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Dokumentation:

"Ein Rundgang durch die Große Freiburger Kolonial-Ausstellung"

*Ein Original dieses Artikels befindet sich im Stadtarchiv, C 4/VIII/31/7

Der Alemanne vom 14.06.1935, Nr. 175, Seite ?*

Eine Stunde in den Kolonien

Ein Rundgang durch die Große Freiburger Kolonial-Ausstellung

In aller Erinnerung sind noch die Tage der gewaltigen Freiburger Kolonialkundgebung. Zur Vertiefung des kolonialen Gedankens trägt nunmehr in hohem Maße die ganz ausgezeichnet zusammengestellte Ausstellung in der Freiburger Festhalle bei. Es gehört immer wieder gesagt, daß tatsächlich jeder Volksgenosse aus Freiburg und Umgebung diese Ausstellung besuchen sollte. Hier ist in einer vorbildlichen Art eine solche Fülle des Wissenswerten aus unseren ehemaligen Kolonien, aus der Gegenwartsarbeit und dem Kampf um das Zukünftige zusammengetragen, daß jeder um Vieles bereichert die Ausstellung verlässt. Dazu werden dauernd von geschulten Führern für die einzelnen Besuchergruppen Rundgänge durch die Ausstellung veranstaltet, so daß niemand an wichtigen Gruppen der Schau vorübergehen kann.

Schon in der Vorhalle wird man durch eine Zusammenstellung erlesener Hölzer aus den Kolonien, Masken usw. ganz in die Atmosphäre dieser Ausstellung gezogen. In überaus glücklicher Weise ist die Festhalle für diesen Ausstellungszweck aufgeteilt worden. Entlang den langen Wänden, durch die der Mittelraum nocheinmal längsseitig untergliedert wurde, geht der Blick auf die Stirnseite der Halle, wo flankiert von Hakenkreuzfahnen eine riesige Karte von Afrika angebracht ist, mit den ehemaligen deutschen Kolonialgebieten und zum Vergleich dazu im selben Größenverhältnis die Karte von Deutschland. Den Abschluß nach unten bildet ein von dem Bilde des Führers und des Feldmarschalls von Hindenburg abgegrenzter Schriftstreifen, der den dritten Punkt unseres Parteiprogramms trägt:

„Wir fordern Land und Boden (Kolonien) zur Ernährung unseres Volkes und Ansiedlung unseres Bevölkerungsüberschusses.“

Beim weiteren großen Überblick über die Halle fallen einem dann noch die zwei großen Schriftbänder auf, die an der ganzen Längsseite entlanglaufen und die gleichsam Leitspruch der ganzen Ausstellung sind:

„Kolonien sind eine Lebensfrage für die deutsche Wirtschaft!“

und:

„Wir fordern koloniale Gleichberechtigung!“

Der eigentliche Rundgang beginnt mit einer von den Freiburger Buchhandlungen (u. a. der Buchhandlung des Alemannen-Verlages) zusammengestellten Übersicht über koloniales Schrifttum der Gegenwart. Die Universitätsbibliothek bringt sodann in einer sorgfältig geordneten Zusammenstellung ein ungeheuer reichhaltiges Material kolonialen Schrifttums. Beginnend mit einigen der wertvollsten Stücke der Universitätsbibliothek, Ptolemäusatlanten aus der allerersten Zeit des Buchdrucks überhaupt folgen dann in großer Zahl die Werke von deutschen Forschern und Gelehrten. Von den ersten Zeiten der reinen Forschung über die Anfänge der Kolonisation bis zu den zukunftsweisenden Werken ist hier alles zusammengetragen, was nur irgend mit dem Gedanken der Kolonien Zusammenhang haben kann. Eine besondere Abteilung ist unseren Kolonien im Weltkriege gewidmet. Es folgen dann die zahlreichen Auseinandersetzungen mit dem englischen Blaubuch vor allem, in dem man uns in der Zeit nach dem Kriege bei den schmachvollen Verhandlungen in Versailles die Unfähigkeit zu kolonisieren nachweisen wollte.

Im Vordergrund ist eine sehr übersichtliche Reliefdarstellung Afrikas, mit Höhenlagen usw. aufgestellt.

Neben der reichhaltigen Literatur, die diese unerhörte Zurücksetzung deutschen Kolonisationswillens und -könnens auf das entschiedenste zurückweist, ist danach fast jedes einzelne Bild und jede einzelne Koje der Ausstellung ein glänzender Beweis für den geradezu wundervollen Aufbau unserer Kolonien in jeder Beziehung. Wir sehen, wie Post, Eisenbahn und Schiffahrtslinien in gemeinsamer Arbeit das Land, das von uns zur Kolonisation erworben wurde, schrittweise unter Aufbietung der zähesten Arbeitskraft erschlossen wird. Wir sehen Bilder von der mühseligen Arbeit der Farmer. Uebersichtliche, große schematische Darstellungen zeigen den Kreislauf der Wirtschaft, ausgehend von der Heimat, hinüber zu den Kolonien, den steten Wechsel von Rohstoffen und Fertigwaren, der gerade bei den Kolonialstaaten eine so ungeheure Belebung des heimatlichen Arbeitsprozesses ausmacht. Gerade beim Betrachten dieser Bilder kommt uns unwillkürlich der Vergleich mit Deutschland, das bei seinem großen Ueberschuß an Arbeitskräften und Menscheneinfach naturnotwendig den Ausgleich der Kolonien benötigt.

Alle die wichtigen Rohstoffe, Hanf (Sisal), Hölzer, Oele, Fette, Gummi, ferner Kaffee, Tee, Kakao usw. sind übersichtlich zusammengestellt. Eine umfassende Schau, von der forstlichen Hochschule Tharandt zusammengestellt, bringt uns in geradezu überwältigender Deutlichkeit die Wichtigkeit des Kolonialgebietes allein von der forstlichen Seite her nahe. Große Schaubilder zeigen uns dann wieder, welche ungeheuren Mengen von Gold alljährlich aus Deutschland hinausfließen, um die so notwendig zur industriellen Verarbeitung wichtigen Rohstoffe zu beschaffen, die an sich in allen unseren ehemaligen Kolonien vorhanden waren. Ein kleines Beispiel soll genügen: Da ist die ehemals deutsche Mandatsinsel Nauru in der Südsee. Diese Insel ist Trägerin des größten Phophatvorkommens der ganzen Welt. Ihr Wert wurde von den Engländern auf gut 80 Milliarden geschätzt. Diese Insel ist jetzt englisches Mandatsgebiet.

Wie großartig deutsche Wissenschaftler mit deutschen Kolonisten zusammengearbeitet haben, wird einem vielleicht am deutlichsten klar bei dem eindrucksvollen Stand, den das hygienische Institut der Freiburger Universität zusamengestellt hat. Wenn es noch eines schlagenden Beweises für die gewaltigen deutschen Arbeiten zugunsten der ihren Kolonisationsgebieten innewohnenden farbigen Menschen bedürfte: Hier ist er so eindrucksvoll wie nur irgend möglich gegeben. Wir sehen in Photographien, Schaukasten, und Wachspräparaten die verheerenden Folgen der verschiedenen Tropenkrankheiten (Malaria, Lepra, Schlafkrankheit usw.). Ueberall haben sich deutsche Aerzte und Forscher darangemacht, diesen Krankheiten den Kampf anzusagen. Mit einem geradezu überwältigenden Erfolg ist ihnen das auch gelungen. Deutsche Heilpräparate haben es fertig gebracht, daß heute fast alle diese schrecklichen Krankheiten mit beinahe 100prozentiger Sicherheit geheilt werden können.

Leihgaben aus dem völkerkundlichen Museum geben der Schau dann noch eine besondere Farbigkeit und Reichhaltigkeit. Zusammen mit Gaben von Missionsgesellschaften ist hier alles zusammengetragen, was zum Lebensbereich der Farbigen gehört. Gebrauchsgegenstände, Musikinstrumente, Götzenbilder und Tanzmasken, Waffen, Schnitzereien Flechtarbeiten usw. Ebenso viele Großtiere aus dem Museumsbesitz. Viele Bilder zeigen die Arbeit der heutigen Farmer, deutsche Kolonialschulen, Häuser des Deutschen Roten Kreuzes und des Frauenvereins für Deutsche über See.

Nicht vergessen darf man nach dem Rundgang, die Kaffeestube auf der Tribüne zu besuchen, wo ausgezeichneter Kamerunkaffe ausgeschenkt wird. Außerdem werden hier auch noch Kostproben der schönen Kamerunbananen geboten, die heute noch von deutschen Farmern nach Deutschland eingeführt werden.

Zweck dieser Zeilen soll nun nicht etwa sein, daß der Leser sich behaglich im Stuhle reckt und denkt, nachdem er dies alles geduldig gelesen hat, er könne sich nun den Besuch der Ausstellung schenken. Im Gegenteil, wir haben hier aus der Fülle des Gezeigten nur die Hauptpunkte herausgegriffen und wollen es jedem einzelnen überlassen, selbstständig auf eine oder auch mehrere Stunden in die Freiburger Festhalle zu ziehen zu einem Besuch in unseren Kolonien.


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