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Deutsch-Afrika.
Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt zu den Unruhen in Deutsch-Afrika: Über die näheren Umstände der Ermordung von fünf Angehörigen der bayrischen Benediktiner-Mission ist nichts bekannt, auch nicht die Zahl und die Stammesangehörigkeit der beteiligten Eingeborenen. Die Unruhen scheinen sich aber auf weitere Gebiete ausgedehnt zu haben, und daher hat der Gouverneur eine schleunige Verstärkung beantragt. Auf Befehl des Kaisers ist die Entsendung eines weiteren Kreuzers veranlasst worden.
In den Matumbibergen haben die dorthin entsandte Schutztruppen-Abteilung und das Detachement vom Kreuzer Bussard die Aufständischen versprengt. Nach einem Bericht des Majors Johannes, fangen die Matumbileute an sich zu unterwerfen.
Der Köln. Ztg. wird berichtet: aus Anlaß des Aufstandes in Ost-Afrika ist die Entsendung von 150 Mann Infanterie und mehreren Maschinengewehren beschlossen worden. Außerdem begeben sich der kleine Kreuzer Seeadler und ein aus Ostasien kommender Kreuzer nach Ostafrika. Diese Entsendung entspricht genau den Anträgen, die der Gouverneur Graf Goetzen gestallt hat.
Aus Trier wird dem Berl. Lok.-Anz. gemeldet: Der Prior der Weißen Väter, ein guter Freund des Generals v. Trotha, gab seiner Befürchtung über den Ausbruch eines allgemeinen Aufstandes Ausdruck. Dem Prior, der einer der besten Kenner Ostafrikas ist, liegen schon seit Wochen beunruhigende Nachrichten vor. Bischof Spieß war apostolischer Vikar des apostolischen Sprengels Süd-Sansibar. Er ist etwa 40 Jahre alt und von Geburt Bayer. Er hat überaus segensreich gewirkt und noch vor wenigen Wochen ein ganzes Gebiet bereist. Die Benediktiner-Mission hat 1889 in Pupu ihrer erste Station gegründet, die aber noch in demselben Jahre zerstört wurde. Schwer betroffen wurde sie ferner bei dem Aufstande von Buchiri; damals wurde eine ganze Anzahl Patres ermordet.
Ein eigenartiges Zusammentreffen hat es gefügt, daß der zweite Vizepräsident des Reichstages Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Paasche, sich gerade jetzt nach Genua begeben hat, um sich auf dem Dampfer Kanzler der Deutsch-Ostafrika-Linie nach Deutsch-Ostafrika einzuschiffen. Geheimrat Paasche wird drüben Gelegenheit haben, seinen Sohn wiederzusehen, der als Oberleutnant z. See dem Offizierkorps S. M. (?). Kreuzer Bussard angehört, der in Ostafrika stationiert ist.
Ein Telegramm aus Windhuk meldet: Sergeant William Stoleenhen, früher Dragonerregiment Nr. 48, ist am 17. August im Lazarett Gobabis an Blinddarm- und Bauchfellentzündung gestorben; Reiter August Cramer wurde am 17. August beim Gewehrreinigen durch Unvorsichtigkeit eines Kameraden durch einen Schuß in den Unterleib schwer verwundet; er ist am Abend im Lazarett in Windhuk gestorben.
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