|
Freiburger
Zeitung, No. 133, Mittwoch, 13.06.1900, 2. Blatt, Seite 2
Der Aufruhr in China.
Peking, 11. Juni. Die fremdenfeindlichen Ausschreitungen haben
sich nicht vermindert. In einer hiesigen Straße wurde heute der Sekretär
der belgischen Gesandtschaft von chinesischen Soldaten angefallen und
geschlagen. In Tungchow, einem Flußhafen von Peking, wurde die amerikanische
Missionsanstalt von Aufrührern niedergebrannt. Dabei wurden 40 eingeborene
Christen getödtet. Das dicht vor dem Stadtthore Pekings gelegene Sommerhaus
des internationalen Klubs wurde gestern ebenfalls durch Brandlegung
zerstört. Deutscherseits wurde die Schutzwache in Tientsin durch 30 Matrosen
von der Irene und 25 Mann vom Seebataillon vermehrt. Mehrere hundert
deutsche Matrosen sind von Tientsin nach hier unterwegs. Bald darauf
brachen etwa 1450 Mann Truppen anderer Nationen von Tientsin nach hier
auf. Ein Gerücht besagt, daß es 4000 Russen mit 20 Kanonen sind, die nach
Peking marschiren.
Das Tsunnali Yamen protestiert bei den Gesandten gegen die Anwesenheit
der fremden Truppen in Peking, die doch nicht allein zum Schutze der
Gesandtschaften dienen können, sondern vielmehr thatsächlich eine Garnison
in der Hauptstadt eines unabhängigen und befreundeten Staates bilden
würden.
Belin, 11. Juni. Das Kanonenboot Tiger geht am 6. Juni nach Ostasien
ab.
Scan der Zeitungsseite auf Server der UB-Freiburg
Weiter
Zur
Übersicht Juni 1900 der Pressedokumentation |
nach oben
|