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Dokumentation:

Kolonialtagung in Freiburg: Kolonialaufrufe des Reichsstatthalters von Baden Wagner und des Oberbürgermeisters Kerber ; "Unser Recht": Nationalsozialismus und Kolonialforderung; Wilhelm Winter: England und deutsche Kolonisierung

Ein Original dieser Artikel befindet sich im Stadtarchiv, C 4/VIII/31/7

Der Alemanne - Kampfblatt der Nationalsozialisten Oberbadens, Ausgabe A (Morgenausgabe) vom 14.06.1935, Nr. 164, 1. Seite

Wir grüßen die Vorkämpfer für Raum und Volk [Titel der ganzen Seite]


Aufruf des Reichsstatthalters!

Die Behauptung, Deutschland besitze nicht die Befähigung zu kolonisieren, weist das ganze deutsche Volk als eine Beleidigung zurück. Deutschland hat wie jede Kulturnation berechtigten Anspruch auf Kolonien. Diesen Anspruch werden wir auch durch die Kolonial-Ausstellung in Freiburg erheben und verteidigen.

Der Reichsstatthalter in Baden

[Unterschrift] Robert Wagner


Unser Recht

In diesen Tagen kommen die Kämpfer für den deutschen kolonialen Gedanken nach der Südwestecke des Reiches, um hier ein Bekenntnis abzulegen für den deutschen Raum in der Welt. Das deutsche Volk erinnert sich gerade heute wieder der schändlichen Tatsache, daß nie jener „Anspruch“ auf „Wiedergutmachung“, der den Siegermächten gegeben war auf Grund der furchtbaren Kriegsschuldlüge, so auch Deutschland seiner Kolonien beraubt wurde auf Grund der Lüge von einer „kolonialen Schuld“. Es hat in den Jahren nach dem Kriege sowohl in Deutschland als auch im Ausland nicht an Stimmen gefehlt, die auf Grund der gegebenen Tatsache die Lüge jenes südafrikanischen „Weißbuches“ zurückgewiesen und widerlegt haben. Und es ist ein gewiß erfreuliches Zeichen, daß heute schon weite Kreise des Auslands die Meinung haben, daß das deutsche Recht auf koloniale Betätigung nicht länger Beschnitten werden kann.

Die Welt weiß, daß Deutschland mit seinen Kolonien noch niemals imperialistische Zwecke und Ziele verfolgt hat, daß immer wirtschaftliche und bevölkerungspolitische Motive bei der kolonialen Betätigung im Vordergrund standen. Unsere kolonialen Pioniere, draußen in der Welt, haben dabei der europäischen Zivilisation durch ihre Arbeit und ihren Einsatz unschätzbare Dienste geleistet. Wirtschaftliche Blüte und innerer Wohlstand sind die hervorstechendsten Merkmale deutscher kolonialer Arbeit gewesen. Deutschland hat bewiesen, daß seine kolonialen Leistungen wetteifern können mit den Leistungen anderer kolonisierender Länder.

Wenn wir nun heute wieder die Forderung erheben, daß auch das neue nationalsozialistische Deutschland Kolonien haben muß auf Grund unerläßlicher wirtschaftlicher Gegebenheiten, so müssen wir betonen, daß eine Zuteilung und Rückgewinnung nur dem Weltfrieden dienen würde. Der Wirtschaftsminister des Reiches hat zur Eröffnung der Leipziger Frühjahrsmesse mit Recht betont, daß es sich immer klarer zeige, daß für einen Industriestaat der Besitz kolonialer Rohstoffgebiete als Ergänzung seiner heimischen Wirtschaft unerläßlich ist. Für die Länder mit einem kolonialen Betätigungsfeld fehlt ein Transferproblem fast vollkommen. Beim Besitz von Kolonien könnte Deutschland einen großen Teil seiner Rohstoffe, die es heute in ausländischer Valuta bezahlen muß, im Rahmen seines eigenen Währungsbereiches erzeugen. Das würde, wirtschaftlich gesehen, als Austausch von Rohstoffen und Fertigfabrikaten eine weitere bedeutsame Belebung des Inneren Marktes nach sich ziehen.

Der Programmpunkt der nationalsozialistischen Partei: „Wir fordern Raum und Boden (Kolonien) für unseren Bevölkerungsüberschuß“ bedeutet nicht eine machtpolitische-imperialistische Tendenz, sondern bedeutet in seiner Verwirklichung eine Sicherung des Weltfriedens. Wenn Deutschland die Möglichkeit erhält, seinen Bevölkerungsüberschuß in eigene koloniale Gebiete zu drängen, so ist in einer solchen geregelten Bevölkerungsverteilung ein Moment des allgemeinen Friedens zu erblicken.

Unsere Forderung nach Zuteilung kolonialer Besitztümer liegt vor allem aber darin begründet, daß beste deutsche Jugend ihr Blut vergossen hat um den Besitz dieser Gebietsteile und für den kolonialen Einsatz des deutschen Menschen.
Wir begrüßen nun heute beim Beginn der Reichskolonialtagung in Freiburg die Vorkämpfer des kolonialen Gedankens in Deutschland. Wir begrüßen die Männer, die draußen in der Welt als Soldaten des Zweiten Reiches gekämpft haben für heiligen deutschen Boden. Wir begrüßen alle Männer und Frauen der kolonialen Verbände, die überall in unserem Vaterlande ihren Dienst tun für die koloniale Sache. Wir hoffen, daß die Reichskolonialtagung in der Schwarzwaldhauptstadt Freiburg ein Markstein werden wird für die kommende koloniale Wiedergeburt. -

Dr. K. G.


England und die deutsche Kolonisierung

Von Wilhelm Winter, München

Vor kurzem war bereits in einem Aufsatz darauf hingewiesen worden, daß besonders in den letzten Monaten eine ganze Reihe ausländischer Stimmen laut wurden, welche in Erkenntnis des historischen Unrechts, das Deutschland durch den Raub seiner Kolonien angetan worden ist, für eine Rückgabe seiner überseeischen Gebiete an Deutschland eintraten.

Es ist von allergrößter Wichtigkeit, daß alle Aeußerungen dieser Art in weiten Kreisen deutscher Volksgenossen bekannt werden als Beweise für das – gerade auch bei den fremden Kolonialmächten – immer mehr wachsende Verständnis, vor allem für die dringende wirtschaftliche Notwendigkeit deutscher Betätigung in Übersee.

In diesem Zusammenhang verdient gegenwärtig ein Aufsatz ganz besonderes Interesse, welcher vor einiger Zeit in der englischen Monatsschrift „World“ erschienen ist. Als Herausgeber dieser Zeitschrift zeichnet Vernon Bartlett, welcher bekanntlich bis vor kurzem die außenpolitischen Wochenübersichten im englischen Rundfunk gab. Man kann daher wohl mit Recht annehmen, daß Bartlett – der übrigens schon bei vielen anderen Gelegenheiten ehrlich für Deutschland eingetreten ist – mit dem, was er in seiner vielgelesenen Monatsschrift über außenpolitische Fragen äußert, nicht lediglich eine unverbindliche Privatmeinung, sondern immerhin die Auffassung weiter und einflußreicher englischer Kreise wiedergibt. Bei der fraglichen Arbeit, welche den Titel trägt: „Deutschlands ehemalige Kolonien“, handelt es sich um eine Zusammenstellung von Gedanken, welche einer in der englischen Kolonialzeitschrift „West-Africa“ erschienenen Aufsatzreihe entstammen.

Typisch englisch in der Betrachtungsweise sieht sie auch manches von einem – nach deutscher Auffassung – falschen Standpunkt aus. Trotzdem kommt Vernon Bartlett zu dem klaren Schluß,

daß die Rückgabe seiner früheren Schutzgebiete an Deutschland aus einer ganzen Reihe von Gesichtspunkten heraus unbedingt notwendig ist.

Da die ganze Arbeit mit einer begrüßenswerten Offenheit geschrieben ist, soll sie im Folgenden in einer Uebersetzung gebracht werden, welche sich möglichst an den englischen Originaltext anschließt, um so ganz unmittelbar auf den deutschen Leser zu wirken. Dabei sind nur einige unwesentliche Kürzungen vorgenommen, welche in keinem Falle den sachlichen Inhalt des äußerst bemerkenswerten Aufsatzes berühren. Er lautet:

Deutschlands ehemalige Kolonien

Man kann die Stärke der kolonialen Empfindungen in Deutschland nur unter Berücksichtigung der Tatsache verstehen, daß die kolonialen Unternehmungen in diesem Lande bis auf das Ende des 17. Jahrhunderts zurückgehen. In dieser Zeit gründete der Große Kurfürst von Brandenburg, einer der hervorragenden Gründer des preußischen Staates, an der Westküste Afrikas kleine Niederlassungen, welche nach mehrfachen Besitzwechsel schließlich unter englische Herrschaft kamen. In der Mitte des letzten Jahrhunderts erwachte wiederum das Interesse an Kolonien. Aber bei der Uneinigkeit der Nation gelang es nicht, die breite Oeffentlichkeit dafür zu interessieren. Die neuere Kolonialbewegung begann vor etwa 60 Jahren. Während des ganzen letzten Jahrhunderts wurden ausgezeichnete Aufklärungsarbeiten und Entdeckungsfahrten in allen Teilen Afrikas durch deutsche Forscher und Wissenschaftler ausgeführt.

Mehr als 50 dieser Männer erfreuen sich eines internationalen Rufes, so z. B. Burkhardt, Barth, [Walser, Junker, schlecht leserlich] Nachtigall, Rohlfs, Schnitzer (Emin Pascha), Schweinfurth, Ritter, Oberweg, Wißmann. Außerdem leisteten besonders deutsche Missionare wertvolle Arbeit auf den gleichen Gebieten.

Bei Kriegsausbruch im Jahre 1914 wurden sofort die Feindseligkeiten gegen die deutschen Kolonien eröffnet. Dies geschah in direkter Verletzung der Kongoakte vom 26. Februar 1885 Artikel II, Kapitel 31. Der fragliche Abschnitt bestimmte in Kriegszeiten die Neutralität des Kongobeckens und des Gebietes seiner Nebenflüsse zu wahren, einschließlich des Landes östlich vom Kon- [Fortsetzung nächste Seite]

 

Der Alemanne vom 14.06.1935, Nr. 164, 2. Seite

[Fortsetzung von der letzten Seite] gobecken bis zum Indischen Ozean und südlich bis zur Mündung des Zambesi. In der Schlußsitzung der Kongokonferenz beglückwünschte Bismarck, welcher den Vorsitz führte, die Teilnehmer in gebührender Weise zum Abschluß dieses bedeutsamen Vertrages.

Er sagte, die Uebel des Krieges würden eine sehr böse Auswirkung haben, wenn die Eingeborenen angehalten würden, bei Streitigkeiten zwischen den zivilisierten Mächten Partei zu ergreifen...

 

Im Interesse von Handel und Wandel haben Sie Wege gesucht, einen großen Teil des afrikanischen Kontinents aus dem Spannungskreis der europäischen Politik herrauszuziehen und dort den Wettbewerb der Nationen der friedlichen Ausbreitung von Handel und Industrie zu überlassen...“Der letzte Krieg bot zum ersten Male die Gelegenheit, diese moralischen Grundsätze anzuwenden. Aber die Mächte, welche ein gutes Beispiel hätten geben sollen, kehrten sich nicht daran. Bei Kriegsausbruch fragte die deutsche Regierung an, ob das Neutralitätsabkommen für Zentralafrika beachtet würde. Anfangs schienen die belgischen und die französischen Regierungen damit einverstanden, als aber England sich weigerte, diesem Beispiel zu folgen, zogen die beiden anderen Staaten ihre Einverständniserklärung wieder zurück. So wurde die farbige Bevölkerung dieser Gebiete in den Kampf hineingezogen.Bei einer Revision des Friedensvertrages wird die Frage der deutschen Kolonien, welche nach dem Krieg durch die Alliierten in Besitz genommen und seither von ihnen unter der Verantwortlichkeit des Völkerbundes verwaltet worden sind, eine Hauptrolle spielen.Nach unserer (der englischen, D. Schriftl) Meinung sollte das englische Volk hier und in ganz Afrika in dieser wichtigen Angelegenheit zu zwei Fragen Stellung nehmen:
  1. Würde die Rückgabe solcher Kolonien, welche England von sich aus zurückgeben kann, klug sein, von dem Gesichtspunkt aus, den Frieden zu wahren und zu stärken?
  2. Würde eine Rückgabe den in Betracht kommenden Bevölkerungskreisen Afrikas nützlich aber zum mindesten nicht schädlich sein?

Wenn die europäischen Nationen, welche in Afrika kolonisieren, auf schlechtem Fuße zueinander stehen, so leiden alle Bevölkerungskreise in Afrika durch den Niedergang von Handel und Wandel und durch den Verlust des Vertrauens. Wenn die feindselige Stimmung zu Kriegshandlungen führt, brechen auch Handel und Wandel zusammen.Welches ist nun die größere Gefahr für die Sicherheit und den Frieden der Welt? Ein in Mitteleuropa zusammengerpreßtes Deutschland mit jährlich ungefähr einer halben Million von Kindern, welche in das Mannesalter einrücken und Arbeit verlangen oder ein Deutschland, welchem die Möglichkeit kolonialer Unternehmungen gegeben wird, ähnlich wie dies in England, Frankreich, Belgien, Italien, Holland und Japan der Fall ist. Das zusammengepreßte Deutschland sieht doch, wie diese anderen Nationen in der Lage sind, sich in ihren ausgedehnten kolonialen Gebieten zu entwickeln. Jeder einsichtvolle Engländer weiß, daß eine Begrenzung der Familie – gerade in den für das Kolonialleben am besten geeigneten Kreisen – die Regel geworden ist.

Der wichtigste Punkt ist natürlich der, ob das Wiedererscheinen Deutschlands als Kolonialmacht geeignet ist, den Frieden der Welt zu fördern? Stellen wir doch diese Frage ganz klar: Wird Deutschland mehr Anlaß haben, den Frieden der Welt zu brechen, wenn es Kolonien besitzt oder wenn es keine solchen hat? Uns Engländern erzählt man doch dauernd, daß unser Reich nicht allein den Willen zum Frieden, sondern gerade mit Rücksicht auf seine ungeheuer ausgedehnten überseeischen Verbindungen und auf seine zerstreut liegenden Kolonien vor allem auch ein Interesse an einem dauernden Frieden hat!Wenn man einwendet, den Eingeborenen das Recht nicht absprechen zu können, alle Weißen aus ihrem Land fernzuhalten, so scheint mir die Behauptung eine große Unaufrichtigkeit zu sein, daß die Eingeborenen etwa selbständig die Mandatsgebiete verwalten könnten, oder daß irgendeine europäische Regierung – selbst eine liberale – die Eingeborenen für fähig hielte, die Verwaltung vollkommen und aus eigener Kraft in die Hand zu nehmen. Selbst unsere Arbeiterpartei geht nicht über den Vorschlag hinaus, daß vorläufig alle Kolonien dem Völkerbund unterstellt werden sollten, ein Vorschlag, zu welchem sehr viel gesagt werden könnte, wenn der Völkerbund jemals ein allgemeiner wäre und ebenso nachdrücklich zu Japan und Italien spräche, wie er es zu Liberia tut. Augenblicklich handelt es sich bei dem afrikanischen Problem nicht darum, ob Weiße oder Eingeborene herrschen sollten, sondern allein darum, welche europäische Macht die Herrschaft ausübt.

Der augenblickliche Zustand ist untragbar, vor allem auch für die an Mandatsgebiete angrenzenden englischen Kolonien. Es werden diesen Leistungen von vielen tausenden Pfund auferlegt, für welche sie wenig erhalten oder auf deren Rückzahlung sie ganz verzichten müssen. Von den Verlusten im zwischenkolonialen Handel soll gar nicht gesprochen werden. Es wäre viel vorteilhafter und auch ehrlicher gewesen, die Mandatsgebiete zu annektieren. Gegenwärtig herrscht völlige Unsicherheit darüber, wer überhaupt die oberste Autorität besitzt. dadurch wird jeder Unternehmungsgeist gehemmt und ungeheure Verluste sind die natürliche Folge. Unser Land wird jedoch keine Annektion durchführen, da eine leichte Handlung Deutschland sofort feindlich stimmen und wahrscheinlich auch den Völkerbund auffliegen lassen würde. Außerdem würden dadurch die Behauptungen unserer Staatsmänner Lügen gestraft, wonach der Weltkrieg für England keinerlei territorialen Gewinn mit sich gebracht habe.

Ueberdies ist es auch – ganz abgesehen von der klaren Rechtslage – die Pflicht und Schuldigkeit der Welt, das deutsche Volk, welches in einem so kurzen Zeitraum in seinen Kolonialgebieten so bemerkenswerte Erfolge auf allen Gebieten der Organisation und der Verwaltung, des Handels und des Gewerbes, der Medizin und der Gesundheitspflege erzielt hat, wieder in die gemeinsame Front der überseeischen Arbeit einzureihen.“

Es ist bemerkenswert, daß schon viele besonnene Stimmen in Frankreich die Forderung erhoben haben, England solle die Führung in der Kolonialfrage übernehmen. So schrieb H. Jean Finat vor kurzer Zeit in der „Revue Mondiale“: „... Es gibt nur einen Weg, eine Wiedergenesung Deutschlands und der Welt zu fördern, und das ist eben der, ihm seine Kolonien zurückzugeben. Wenn England dem zustimmen würde, würde es ein Beispiel großer Selbstüberwindung vor der ganzen Welt geben. Das deutsche Volk würde dann in der Lage sein, sich friedlich zu entwickeln und könnte in eigenen Ueberseegebieten seine überschüssige Kraft betätigen und sein durchaus natürliches Verlangen nach friedlicher Ausdehnung stillen. Deutschlands Freunde in England bieten ein trauriges Schauspiel, wenn sie ihre Sympathie nur mit Worten ausdrücken und keine Neigung zu einer Tat zeigen, welche Entgegenkommen mit höchster Gerechtigkeit vereinen würde.

Es überrascht durchaus nicht, daß das offizielle Frankreich sich bisher von solchen Gefühlsäußerungen ferngehalten hat. Die französischen Staatsmänner wünschen nicht, daß England auch nur einen Quadratmeter deutschen Kolonialbodens hergibt. Denn sie wissen nur zu genau, daß in demselben Augenblick, wo diese einzige Quelle von Unstimmigkeiten zwischen Deutschland und England beseitigt ist, England aufhört, zu dem Verein von Nationen zu gehören, welche – gemeinsam mit Frankreich – an der Niederhaltung Deutschlands interessiert sind. Und hiermit würde auch der mächtige Druck Frankreichs auf die englische Politik aufhören.

Ich wiederhole, daß es im ganz besonderen Interesse des britischen Weltreiches liegt, Deutschland einen vernünftigen Spielraum für koloniale Ausdehnung zu geben. In dem Bestreben, den Lebensraum des deutschen Volkes unnötig zu verkleinern, vermehren wir unsere eigenen Schwierigkeiten [sogar?]. Wenn wir weiterhin versuchen, uns dem Recht Deutschlands auf den Besitz eigener Kolonien zu widersetzen, überlassen wir der nach uns kommenden Generation außer dem schreienden Unrecht [und?] der Belastung in den Beziehungen zwischen Deutschland und England eine tragische Erbschaft politischer Reibungspunkte und eine Quelle ständiger Beunruhigung, welche unser Land niemals zur Ruhe kommen lassen wird.“

Soweit das begrüßenswert offenherzige englische Bekenntnis. Viel wäre dazu zu sagen, anders richtigzustellen, manches klarer herauszuarbeiten. Es erscheint aber zweckmäßig, abzuwarten, in welcher Weise die weitere englische Oeffentlichkeit auf diese ehrlichen Worte reagiert. Erst wenn das Echo hierzu vorliegt, ist eine dann vielleicht umso fruchtbarere Aussprache am Platz. Besonders wertvoll dürfte der vorliegende englische Aufsatz deshalb sein, weil hier ein Engländer seinen Volksgenossen unumwunden sagt, daß eine Rückgabe seiner geraubten Kolonien an Deutschland auch im Interesse Englands und vor allem im unmittelbaren Interesse der friedlichen Entwicklung der Beziehungen unter allen Völkern der Welt liegt.


Aufruf des Oberbürgermeisters!

Aus drei Gründen ist die Pflege des Kolonialgedankens eine nationalsozialistische Pflicht:

Erstens brauchen wir als „Volk ohne Raum“ Kolonien, um deutsche Menschen anzusiedeln und eigene Rohstoffgebiete zu besitzen.

Zweitens ist uns der deutsche Kolonialbesitz unter ehrenrührigen Gesichtspunkten geraubt worden. Ein Deutschland der Ehre und der Freiheit muß auf Wiedergutmachung des unserem Volke zugefügten Unrechts dringen.

Drittens haben wir einen moralischen und rechtlichen Anspruch auf Rückgabe unserer Kolonien, denn Deutschland ist gleichberechtigt und hat seine hervorragende Fähigkeit zu kolonisieren durch einzigartige Leistungen bewiesen.

Die Stadt Freiburg ist stolz, die erste große Kolonialtagung, welche in dem wieder souverän gewordenen Deutschland abgehalten wird, in ihren Mauern bergen zu dürfen. Wir werden im Südwesten des Reiches in der Pflege des kolonialen Gedankens hinter den übrigen Städten und Gauen nicht zurückstehen.

Dr. F. Kerber

Oberbürgermeister


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