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Pressedokumentation:

Verwundeter auf Samoa gestorben; Neuigkeiten über Überfall auf deutsche Missionsstationen Tugu; über die Lage in Uganda; US-Präsident Cleveland zum Samoa-Konflikt

Freiburger Zeitung, 19.01.1889 (Tagesausgabe), 1. Seite

Berlin, - Einer amtlichen Meldung aus Apia [Samoa] von 8. Januar zufolge ist der am 18. Dezember verwundete Lieutenant Spengler am 31. Dezember gestorben. Das Befinden der übrigen Verwundeten ist gut. Die Namen derselben können erst mitgetheilt werden nach dem Eintreffen der brieflichen Meldungen, etwa Mitte Februar.


Großbritannien.

London, - Die englische Regierung soll im Besitz von Briefen Stanleys sein, welche den Aufenthalt des Reisenden angeben. Die Regierung halte die Briefe aber zurück, um Stanleys Aufenthalt nicht zu verrathen. (?)

London, 17. Jan. Aus Sansibar werden über den bereits erwähnten Angriff auf die katholische deutsche Missionsstation bei Tugu, 22 Kiliometer westlich von Dar-es-Salaam, folgende Einzelheiten gemeldet: Die Station, auf welcher die Mehrzahl der freien Sklaven untergebracht war, wurde von den Sklaven gänzlich zerstört. Von neun Missionären und Schwestern ist nur einer entkommen. Die Leichen der Ermordeten (zwei Missionäre und eine Schwester, alle drei aus Bayern) sind schrecklich verstümmelt. Die befreiten Sklaven und Missionsdiener wurden weggeschleppt. Die französischen Missionen in Tugu und Bagamoy sind in der größten Gefahr. Die deutsche Flotte ist nicht im Stande, dieselben zu beschützen. Viele Araber von Muscat und von der Küste haben sich der Bewegung angeschlossen. Der Anschluß der Araber aus Kilwa und Lindi gibt dem Aufstande neues Leben, denn sie sind reicher und mächtiger als Buschiri, von dessen Wohlwollen die Sicherheit die [sic] Mission in Bagamyo abhängt. Des Sultans Bruder, Abdul Aziz, beabsichtigt, von der Insel Pemba Besitz zu ergreifen. (Fr. Ztg.)


Africa.

 - Ueber die Vorgänge am Victoria-Nyanza-See, liegen in der „Times“ ausführlichere Nachrichten vor. Dieselben sind von Sansibar, 11. Januar datirt und lauten:

Vom Süd-Nyanza sind wichtige vom 11. Novbr. datirte Nachrichten eingetroffen. Die gemeldeten Ereignisse werden wahrscheinlich auf die Zukunft Mittel-Afrikas großen Einfluß ausüben. In Uganda ist nämlich eine blutige Revolution ausgebrochen. Mwanga ist gestürzt und vertrieben, die englischen und französischen Missionen sind zerstört worden und der mohamedanische Einfluß hat zeitweilig über den christlichen gesiegt. Im October wurde ausfindig gemacht, daß Mwanga, welcher allein deshalb nicht populär [Fortsetzung auf der nächsten Seite]


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Freiburger Zeitung, 19.01.1889 (Tagesausgabe), 2. Seite

[Fortsetzung von letzter Seite] war, weil er keine Kinder hat, den teuflischen Plan gefasst hatte, seine ganze Leibwache auf einer kleinen Insel des Sees verhungern zu lassen. Da die Leibwache gewarnt worden war, so weigerte sie sich, die Kanoes zu besteigen. Sie marschirte vielmehr sofort nach der Hauptstadt zurück und griff den Palast an. Mwanga floh und Niemand stand ihm bei. Sein ältester Bruder Niwewa wurde darauf auf den Thron erhoben. Der neue König vertheilte zuerst die Hauptämter unter Christen. Die Araber wurden aber darüber erbost und ermordeten viele dieser Christen und setzten ihre eigenen Anhänger ein. Sodann wurden die englischen und französischen Missionen angegriffen von den Arabern, welche alles verbrannten und viele zum Christentuhm übergetretene Eingeborene ermordeten. Alle Missionäre entkamen glücklich. Das der Kirchenmission gehörige Boot „Elelanor“ wurde durch ein Flußpferd zum Sinken gebracht und fünf von den Franzosen bekehrte Wilde ertranken. Die Missionäre langten endlich wohlbehalten in Usambiro an. Die französischen Missionäre zeigten durchweg den größten Edelmuth gegen ihre englischen Collegen. Eine ungeheure Menge von Briefen und Vorräthen, welche für Stanley und Emin Pascha bestimmt waren, wurden zerstört. Das Depot in Mfalala ist unversehrt. Die Araber halten Mwanga in Magu gefangen. Derselbe hat sich an die englischen Missionäre um Hilfe gewandt. Die Araber haben einen beleidigenden Brief an den in Usambiro weilenden Mackenzie gesandt, in welchem sie über den in Uganda davongetragenen Erfolg jubeln und das völlige Scheitern aller Missionsbestrebungen in Mittel-Afrika prophezeihen, als Rache für die Anti-Sklaverei-Politik Englands. Uganda, so sagen sie, sei jetzt ein mohamedanisches Reich geworden.


Amerika.

Washington, 17. Jan. Die Dokumente, welche der Präsident Cleveland in seiner (gestern von uns mitgetheilten) Botschaft über die Samoa-Frage erwähnte, sind veröffentlicht worden. Unter ihnen befindet sich eine Zuschrift Whitney’s (des Sekretärs der Marine), welcher meldet, er habe die deutsche Regierung davon benachrichtigt, daß die Vereinigten Staaten bereit seien, auf Grundlage der Anerkennung der Rechte Amerikas für die Autonomie Samoa’s mitzuwirken, wie dieselbe von Deutschland, England und den Vereinigten Staaten anerkannt sei. Whitney beauftragte deshalb den Admiral Kimberley, sich sofort nach Samoa zu begeben, um die amerikanischen Bürger, deren Hab und Gut zu beschützen, und ihm über die Lage nach den jüngsten Vorgängen, sowie darüber, ob die Haltung Deutschlands eine unparteiische sei, zu berichten, ferner gegen die Unterdrückung der Eingeborenen als gegen eine Verletzung der Abmachungen zwischen den Unterzeichnern des Vertrags zu protestiren. Alsdann wurde Kimberley von Whitney beauftragt, den Vertretern Deutschlands und Englands mitzutheilen, er sie beriet, mit ihnen auf die Wiederherstellung des Friedensund der Ordnung hinzuwirken. In einem anderen der mitgetheilten Dokumente erwidert der Staatssekretär Bayard (Minister des Auswärtigen) auf eine Beschwerde des deutsche Gesandten darüber, daß die Eingeborenen auf Samoa von Amerikanern befehligt würden, er wisse nicht, ob Klein das amerikanische Bürgerrecht besitze, jedenfalls sei Klein von der Regierung der Vereinigten Staaten zu nichts ermächtigt. Der Staatssekretär weist auf die Konferenz von 1881 und den Vertrag von 1886 hin und sagt, er (Bayard) sei überzeugt, daß derselbe Geist des Entgegenkommens, dieselbe Auffassung der den drei Mächten zustehenden gleichen Rechte, welche Deutschland veranlasste, die Vereinigten Staaten zur thätigen Mitwirkung bei der Wiederherstellung der Ordnung einzuladen, die deutsche Regierung bestimmen werde, den deutschen Beamten auf Samoa Instruktionen zu ertheilen, bei der Ausarbeitung eines Entwurfs für die Regelung der Verhältnisse dasselbe Prinzip der Gerechtigkeit und Mäßigkeit zu bethätigen.

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