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Reichstagsdenkschrift über die Organisation der Schutztruppe in Afrika; chinesische Behörden sichern Entschädigungen wegen Mißhandlung des kath. Missionars Stenz zu; zum Aufstand Batetelas im Kongo

Freiburger Zeitung Nr. 7 vom 10.01.1899, Tagesausgabe, 1. Seite

Dem Reichstag
ist eine Denkschrift zugegangen über die Organisation der Schutztruppe in Afrika. Unter Mittheilung der bezüglichen neueren Bestimmungen in der Denkschrift wird hervorgehoben, daß dem Reichskanzler seit 1896 die Funktionen eines kommandirenden Generals über die Schutztruppen übertragen sind und daß mit der Vertretung des Reichskanzler als kommanirender General der Schutztruppen der Direktor der Kolonialabtheilung, von Buchta, betraut ist. Die Freis. Ztg. bemerkt dazu: Es ist anerkennenswerth, daß damit der alte Zopf abgeschnitten ist, wonach eine Civilperson in disziplinarischer und personeller Beziehung nicht Vorgesetzter von Militärpersonen sein konnte.

In der Budgetkommission des Reichstags
sind die Referate vertheilt worden. Referenten für den Militäretat sind: Graf Roon und Dr. v. Hertling für die fortdauernden Ausgaben, Gröber und Graf Klinkowström für die einmaligen Ausgaben. Die Ernennung von Referenten für den mit der neuen Militärvorlage zusammenhängenden Nachtragsetat ist noch vorbehalten. Für die Marine und Kiautschou sind Abg. Lieber und Graf Stolberg zu Referenten bestellt, für die Post- und Telegraphenverwaltung Dr. Paasche und Lingens, für das Auswärtige und die Kolonien Prinz Arenberg und Dr. Hasse.

(...)

Berlin, 7. Januar. Die Germania schreibt: Für die dem Missionar Stenz Ende November von Chinesen zugefügten Mißhandlungen wurde sofort beim Tsungli-Yamen Genugthuung gefordert. Die chinesische Regierung gab ihrem aufrichtigen Bedauern Ausdruck, und bewilligte ohne Zögern die deutschen Forderungen, nämlich die amtliche Wiedereinführung des Missionars, die Unterstützung bei der Errichtung einer Missionsstation am Thatort und strenge Bestrafung der Schuldigen. Außerdem wurde zwischen dem Vorstand der deutschen katholischen Mission und den betheiligten chinesischen Behörden über weitere Entschädigungen ein Einvernehmen erzielt. Die Vorschriften zur Verhütung einer Wiederholung solcher Vorkommnisse wurden der chinesischen Bevölkerung aufs Neue eingeschärft. Pater Stenz befindet sich im deutschen Lazareth in Tsintau in sicherer Pflege.

Brüssel, 7. Januar. (Frkf. Ztg.) Die Regierung des Kongostaates erhielt offizielle Telegramme über schwere Niederlagen ihrer Truppen gegenüber den aufständischen Batetelas. Am 4. November wurde eine Kolonne von 200 Mann unter Leutnant Stefens bei Singular von den Batetelas angegriffen und geschlagen; darauf rückten die Empörer gegen Kabambare und eroberten es am 14. November. Zwei Offiziere und ein Unteroffizier, sowie 200 schwarze Soldaten wurden getödtet, mehrere Offiziere außerdem verwundet. Die letzten Nachrichten des Barons Dhanis lauteten dann etwas beruhigender; er hat angeblich wieder die Aggressive ergriffen. Der König konferirte in Folge der Katastrophe heute längere Zeit mit dem Kommandeur Liebrecht, der vertretungsweise die Geschäfte des Kongostaates leitet.


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