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Zur Roeren-Kritik in der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung und der Kölnische Volkszeitung; Kolonialforderung auf dem Parteitag der Nationalliberalen in Baden

Freiburger Zeitung, 12.12.1906, 1. Blatt, 1. Seite

Allgemeine Umschau.

Den Zusammenstoß Dernburgs mit Roeren bespricht jetzt auch die Nordd. Allg. Ztg. Wohl auf amtliche Veranlassung hin, stellt das Regierungsblatt urkundlich fest, der Abg. Roeren habe mit der Umstimmung des Zentrums zu Ungunsten der Kolonien gedroht, falls in der Togo-Angelegenheit die Regierung seinen Forderungen nicht entspräche. Sodann erörterte die Nordd. Allg. Ztg. in ihren Rückblicken den Verlauf der Kolonialverhandlungen des Reichstages genau in dem Sinne, in welchem liberale und rechtsstehende Blätter es getan haben. Als jüngst an der gleichen Stelle des Regierungsblattes Forderungen der Bergarbeiter besprochen wurden, stellt es sich heraus, daß jene Ausführungen Privatarbeit der Redaktion waren. Dies auch von der jetzt vorliegenden Auslassung anzunehmen, wäre sehr verkehrt.

Denn der Zwischenfall betreffs der Bergarbeiter muß die ohnehin vorsichtige Leitung der Nordd. Allg. Ztg. doppelt vorsichtig gemacht haben und die politische Bedeutung des Zusammenstoßes Dernburg-Roeren ist so groß, daß die Leitung des Regierungsblattes sich über seine Würdigung zweifellos mit der amtlichen Stelle ins Einvernehmen gesetzt hat. Unter solchen Erwägungen ist es lebhaft zu begrüßen, wenn die Nordd. Allg. Ztg. den Zusammenstoß als in seinen Folgewirkungen für alle Zukunft reinigend bezeichnet und die grundsätzliche Zurückweisung des Systems (!) der Einmischung in Verwaltungsangelegenheiten einen untrennbaren Bestandteil der Aufgaben nennt, die sich der neue Herr zur Sanierung unserer Kolonialangelegenheiten gestellt hat. - Von diesem Standpunkte aus schildert dann die Nordd. Allg. Ztg. genau nach dem Vorgange der liberalen Presse, wie aus dem Ankläger Roeren der Angeklagte wird, der in das Verfahren der Gerichte eingreifen will und fast eine Art von Nebenregierung zu etablieren sucht, nach seiner Entwaffnung aber zu taktlosen, unklugen Angriffen, persönlichen Invektiven und groben Beleidigungen sich hinreißen lässt. Mit der Angabe, daß die Regierung nach reiflicher Ueberlegung dieses Beeinflussungssystem, welches wie ein Alpdruck lähmend auf die ganze Verwaltung hätte drücken müssen, öffentlich beleuchtet hat, schließt die Nordd. Allg. Ztg.


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Freiburger Zeitung, 12.12.1906, 1. Blatt, 2. Seite

Der "unvorsichtige" Roeren;

Neustes und Telegramme. Köln, 11. Dezember Die Köln. Volksztg, das bekannte rheinische Zentrumsorgan, schreibt: Dem Abg. Roeren kann der Vorwurf nicht erspart werden, daß er es bei seinen auf eigene Rechnung und Gefahr ohne Vorwissen der Zentrumsfraktion mit der Kolonialverwaltung geführten Verhandlungen an Umsicht und Vorsicht habe fehlen lassen, wie sie auch im Verkehr mit Behörden stets am Platze ist, besonders für Mitglieder der Zentrumsfraktion. Man darf sich gar nie gehen lassen, auch nicht in Aeußerungen, die nicht zu Protokoll genommen werden...


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Freiburger Zeitung, 12.12.1906, 2. Blatt, 1. Seite

Landesversammlung der nationalliberalen Partei Badens

Villingen, 10. Dezember. [...] Abg. Rebmann schilderte in kurzen Zügen die Ziele der nationalliberalen Partei, die bezüglich der Fürsorge für Landwirtschaft und Arbeiterstand, für einen gesunden kräftigen Mittelstand stets in der Vorderlinie gekämpft habe. Redner streifte die Reichsfinanzreform und ging sodann zur Kolonialpolitik über. Es seien unsere Kolonien eine eiserne Notwendigkeit für das deutsche Volk und den schlimmen Vorkommnissen dürfe kein Mantel umgehängt werden. Aber das Zentrum habe hier den Versuch gemacht, unter der Decke mitzuregieren. Dem Mann, der dieser Mitregierung ein für alle Mal ein Ende gemacht, solle man ein Wort des Dankes schicken. Die Anerkennung dieses mutigen Vorgehens wolle die Partei nicht für sich in Anspruch nehmen, sondern es sei ein Weihnachtsgeschenk für das ganze deutsche Volk. Unter großem Beifall wurde beschlossen, Herrn Kolonialdirektor Dernburg ein Begrüßungstelegramm zu senden. Darin wird die freudige Anerkennung für die mannhafte und unerschrockene Wahrung der Reinheit deutscher Regierungsarbeit ausgesprochen und hieran die Hoffnung auf ein erneutes Aufblühen der kolonialen Entwicklung geknüpft. [...]


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