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Freiburger Zeitung, Nr. 224, 24.09.1905, 1. Blatt, 1. Seite
Deutsch-Afrika.
Nach einer Meldung des Gouvernements von Deutsch-Ostafrika hat Hauptmann Merker die Aufständischen zwischen dem 7. und dem 15. in mehreren Gefechten in den Kitschibergen nordwestlich von dem Matumbiberge im Hinterlande von Kilwa geschlagen. Der Gegner erlitt große Verluste. Diesseits wurde nur ein Farbiger verwundet. Dreißig Mann Marineinfanterie sollten mit der Verstärkung von Mrogoro unter Hauptmann Frhr. von Wangenheim am 21. September mit dem Bussard nach Bajamojo [Bagamoyo] gehen, um dann nach Mrogoro zu marschieren. Zur Beendigung der Pazifizierung von Mrogoro stehen nach dem Eintreffen dieser Verstärkung dem Hauptmann Frhr. v. Wangenheim über 160 Askaris außer der Marineinfanterie zur Verfügung. Dreißig Mann Marineinfanterie und zwei Kompagnien Farbige werden Mitte Oktober in Kilwa zum Vorgehen auf Liwale-Soegea bereit sein. – Im Bezirke Lindi steht Hauptmann Seyfried mit 30 Mann Marineinfanterie und 100 Askaris. Erstere sollen eine feste Stellung bei der Missionsstation besetzen. Benediktinerabt Norbert traf mit den flüchtenden Missionaren aus Kigonsera und Peramiho am Niassasee ein. Der Telegraph ist in Ordnung. Von Mahenge und Songea liegen keine Nachrichten vor. Hauptmann Nigmann hatte mit der Kompagnie von Iringa Mitte September ein siegreiches Gefecht auf der Grenze der Bezirke Mahenge und Iringa gegen Wahehe und Wambunga. Auf deutscher Seite wurden drei Farbige getötet und vier verwundet. Der Feind hatte schwere Verluste und zog sich in der Richtung auf Isakara zurück. Nigmann verfolgt ihn und sucht mit Mahenge Verbindung.
Die lange erwartete amtliche Aufklärung über die Ursache, Entstehung und Entwicklung der Unruhen in Ostafrika liegt jetzt vor. Die Nordd. Allg. Ztg. meldet: Über die Entwicklung der Unruhen unter den Eingeborenen im südlichen Teil des ostafrikanischen Schutzgebietes ist einem Bericht des Gouvernements aus Dar-es-Salaam vom 26. August folgendes zu entnehmen: Die Bewohner der Matumbiberge sind von altersher als trunksüchtig, diebisch, widersetzlich und rauflustig bekannt, seit der 1898 ausgeführten Strafexpedition des Premierleutnants von Beringe waren sie gefügiger. Schon Mitte Juli führte der Akide von Kibatta Klage, daß ein Zauberer im Mohorobezirke die Eingeborenen aufhetze. Dieser Zauberer wurde verhaftet, kriegsgerichtlich zum Tode verurteilt und gehängt. Ende Juli bedrohten Bergbewohner den Baumwollpflanzer Hopfer in Mtumbet [?]. Dieser wurde auf der Flucht nach Kilwa in der Nacht zum 2. August ermordet. Am 31. Juli wurde der Akide in Kibatta überfallen. Der Überfall wurde abgewiesen. Am 1. und 2. August wurde Samanga von den Aufständischen angegriffen. Der erste Angriff wurde von dem Baumwollpflanzer Steinhagen und den Arabern, der zweite von einer Abteilung Polizeiaskari aus Kilwa unter dem Feldwebel Hoenicke mit erheblichen Verlusten zurückgeschlagen. Auf unserer Seite sind zwei Eingeborene gefallen. Die in Samanga wohnhaften Inder sind auf einer Dhau geflüchtet. Ihre Häuser wurden von den Aufständischen verbrannt. Die Bergbewohner gingen in zwei mit Vorderladern bewaffneten Horden vor, eine gegen die Baumwollpflanzungen bei Mikea und Mkurru, die andere gegen Samanga und Mohoro. Die Telegraphenlinie zwischen Kilwa und Dar-es-Salaam ist zerstört. Als die Nachricht vom Aufstand am Nachmittag des 1. August in Dar-es-Salaam anlangte, gingen am selben Abend 70 Mann der 5. Kompanie unter Hauptmann Merker mit dem Gouvernementsdampfer nach Samanga ab. Als aufgrund weiterer Nachrichten die Lage ernster erschien, gingen am 3. August mit dem Bussard weitere 120 Mann der 5. Kompagnie unter Major Johannes nach Kilwa. Das Bezirksamt Kilwa hatte inzwischen die 3. Kompagnie aus Lindi in der Stärke von 60 Mann mit dem Gouvernementsdampfer herangezogen.
Mitte August griff die Aufregung nach Westen in der Richtung auf die Teheteberge über; acht Araber sollten ermordet und der arabische Akida in Madabe bedroht sein. Bald darauf traf die Nachricht von der Ausdehnung der Unruhen auf das Donde-Liwale-Land und von der Ermordung des Bischofs Spieß ein. Der Bischof war mit zwei Schwestern und zwei Laienbrüdern abgereist, um eine neue Station, vermutlich Rwiba zwischen Alt- und Neu-Utengule im Bezirk Iringa, auszustatten. Er wollte über Kilwa-Liwale auf Songea marschieren, um dort den Abt des Benediktinerordens Weber noch anzutreffen. In Kilwa engagierte er Wangoniträger des Missionars Nauhaus von der Berliner Missionsgesellschaft I. Der Bischof hörte weder auf die Warnung des Majors Johannes, noch seiner Träger, seine Reise zu verschieben, sondern brach am 5. August von Kilwa nach Liwale auf und wurde am 14. August, ehe er Liwale erreichte, mit seiner Begleitung von den Aufständischen ermordet. Weitere Eingeborenennachrichten machen es wahrscheinlich, daß der Polizeiposten zu Liwale von den aufständischen Wadonde und Wangindo genommen worden ist. Im Liwalebezirk befanden sich Feldwebel Faupel mit 8 Polizeiaskari und 2500 Patronen, der Kautschukaufkäufer Aimer, von der Firma Traun und Stürken in Hamburg, und Landwirt Pfüller. Die Tötung Faupels und der Polizeiaskari scheint sicher; Pfüller ist anscheinend nach [Fortsetzung nächste Seite]
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Freiburger Zeitung, Nr. 224, 24.09.1905, 1. Blatt, 2. Seite
[Fortsetzung von vorheriger Seite] Songea geflüchtet. Das Schicksal Aimers ist noch ungewiß. Die Aufregung steckte auch die Landschaften südwestlich von Kilwa-Kiwindje an, sowie nördliche Teile des Bezirks Lindi. Bezirksamtmann Ewerbet [oder: k] befindet sich auf einer Dienstreise im äußersten Westen des Bezirks und bietet die Wayao vom Rovum als Hilfsvölker gegen die Wadonde im Lindibezirk auf. Der Kommandant des Lindibezirks beruhigte und sicherte die Küstenstationen im Süden durch Ausschiffung von Matrosen und Maschinengewehre. Zur Zeit liegen in Mikidandi 1 Maschinist, 8 Mann und 1 Maschinengewehr, in Lindi 1 Offizier, 12 Mann und 1 Maschinengewehr, in Mohoro 2 Offiziere, 34 Mann und 1 Maschinengewehr. Oberleutnant Paasche schlug Haufen Aufständischer bei Kipokwa und Saffale so empfindlich, daß bis auf weiteres ein Umsichgreifen der Bewegung nach Osten und Norden nicht mehr zu befürchten ist. Im Dar-es-Salaamer Bezirke sind die Unruhen nur auf die Gegend südlich von der Missionsstation Maneromango beschränkt. Dort wurden dieselben durch die Sultanin Kibasira in Kisangire hervorgerufen. Auf die Bitte der Missionare in Maneromango und Kissrave begab sich Regierungsrat Böder dorthin mit einer Abteilung Polizeiaskari. Als der arabische Dolmetscher des Bezirksamtes die aufgeregten Jumben zum Schauri entbot, wurde er von den Eingeborenen erschossen. Zur sofortigen Bestrafung wurde Hauptmann Jones mit 50 Askari und einem Maschinengewehr dorthin entsandt. Aus anderen Landesteilen liegen keine sorgenerregenden Nachrichten vor.
Ein telegramm aus Buea (Kamerun) meldet: Oberleutnant Martin Sandbrock, der am 21. August in einem Gefecht schwer verwundet worden war, ist in Massanga seiner Verwundung erlegen.
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