DokumentationHauptsammelstelle der freiwilligen Krankenpflege für Deutsch-Südwestafrika im Woermann-Haus eröffnet; Kamerun: Graf Pückler bei Baffo gefallen, Strafexpedition entsandt |
Freiburger Zeitung, 14.02.1904, 1. Blatt, 2. Seite „Der Reichsanzeiger veröffentlicht die Bekanntmachung des kaiserlichen Kommissärs und Militärinspektors der freiwilligen Krankenpflege, wonach in Hamburg eine Hauptsammelstelle der freiwilligen Krankenpflege für Deutsch-Südwestafrika errichtet wurde, die sich im Afrikahause der Wörmann-Linie zu Hamburg befindet.“ „Politische Tagesschau. Hamburg, 11. Febr. Nach einer telegraphischen Meldung des kaiserlichen Gouverneurs von Kamerun ist der Leiter der Station Offidinge, Graf Pückler, im Kampfe mit Eingeborenen bei Baffo gefallen. Eine Strafexpedition befindet sich unterwegs. Weitere Einzelheiten sind noch nicht bekannt. Wahrscheinlich ist Graf Pückler gelegentlich einer Erkundungsreise in die noch wenig bekannten Teile seines Bezirkes in Streitigkeiten mit dem der deutschen Herrschaft noch nicht unterworfenen Stamme der Anjangs (?) geraten, in deren Gebiete Baffo gelegen ist. Die Leipziger N. Nachrichten bemerken zu dieser Nachricht: Aus der Meldung lassen sich sichere Schlüsse kaum ziehen, und es ist noch zu hoffen, daß es sich nur um Unruhen kleineren Umfangs handelt, wie sie in Kamerun nicht selten gewesen sind. Immerhin ist es auffällig, daß gerade jetzt, wo in Südafrika die Hereros sich in vollem Aufstande befinden, auch in Kamerun Kämpfe ausgebrochen sind. Es handelt sich ohne Zweifel um einen der kriegerischen Bantu-Stämme, die, ursprünglich die Herrscher des Landes, die Küstenbezirke und die fruchtbaren Gegenden am Gebirge bewohnen. Die bedeutendsten von ihnen sind die Dualla und die Bakwiri, deren jeder etwa 20000 Köpfe zählt. Die Station Offidinge liegt im Westen des Kamerunlandes am Croßflusse, unmittelbar an der Grenze des englischen Gebietes, etwa 150 Kilometer von der Küste entfernt, und zählt zu den 5 Hauptmilitärstationen, auf die die Schutztruppe (88 Offiziere, 68 Unteroffiziere und 900 farbige Soldaten) und die Polizeitruppe in Stärke von 200 Mann verteilt sind. An Weißen befanden sich nach der Zählung von 1902 nur 581 Personen im ganzen Schutzgebiete, von denen etwa 470 deutscher Nation sind. Offenbar hat der Kampf, dem Graf Pückler zum Opfer gefallen ist, weiter im Innern des Schutzgebietes stattgefunden, das zum großen Teile sich der deutschen Herrschaft noch sehr schwer gefügig zeigt. Und leider muß wohl angenommen werden, daß er nicht das einzige Opfer war, da ja von einem Kampfe gesprochen wird, an dem also doch ein Teil der Schutztruppe beteiligt gewesen sein muss. Auch zeigt ja die Entsendung der Strafexpedition, daß man sich in den Regierungskreisen des Schutzgebietes bewußt ist, daß sofort energische Maßregeln ergriffen werden müssen, um die Unruhen nicht einen weiteren Umfang annehmen zu lassen. Wir wollen hoffen, daß es gelingen wird, die Unruhen zu lokalisieren und schnell zu unterdrücken, und daß es nicht auch hier zu einem Aufstande kommt, wie ihn das südwestafrikanische Schutzgebiet zeigt. Vorläufig wird man nähere Nachrichten abwarten müssen, um ein genaues Bild des ganzen Vorfalles zu gewinnen.“ Scan der Originalseite auf dem Server der UB-Freiburg |