Pressedokumentation:Kolonialdebatte im Reichstag; Gesetzentwurf zum Schutze deutscher Interessen in Ostafrika; Englischer Bote aus Khartum zurückgekehrt |
Freiburger Zeitung, 20.01.1889 (Tagesausgabe), 1. Seite Freiburg, 19 Januar. Die Kolonialdebatte, die diese Woche im Reichstage stattgefunden und an der sich auch der Reichskanzler betheiligte, hat Diejenige enttäuscht, die von dieser Debatte eine eingehende Darstellung über die Lage in unseren Kolonien sowie über die Ziele der Reichsregierung auf kolonialpolitischem Gebiete erwarteten. Fürst Bismarck fand den Zeitpunkt zu einer solchen Darlegung im Reichstage offenbar noch nicht für gekommen, zumal die Vorlage über Ostafrika, die nächstens den Reichstag beschäftigen soll, den Schooß des Bundesraths noch nicht verlassen hat. Die unerwarteten Vorgänge auf Samoa mögen auch eine Aenderung dieser Vorlage in später Stunde nothwendig gemacht haben. (...) Berlin, 18. Jan. Dem Bundesrathe ist von dem Reichskanzler soeben der Gesetzentwurf betreffend den Schutz deutscher Interessen und die Bekämpfung des Sklavenhandels in Ostafrika nebst einer Begründung vorgelegt worden. Die Vorlage lautet: § 1. Für Maßregeln zur Unterdrückung des Sklavenhandels und zum Schutze der deutschen Interessen in Ostafrika wird eine Summe bis zur Höhe von 2 000 000 M zur Verfügung gestellt. § 2. Die Ausführung der erforderlichen Maßregeln wird einem Reichskommissar übertragen, welcher gleichzeitig nach der ihm zugegangen besonderen Instention die dem Reichskanzler statutenmäßig zustehende Aufsicht über die deutsch-ostafrikanische Gesellschaft und deren Angestellte in Ostafrika ausübt. § 3. Der Reichskanzler wird ermächtigt, die erforderlichen Beträge nach Maßgabe des eintretenden Bedürfnisses aus den bereiten Mitteln der Reichshauptkasse zu entnehmen. Scan der Originalseite auf dem Server der UB-Freiburg
Freiburger Zeitung, 20.01.1889 (Tagesausgabe), 2. Seite Großbritannien. London, 18. Jan. Dem „Reuter’schen Bureau“ wird aus Sualim von gestrigen Tage gemeldet: Ein Bote, welcher von den egyptischen Behörden nach Khartum gesandt wurde, um sich über die dortige Lage zu informieren, ist zurückgekehrt. Er vollendete die Reise von Khartum nach Sualim in 24 Tagen und überbrachte einen Brief des von dem Mahdisten gefangen gehaltenen Platin, welcher konstatiert, daß Lupron in der Gefangenschaft gestorben sei. Authentische Nachrichten über Emin Pascha waren in Khartum nicht bekannt, es zirkulierte nur das Gerücht, die Aequatorialprovinzen seien in die Hände der Mahdisten gefallen. Alle gefangenen Europäer in Khartum waren bei guter Gesundheit. Scan der Originalseite auf dem Server der UB-Freiburg Zurück zum Jahr 1889 der Pressedokumentation | Zum Seitenanfang |