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Verfolgung der Hereros und kleinere Gefechte; Bahnunfall; Verlustliste

Freiburger Zeitung, 25.08.1904, 1. Blatt, 1. Seite

Von der Niederwerfung des Herero-Aufstandes. Die Hauptmacht der am Waterberg geschlagenen Hereros ist, wie das gestern bekannt gegebene neueste Telegramm erkennen läßt, nach Südosten ausgewichen und hat dadurch die deutsche Streitkräfte zu einem großen Teile zu einer anderen Marschrichtung genötigt. Selbst das Oberkommando unter General v. Trotha wird wieder weiter nach Süden verlegt. Glücklicherweise entdeckte man die neue Fluchtrichtung des Feindes sofort und so ist zu hoffen, daß ihnen der Weg durch unsere vortrefflich berittenen und darum ebenfalls beweglichen Truppen noch rechtzeitig verlegt und noch einmal ein entschiedener Schlag ausgeführt werden kann, um so mehr, als die Widerstandskraft des Gegners zu erlahmen beginnt. Dem Lok.-Anz. wird von seinem Berichterstatter, Hauptmann a. D. Dannhauser, über die Lage berichtet:

Okawituimbika, 20. August, über Otjire. Heute nahm Hauptm. Franke aus dem Marsch einige Hereros gefangen, die das Gefecht bei Hamakari mitgemacht haben, und welche aussagten, die Mamboleute seien unsere Gegner dort gewesen. Die Häuptlinge Mutate und Banjo seien gefallen, ein Teil der Hereros, auch Samuel, seien südöstlich nach Otjinkongo gegangen. Man vermutet, daß die Tetjoleute nach ihrem Heimatgebiet Gobabis abgezogen seien. Mühlenfels nahm gestern die Wasserstelle Grindi-Eudeka mit vielem Vieh nach kurzem Kampf. Die Gefechtskraft des Feindes scheint gebrochen. Das Detachement Winkler stieß vor einigen Tagen nördlich von Otjosondu auf sehr überlegene Hererohaufen und brachte ihnen zahlreiche Verluste bei. Alle Abteilungen folgen dem Feinde zur Umfassung der Flanke. Das Hauptquartier geht demnächst nach Owikokorero.

Ueber einen Unglücksfall aus der Eisenbahn von Swakopmund nach Windhuk, der sich im Tale des Khan-Flusses zugetragen hat, meldet ein amtlicher Bericht folgendes:

Am 9. d. M. erfolgte am Khan-Flusse ein Eisenbahnzusammenstoß zwischen einer Lokomotive und bergherabrollenden leeren Wagen, wodurch Lokomotivführer Wilhelm Dieckmann, geb. 29. August 1873 in Soest, und Heizer Hermann Klein, geb. 20. März 1880, getötet wurden. Beide sind in Swakopmund begraben worden.

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Die Verlustliste vom Waterberg hat durch eine amtliche Depesche des Generals v. Trotha aus Okahandja am 19. Aug. weiterhin folgende Ergänzung erfahren: Es fielen am Nordwestrand von Waterberg Leutnant v. Bodenhausen aus Burgkemnitz (Vater Landrat in Burgkemnitz); Unteroffizier Franz Kayserling aus Grondowken, Post Groß-Schweikpowen (Vater Förster Kayserling in Grondowken); Gefreiter Oskar Zein aus Piskorsine (Mutter Martha Zein in Piskorsine, Schlesien); Gefreiter Karl Liborius aus Rathenow (Mutter Liborius); Einjährig-Freiwilliger Bosse aus Peine (Vater Landwirt Bosse in Peine); Reiter Robert Kruppa aus Hadra (Vater Kruppa in Hadra, Schlesien); Reiter Franz Wollenberg aus Morainen (Vater Wollenberg in Morainen, Post Christburg); Reiter Ernst Laaser aus Bollensdorf (Vater Laaser in Bollensdorf bei Neuenhagen); Reiter Josef Fitzke aus Friedewalde (Vater Gastwirt Fitzke, Friedewalde in Schlesien).

Es wurden leicht verwundet am 6. August am Nordwestrand von Waterberg: Gefreiter August Balz aus Werder, Schuß durch linken Fußrücken (Vater Balz in Werder bei Potsdam); am 10. August bei Omuweroumue: Reiter Karl Battiger aus Wangerow bei Neustettin, Schuß durch Arm (Vater in Wangerow-Neustettin); Reiter Karl Kremmer aus Krefeld, Schuß durch beide Oberschenkel und Mittelfinger der linken Hand; ferner am 6. August bei Okateitei: Reiter Willy Wirtz aus Aachen, Schuß durch linke Hand.

Es wurde schwer verwundet am 11. August bei Waterberg: Reiter Albert Zöllmer aus Schleusendorf, Kries Bromberg (Vater in Schleusendorf).

Es werden vermißt seit 6. August von Patrouille am Nordwestrand Waterberg der Gefreite Franz Wipper aus Wormsdorf (Onkel Wipper in Wormsdorf bei Eisleben), angeblich schwer verwundet; Reiter Paul Nierobisch aus Neudeck (Vater Franz Nierobisch in Neudeck, Schlesien).

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