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Dokumentation:

"Deutschtum in Brasilien"

Freiburger Zeitung, 02.01.1907, 1. Blatt, 1. Seite

Vom Deutschtum in Brasilien berichtet der Blumenauer Urwaldbote: In der Deputiertenkammer des Bundeskongresses hat der nativitische Abgeordnete Barbosa Liman Beschwerde geführt über die zunehmende Verdeutschung großer Teile Südbrasiliens. Er erblickt hierin eine Gefahr für den brasilianischen Staat und tadelt die Sorglosigkeit der Regierung, die dieser gegenüber die Augen verschließe: In jenen Gegenden gibt es nur deutsche Schulen und die Söhne, Enkel und Urenkel von Deutschen, die schon in Brasilien geboren sind, sprechen nur deutsch und Leben abgeschlossen von der Gemeinschaft der Brasilianer. –

Barbosa Liman forderte infolgedessen, das sich der Bund mit den drei 'von Deutschen bedrohten' Südstaaten ins Einvernehmen setze, um überall in den von Deutschen bewohnten Distrikten Schulen mit portugiesischer Unterrichtssprache zu errichten. Er beantragt, zu diesem Zweck 200 Contos de Reis zur Errichtung von 100 solcher Schulen ins Budget einzustellen. Diesem Antrag trat der Abgeordnete für Rio Grande do Sul, Germano Basslocher kräftig und erfolgreich entgegen. Er führte aus, dass die Südstaaten von der Einwanderung der Deutschen nur Vorteile gehabt hätten. Die Deutschen hätten hübsche, saubere Städte gegründet und durch Bodenkultur viel zur Hebung des ganzen Landes beigetragen. Seit vielen Jahren gebe es überhaupt keine nennenswerten Einwanderungen mehr, und die ansässigen Deutschen seien mit Brasilien, dem Vaterland ihrer Kinder aus engste verbunden. Er, Redner, sei der Sohn eines deutschen Kolonisten und brasilianischer Volksvertreter, ebenso sei der Verkehrsminister Dr. Bauri Müller der Sohn eines deutschen Kolonisten.“