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Vortrag von Max Knecht: "Deutschlands Kolonialpolitik in der Nachkriegszeit"

beim Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband

Freiburger Zeitung, 08.10.1931, 2. Abendausgabe, 1. Seite

Freiburger Stadtanzeiger. Freiburg i.Br. 8. Oktober.

Deutsche Kolonialkundgebung

Eine Kundgebung für den Kolonialgedanken veranstaltete der Deutschnationale Handlungsgehilfen-Verband in seinem Freiburger Heim.

Der Führer der Kolonialgesellschaft, Oberstleutnant a. D. Knecht, hatte es übernommen, das Thema "Deutschlands Kolonialpolitik in der Nachkriegszeit" zu behandeln. Der Redner ging von dem Gedanken aus:

Weltgeschichte ist Siedlungsgeschichte, ist Wanderungs- und Kolonialgeschichte. Er führte zurück in die Zeit, da die ältesten Völker sich angesiedelt haben und gab ein sehr interessantes Bild über die Wanderungen einzelner Stämme und Völker. Diese geschichtliche Erfahrung läßt deutlich erkennen, daß die erdräumliche Erweiterung der wirtschaftlichen Lebensbasis das erste jeder Staatpolitik sein muß, vor allem aber dann, wenn der Menschenüberschuß eine Absatzmöglichkeit erfordert. Gerade heute sind die wirtschaftlichen Verhältnisse so, daß auch der entlegenste Winkel der Erde nutzbar gemacht werden muß. Anders ist der durch die fortdauernde Industrialisierung und Rationalisierung geschaffenen ungeheuren Arbeitslosigkeit nicht zu steuern. Vor allem müssen die Völker, die Ueberproduktion an Menschen haben, sich umsehen, wo sie anderswo Raum finden können. Die früheren deutschen Kolonien haben in der verhältnismäßig kurzen Zeit einen Aufschwung erlebt wie es jedenfalls keinem anderen Volke gelungen wäre. Der Redner bezeichnet es als eine Ungeheuerlichkeit, wenn im Versailler Diktat gesagt wird, das deutsche Volk sei zum Kolonisieren nicht fähig. Tatsächlich hat sich ja gezeigt, daß keines der anderen Völker, denen unsere Kolonien überantwortet wurden, in der Lage ist, mit gleichem Erfolg und vor allem unter gleich günstigen Bedingungen für die Eingeborenen zu arbeiten. So werde z. B. das Belgien anvertraute Gebiet völlig dezimiert. Wir haben die Kolonien seinerzeit nicht mit Waffengewalt erobert, aber wir haben die Waffen gebrauchen müssen, um den Sklavenhandel zu beseitigen, während heute unter Aufsicht und Führung eines "Kulturvolkes"

Sklavenhandel getrieben wird. Der Redner gibt einen klaren Ueberblick über die wirtschaftlichen Ergebnisse unserer Kolonialarbeit und zeigt, welche unermeßlichen Werte durch unermüdlichen Fleiß und Hingabe der Deutschen und der Eingeborenen für die deutsche Volkswirtschaft erarbeitet wurden. Damit ist auch die Behauptung, daß die Kolonien einen nur geringen, oder gar überhaupt keinen wirtschaftlichen Vorteil brächten, vollkommen widerlegt. Da wir bewiesen haben, daß wir eine gesunde Kolonialpolitik treiben können, ist die Forderung auf Herausgabe unserer Kolonien durchaus berechtigt, um so mehr die jetzigen "Mandatsinhaber" es für sich nicht in Anspruch nehmen können. Die Forderung auf Herausgabe unserer Kolonien entspringt auch nicht etwa einer gefühlsmäßigen Einstellung, sondern ergibt sich nach ganz nüchternen Betrachtungen als eine unbedingte Lebensnotwendigeit unseres Volkes. Die Frage für unser Volk ist einfach: entweder Raum oder weitere ungeheure Not. Die anderen Großmächte sind mehr wie überreich mit überseeischem Besitz gesegnet. Frankreich braucht die Kolonien nur zur machtpolitischen Ausnutzung und nicht etwa zur Unterbringung des Menschenüberschusses. Die Transsaharabahn, die Frankreich baut, wird eine ganz ungeheure wirtschaftliche und politische Gefahr für uns werden; es ist eine "Kolonialarbeit" Frankreichs, die auf unsere Kosten geht. Die größte Gefahr ist jedenfalls, daß es Frankreich gelingen könnte, von uns Menschen zu bekommen für diese "Kolonialarbeit".

Der Redner schließt mit dem Wunsche, daß heute, wo jeder einzelne die furchtbare Not des deutschen Volkes am eigenen Leibe spürt, der Gedanke der Kolonialpolitik Gemeingut aller werde, deshalb die Forderung nach Herausgabe unserer Kolonien nicht die Forderung einer Gruppe bleibe, sondern die Forderung der Gesamtheit des Volkes wird. Brausender Beifall dankte dem Redner für die glänzenden Ausführungen. Man hatte den Eindruck, daß hier eine gute Sache von einem Manne, der die besten Kenntnisse und reiche Erfahrungen auf diesem Gebiete besitzt, mit großer Liebe und Anteilnahme, mit hohem Verantwortungsgefühl und unbeugsamem Willen vertreten wird. In der beginnenden Aussprache trat als erster Diskussionsredner Buchhändler Banzhaf auf, der darauf hinwies, daß gerade die Kaufmanngehilfen im DHV. in erster Linie dazu berufen sind, an der Errichtung eines größeren Deutschland mitzuwirken. Er stellte die Forderung der Rückgabe der deutschen Kolonien an das Mutterland auf und widmete den im Kampfe um die Erhaltung der deutschen Kolonien gefallenen Söhnen des deutschn Volkes herzliche Worte treuen Gedenkens. Man erfuhr weiter mit größtem Interesse, daß Belgien über einen Kolonialbesitz verfügt, der das Mutterland 80mal übertrifft, unser westlicher Nachbar, Frankreich über ein Kolonialreich verfügt, das 23mal so groß ist als das Mutterland. Die Niederlande besitzen ein Kolonialreich, das nach Flächengröße an fünfter, nach Bevölkerungszahl an dritter, nach wirtschaftlichem Wert an zweiter Stelle der Erde steht. Mit dem Appell, nicht müde zu werden in dem Kampf für ein größeres, freies Deutschland beschloss der redner seine Ausführungen, die stürmischen Beifall fanden.

Herr Seiberth zeichnete in trefflichen Worten auf Grund der persönlich gemachten Erfahrungen die "Kolonialarbeit" genannte Machtpolitik der Franzosen. Die im Bau der Saharabahn hervortretende Politik zeige sehr deutlich das Streben der Deutsche als Arbeitssklaven für sich zu bekommen. Auch aus den Ausführungen der weiteren Diskussionsredner zeigte sich, wie stark der Wille an einem gemeinsamen hohen Ziele zu arbeiten, in Kreisen des DHV. vorhanden ist. Die Veranstaltung kann als eine in jeder Beziehung wirkungsvolle Kundgebung für den Kolonialgedanken gewertet werden.


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