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Freiburger Zeitung, 09.03.1904, 1. Blatt, 1. Seite
Angesichts der blutigen Vorgänge in Deutsch-Südwestafrika
ist ein anderes trauriges Ereignis in unseren Kolonien wenig beachtet worden: die Ermordung von vier Weißen im Croßgebiet und die Zerstörung mehrerer Faktoreien der Gesellschaft Nordwest-Kamerun, darunter ihrer Hauptniederlassung Nssanakang. Der Voss. Ztg. wird darüber geschrieben:
Drei der Ermordeten sind Angestellte der Gesellschaft, der vierte, Leutnant a. D. Graf Pückler, war es früher ebenfalls, jetzt Leiter der Regierungsstation, östlich und nicht weit von Nssanakang. Ossidinge war bis 1903 Militärstation mit einer Kompagnie der Schutztruppe; dann wurde diese teils der Ersparnis wegen, teils weil man sie in Adamana und im Tschadseegebiet zu brauchen glaubte, von dort zurückgezogen und Ossidinge als „Regierungsstation“ in Zivilverwaltung genommen. Diese Maßnahme ist von Kennern der Verhältnisse als verfrüht bezeichnet worden, und die jetzigen Ereignisse haben ihnen leider Recht gegeben. Ist einmal irgendwo eine Militärstation begründet worden, so darf sie nicht eher diesen Charakter verlieren, als bis die Stämme ringsum völlig unterworfen und mit den Machtverhältnissen der Weißen durchaus vertraut geworden sind, und das gilt besonders für Gegenden, wo die Station wirtschaftliche Unternehmungen zu schützen hat. Der Anyangstamm, in dessen Gebiet Graf Pückler und wohl auch die drei anderen der Herren fielen, sitzt zwischen dem Croß und der englischen Grenze, nördlich von Ossidinge. Zwar hatte die dortige Bevölkerung den Europäern, die sie bisher besucht hatten, wie Ramsay, Pavel und auch Graf Pückler selbst, wesentlichen Anlaß zur Klage nicht gegeben; aber sie hat keinen guten Ruf, ebenso wie die weiter nach Bali zu wohnenden Waldstämme, und von einer eigentlichen Unterwerfung war nicht die Rede. Es ist schade um die vernichtete Kulturarbeit der Gesellschaft Nordwest-Kamerun, die fleißig dabei war, ihre Handelsniederlegung vom Croß gegen Norden hin vorzuschieben.
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Freiburger Zeitung, 09.03.1904, 1. Blatt, 2. Seite
Aus Deutsch-Südwest
Köln, 7. März. Der Korrespondent der Köln. Ztg., Müllendorf, telegraphiert aus Swakopmund vom 5. d. M.: In Karibib und Okahudja herrschte bei meiner Durchfahrt sehr reger Betrieb. Infolge der Ankunft der Verstärkungstruppen in Swakopmund herrscht Arbeitermangel, der die Konformartionen der Truppen und die Lebensmittel erschwert. Die Eisenbahn fährt aufwärts mit überladenen Zügen, die für die ganze Strecke vier Tage brauchen. Baldige militärische Operationen sind nicht vorauszusehen, da man die Ankunft der in Argentinien gekauften Pferde abwarten will, die auch noch ausruhen und beschlagen werden müssen. Die Kriegführung ist schwierig und langweilig, weil die Gegner in den Bergen mit Wasserstellen starke Stellungen finden. Er hat vermutlich seine Hauptstärke in dem Gebiet von Etjo bis Waterberg. Major von Estorff wartet daher, bis ein konzentriertes Vorgehen möglich ist. In dem zehnstündigen Kampfe am 25. Februar dürfte der Gegner sich verschossen haben. Die Verwundeten von Omaruru werden nach Karibib, die aus dem Gefecht vom 25. nach Omaruru gebracht, wo die chirurgischen Operationen vorgenommen werden. Bei der Durchfahrt durch das Flußtal Rhan erfuhr ich, daß zwei dort beschäftigte Hereros einen Fluchtversuch gemacht haben. Unsere Soldaten sollten sie zusammen mit den übrigen Hereros einholen, allein die letzteren versuchten ebenfalls zu fliehen, worauf die Soldaten 13 davon erschossen. Nur ein Herero wurde wieder eingebracht. Infolgedessen mußten sämtl. Arbeiten auf der Bahnstrecke, die das Personal der Otavibahn unter Aufsicht der Regierung leitet, eingestellt werden. Die Bahnverwaltung hat angekündigt, daß sie bis zum 14. d. M. keine Privatgüter annimmt.
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