paar französichen Überseedepartements) kaum noch Kolonien im formalen Sinne gibt, so hat doch die Kolonialzeit die weltweiten Produktions- und Handelsstrukturen nachhaltig im Sinne der Ausbeutung der kolonisierten Länder geprägt. In Freiburg gibt es mehrere Läden, die sich dagegen dem sog. fairen Handel verschrieben haben:

Weltladen in

der Gerberau 12

Weltladen Herdern

Salzladen Littenweiler

Weltladen im Stühlinger (Klarastr. 23)

In Freiburg hat auch der Internet-Versand für Textilien fairwear seinen Sitz

 
 
 

"deutscher Kakao" und andere Kolonialwaren im Warenhaus S. Knopf (FrZ, 21.12.1905)

 
 
 

 

 

 

(Post-)Koloniale Orte in Freiburg

Kolonialwarenläden und Produkte in Freiburg und Umgebung

Kolonial-wirtschaftliche Verflechtungen im Alltag

Kolonialwarenläden gehörten über Jahrzehnte zum Stadtbild Freiburgs. Sie waren ein ganz praktischer und sozusagen 'bürgernaher' Ausdruck des weltweiten Kolonialsystems. Einige Geschäfte verkauften dabei allerdings nicht nur Kolonialprodukte, sondern waren eher Gemischtwarenläden mit "Kolonialabteilung". Hier sind Fotos, Werbung für Kolonialprodukte und andere Hinweise auf die koloniale Produktwelt in Freiburg aus verschiedenen Jahren dokumentiert. In der linken Spalte finden Sie Verweise, die nicht speziell auf Freiburg bezogen sind.

Triggerwarnung: Werbeanzeigen enthalten öfter stereotype "warenrassistische" Darstellungen von Menschn, die verletzend wirken können. Solchen Anzeigen wurde deshalb an dieser Stelle weniger Raum gegeben als textlichen Anzeigen und Fotos von Geschäften aus Freiburg.

Heiko Wegmann

Carl Jehle in der Baslerstr. 12: "Aus den deutschen Kolonien! Usambara-Kaffee (Ost-Afrika)", Freiburger Zeitung, 21.6.1907

Usambara-Kaffee

Julius Kaiser, Anzeige anlässlich der Geschäftsverlegung seines Colonial-Geschäftes von Oberlinden 24 an den Schwabenthorplatz 5, Freiburger Zeitung, 23.6.1900

Colonial-Geschaeft

Colonial- und Textilwaren Richard Bürgi in der Gutleutestraße 32 (Vorlage: Stadtarchiv Freiburg, M 70 S 202/25 Nr. 45, Jahr: 1930)

Kolonialwarenladen 1

Das Geschäft von Richard Bürgi in der damaligen Gutleutestraße (heute Carl-Kistner-Straße) in Haslach begann als Samenhandlung. Der Verkauf von Kolonialwaren startete vermutlich Ende der 1920er, Anfang der 1930er Jahre. "Doch der Sohn verstand sich nicht nur aufs Verkaufen und dekorieren, sondern verfasste unterhaltsame und informative Werbebriefe. Mitte der Fünfziger brachte er zum Beispiel die Geschichte des Kaffees mit eigener Zeichnung eines Gedecks unter die Leute - nicht ohne Bürgis Spezialmischung für 2,50 Mark anzupreisen." Carola Schark (Badische Zeitung, 17.10.2005, S. 35). Es wäre interessant zu wissen, ob Bürgi darin auf die für die Kolonisierten gar nicht so unterhaltsame Durchsetzung des Kaffeeplantagenanbaus einging.

In den Dreißigern wurde in Deutschland jedenfalls auch viele Jahre nach dem Zusammenbruch des deutschen Kolonialreiches noch für "Kaffee aus unseren Kolonien" geworben. Mit der Werbepackung einer Hamburger Firma aus 1937 trank man auch gleich für die imperialistische "Wiedergewinnung deutschen Lebensraumes" mit (Anzeige aus: Deutsche Kolonial-Zeitung Nr. 4/April 1937).

Kolonial-Kaffee

Zur reichsweiten Tagung des Reichskolonialbundes 1935 warben Kaffee-Geschäfte in der Freiburger Zeitung (hier: 14.06.1935) für "Erzeugnisse aus Übersee":

Kolonial-Kaffee Freiburg

Kaffee-Werbung mit stilisiertem Mohrenmotiv in der Freiburger Zeitung, 19.12.1936 (siehe auch: Joachim Zeller/ Heiko Wegmann: Fotogalerie: „Mohren“- Ein Stereotyp in der Alltagskultur Mehr)

Weihnachtskaffee

"Colonialwaren Joh. Baptist Herz", Rempartstraße (Vorlage: Stadtarchiv Freiburg, M 737 AF 108, Jahr: 1905)

Kolonialwarenladen 2

Oben: Detailausschnitt, unten: ganzes Foto

Kolonialwarenladen 3

Kolonialwaren Gresserstraße (Detail aus Vorlage Stadtarchiv Freiburg M736/6861/21)

Kolonialwarenladen 4

Feinkost und Kolonialwaren Adolph Speh in der Günterstalstraße 13 Ecke Talstraße (Vorlage: Stadtarchiv Freiburg, M75/1, keine ungenehmigte Nutzung erlaubt)

Speh Detail

Speh

Werbeanzeige von Kolonialwaren Adolph Speh (mit Palme im Logo), Günterstalstr. 13, Freiburger Zeitung, 21.3.1920

Anzeige Kolonialwaren Speh

Kolonialwaren Adolf Robold in der Hildastr. 54. Anzeige zur Geschäftseröffnung 1904 (Freiburger Zeitung, 7.4.1904)

Kolonialwaren Robold

Koloniawarenhandlung Friedrich Hofmann Gutleutstraße 5 (heute Carl-Kistner-Str.; Vorlage: Stadtarchiv Freiburg, M 70 S 202/25 Nr. 7, Jahr: 1930)

Kolonialwarenladen 5

Kolonialwaren F. J. RUF in der Komturstraße (Vorlage: Stadtarchiv Freiburg, M 7010 K, Anfang 1930er Jahre)

Kolonialwarenladen 6

Lehrstelle Kolonialwaren-Großhandlung J. Ruef Sohn, Freiburger Zeitung, 18.02.1904.

Siehe auch J. Ruef Colonialwaaren-Grosshandlung, Schiffstraße 11, auf Alt-Freiburg

und Colonialwaren Künstle, Zähringerstrasse 92, auf Alt-Freiburg

"Kolonialwarengroßhandlung sucht Reisenden", Freiburger Zeitung, 13.2.1935.

Kolonialwarengrosshandlung

"Tropil", Freiburger Zeitung, 27.7.1905, 2. Ausgabe, S. 3

Tropil

"Tapioka" (Maniok-Mehl), Freiburger Zeitung, 19.12.1905.

Tapioka

"Kolonialwarengeschäft mit Haus zu verkaufen", Freiburger Zeitung, 27.7.1905.

 

"Eureka bestes Waschmittel - Zu haben in den meisten Kolonialwarenhandlungen", Freiburger Zeitung, 9.8.1905.

Eureka

Kolonialwaren und Lebensmittel Fritz Stüdle in der Günterstalstraße (Vorlage: Starchiv Freiburg, M 7010 G, Jahr: ca. 1940)

Kolonialwarenladen 8

Kolonialwaren in der Zasiusstraße (Vorlage: Stadtarchiv Freiburg, M736/6861/12)

Kolonialwarenladen 9

Colonialwaren Groß- und Kleinverkauf, Joseph Eiche, Zasiusstr. / Ecke Dreikönigstr., Werbung in der Freiburger Zeitung, Oktober 1900

Zuntz Kaffe in den Kolonialwarenläden P. Fritsch Witwe, Stühlingerstr. 9, Geschwister Hoffmann, Freiburg-Haslach, siehe Freiburger Zeitung 25.3.1929

Zuntz Kaffee

Kolonial- und Kurzwarengeschäft zu übergeben, Freiburger Zeitung, 09.08.1905. Eine Anzeige für ein Geschäft im Schwarzwald findet sich in der Freiburger Zeitung vom 21.06.1907

Übergabe

"Elfenbeinwaren", Freiburger Zeitung, 17.11.1905.

Elfenbein

"Grosses Lager in Straussfedern u. Marabu", Berta Oettinger, Günterstalstr. 26, II., Freiburg i. Br., Freiburger Zeitung, 2.12.1910

Straussfedern

"Straussenfedern-Verkaufstage" im Kaufhaus S. Knopf (Freiburg), Straussenfarm von Hagenbeck, "Schwarze Köpfe" und Schwarze Amazonen", Freiburger Zeitung, 4.9.1911.

Straussenfedern 

"Spezialmarke Herero" der Zigarrenfabrik Hoppe aus Goslar, Freiburger Zeitung, 22.06.1907

Spezialmarke Herero

"Deutscher Kakao" und "Chinesischer Tee" ..., Freiburger Zeitung, 22.11.1905.

deutscher Kakao

"L. Gottlieb - grösstes und leistungsfähigstes Haus der Kolonial- und Delikatessen-Branche", Freiburger Zeitung, 1.12.1905.

Einkaufsgenossenschaft Freiburger Kolonialwaren- und Drogenhändler, Freiburger Zeitung, 19.03.1919.

FrZ

"Kolonial-Werte Max Daniel, Bankgeschäft", Freiburger Zeitung, 4.1.1920

Kolonial-Werte
Zu den kolonialen Produkten gehörte auch "Kolonial-Seife", hier sehr prägnant inszeniert (auf dem Gebäude im Hintergrund steht "Deutsches Kolonial-Haus").

Seife

Kolonialwarenläden in verschiedenen Adreß- bzw. Einwohnerbüchern der Stadt Freiburg (nur Beispiele!)
  • Jahr 1889
  • [Werbeanzeige 16] Colonialwaren Franz Kreher (vormals Bürkle), Universitätsstr. 3
  • [Werbeanzeige 21] Colonial- und Materialwaren Emil Bender, Ecke Merian- und Weberstr.. „stets frisch gebrannter Kaffee“
  • Jahr 1890
  • [Werbeanzeige 16] Hermann Munding Colonialwaren - Thee, Café, Südfrüchte, Rum, Havanna-Zigarren; Unterlinden 7
  •  Jahre 1925/26
  • Beha, Martin, Kolonialwaren und Drogen, Hildastr. 50 Handelsvertreter [IV 8]
  • Schröder, Franz, Kaffee- und Teeimport, Kolonialwarengroßhandel, Münsterplatz 23 u. Engelstr. 8 [IV 74]
  • Jahr 1928/29
  • Kolonialwarenhandlung Andreas Müller, Zähringerstr. 374
  • Kolonialwarengeschäft Friedel Müller, Schloßbergstr. 14
  • Kolonialwarenhändler Hermann Müller, Schwarzwaldstr. 40
  • K. Otteny, Kolonialwaren- und Feinkosthanmdlung, Ludwigstr. 4a (Inh. Franz Xaver Müller)
  • Jahr 1933
  • Bark, Karl, Inh., Kfm. (Kolonialwaren und Delikatessen) [V 3]
  • Beha, Martin, Kolonialwaren und Drogen, Hildastr. 50, Handelsvertreter [IV 9]
  • Hummel, Josef (Kolonialwarenhandlung)
  • Jehle, Karl - Inh. Kfm. Karl Ruß (Kolonialwaren und -Feinkosthandlung)
  • Jenne, Heinrich, Kfm., (Kolonialwaren)
  • Sexauer, Adolf, Kolonialwaren und Milchhandlung, Zähringerstr. 46
  • ... zu ergänzen...

Die Einwohnerbücher sind im Stadtarchiv und im Staatsarchiv in Freiburg einzusehen. Eine ganze Reihe ist auch online bei der UB-Freiburg

Werbung aus dem Staufener Wochenblatt (23.9.1905).

Staufener Wochenblatt

Staufener Wochenblatt 2

Zigarren: Neben Kaffee und Tee ein klassisches Kolonialprodukt, für das regelmäßig in Anzeigen geworben wurde (Anzeige aus: Staufener Wochenblatt, 16.9.1905.

Palmin, Staufener Wochenblatt, 12.10.1905.Staufener Wochenblatt

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