Pressedokumentation auf www.freiburg-postkolonial.deDSWA: Kurzmeldungen; Englische Presse zur deutschen Diplomatie und Flotte; Bewilligungen für Ostasienexpedition; Anwerbebemühungen für die Ostasiatische Besatzungs-Brigade in Freiburg |
Freiburger Zeitung, 28.02.1904, 1. Blatt, 2. Seite Aus Deutsch-Südwestafrika. Berlin, 26. Februar. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung weist den in der Presse geäußerten Vorwurf mangelnden Entgegenkommens der Kolonialverwaltung bei Anfragen über das Schicksal deutscher Ansiedler im Aufstandsgebiet zurück und betont, die Kolonialverwaltung gab schon sehr erhebliche Beträge aus, um Privatpersonen die erbetenen Auskünfte zu erteilen. Man müsse die Schwierigkeiten berücksichtigen, welche die außerordentlichen Entfernungen und der Mangel rascher Verkehrsmittel einer peinlich genauen Berichterstattung bereiten. Gouverbeur Leutwein meldet von heute aus Windhuk, daß in dem Gefecht der Abteilung des Kapitänleutnants Sygas bei Großbarmen am 19. Februar außer den gemeldeten Verlusten noch der Reiter Max Müller vom Eisenbahndetachement vermißt wird. Scan der Originalseite auf Server der UB-Freiburg
Freiburger Zeitung, 28.02.1904, 2. Blatt, 1. Seite Quertreibereien in der englischen Presse gegen Deutschland sind anscheinend wieder einmal stark an der Tagesordnung. Während die englischen Tageszeitungen Frankreich gegenüber die äußerste Vorsicht und Zurückhaltung an den Tag legen, erscheint fast täglich irgend ein Leitartikel, in dem mehr oder weniger verblümt gesagt wird, die deutsche Regierung halte sich in ihren Freundschaftsbeweisen der russ. Regierung gegenüber nicht immer innerhalb der Grenzen strenger Neutralität. Der Daily Telegraph sagt in einem Leitartikel, im Anschluß an die Pariser Nachricht, die deutsche Regierung überhäufe Rußland mit Versicherungen der Freundschaft und sei bereit, mit ihren Angeboten weiter zu gehen, um Rußland zu zeigen, daß die deutsche Freundschaft wertvoller sei als diejenige Frankreichs: die Dreistigkeit dieses Anerbietens sei noch größer als seine Nutzlosigkeit. Wenn Deutschland Rußland zu Hilfe käme, so würde das Ergebnis sein, daß von der deutschen Flotte nicht ein einziges Schiff übrig bliebe, und auch keine einzige Kolonie. Es folgt dann ein Angriff auf die deutsche Diplomatie im allgemeinen, der der Vorwurf gemacht wird, daß sie wohl die Bismackschen Methoden Rußland gegenüber, aber nicht das staatsmännische Geschick Bismarcks beibehalten habe. Die deutschen Vertreter seien stets bemüht, diejenigen Höfe, bei denen sie akkrediert seien, mit Misstrauen gegen andere Mächte zu erfüllen. Die russischen Diplomaten zeigten sich zwar nicht immer vorsichtig in der Wahl ihrer Mittel, aber sie seien doch über die Praxis der mutwilligen Unheilstifterei zwischen neutralen und freundschaftlichen Nationen erhaben, während sich die deutschen Diplomaten seit den Tagen Bismarcks über die delikaten Regeln diplomatischer Ehre hinwegsetzten. In diesem Tone geht es fast eine ganze Spalte lang weiter, und am Schlusse wird die Adresse angegeben, die an die Spitzel gerichtet ist, indem es heißt, das russische auswärtige Amt sei davon überzeugt, daß Großbritannien ein Einverständnis mit Rußland einem solchen mit jeder anderen europäischen Macht ausgenommen Frankreich vorziehen würde. [...] Die Budgetkommission des Reichtages setzte die Beratung des Etats für die Expedition nach Ostasien fort und bewilligte ohne wesentliche Debatte des Rest des Titels 10: Besoldung und Teuerungszulagen, sachliche Ausgaben, und ebenso Titel 18: Pferdebeschaffung. Die Debatte geht dann auf die Beratung über die Beamten der Sanitätsabteilung zurück, wobei ein Antrag Müller-Fulda auf Streichung eines Stabsapothekers beim Sanitätsamte angenommen wird. Bei dem folgenden Titel 12: Bekleidung und Ausrüstung der Truppen wird das Bekleidungsamt Berlin genehmigt, das Bekleidungsdepot in Tientsin, einem Antrag Müller-Fulda gemäß, abgelehnt. Die folgenden Titel werden mit geringen Streichungen bewilligt. Damit ist die Beratung des Etats für die ostasiatische Expedition erledigt. Nächste Sitzung am 1. März. Scan der Originalseite auf Server der UB-Freiburg
Freiburger Zeitung, 28.02.1904, 2. Blatt, 4. Seite Bekanntmachung Der Ersatz für die Ostasiatische Besatzungs-Brigade soll in diesem Jahr in erster Linie durch Mannschaften des Beurlaubtenstandes (Reserve und Landwehr I) gedeckt werden. Unverheiratete und verheiratete Mannschaften des Beurlaubtenstandes, welche zu dieser Verwendung bereit sind, haben sich möglichst umgehend, spätestens bis 28. d. Mts. bei dem Bezirkskommando zu melden, wo, wenn es irgend möglich ist, ihre Untersuchung auf Tropendienstfähigkeit stattfinden wird. Zur Einstellung gelangen Feldwebel, Vizefeldwebel, Sergeanten, Unteroffiziere (Schreiber), Gefreite und Gemeine der Infanterie, Kavallerie, Feldartillerie, Pioniere, Verkehrstruppen und des Trains, darunter Hoboisten, Hilfshoboisten, Trompeter, Spielleute, Büchsenmachergehilfen, Oberbäcker, Schießer, Bäcker, Schlächter, Militär-Krankenwärter. Bedingung für die Einstellung ist neben vollständiger Tropendienstfähigkeit die Verpflichtung zum Dienst in der Ostasiatischen Brigade bis zum 30. 9. 1906. Alles Nähere betr. weitere Bedingungen, Löhnung, Zulagen, ungefähre Zeit der voraussichtlichen Abreise sind auf dem Bezirkskommando zu erfahren. Bezirkskommando Freiburg Gez. Trentepohl, Oberstleutnant u. Bezirkskommandeur. Nr. 1572 IV. Vorstehende Bekanntmachung bringen wir zur öffentlichen Kenntnis. Freiburg, 17. Großh. Bezirksamt. Kapferer. Zur Übersicht 1904 der Pressedokumentation | Scan der Originalseite auf Server der UB-Freiburg | nach oben |