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Schreiben des samoanischen Bezirkskomitees der Londoner Missionsgesellschaft an Gouverneur Solf

 

Freiburger Zeitung, No. 101 Mittwoch, 2. Mai 1900, Tagesausgabe, Seite 1

Umschau.
Die Flaggenhissung auf Samoa

hat als feierliches Zeichen der deutschen Herrschaft auf alle Bewohner der Samoa-Inseln einen tiefen Eindruck gemacht, auch auf die, die ihre Hoffnungen und Wünsche dabei zu Grabe trugen, deren langjährige politische und agitatorische Arbeit angesichts des emporsteigenden Wahrzeichens deutscher Macht und Hoheit verblaßte. Das gilt in besonderem Maße für die englische Mission, die Londoner Missionsgesellschaft, die am meisten an der Untergrabung der deutschen Autorität gearbeitet hat und keine Mittel scheute, um eine Besitzergreifung Samoas durch England zu erreichen. Die letzten blutigen Ereignisse mit ihren wüsten Hetzereien haben davon Beweise geliefert. Um so bezeichnender wirkt der Inhalt einer Adresse, welche das samoanische Bezirkskomitee der Londoner Missionsgesellschaft dem Gouverneur Dr. Solf überreicht hat. In jenem Schriftstück heißt es der Frankf. Ztg. zu Folge u. A.:
Wir erlauben uns insbesondere, Eurer Exzellenz Aufmerksamkeit auf die Grundregel unserer Gesellschaft zu lenken, der zufolge ihre Vertreter bei allen politischen Fragen eine Haltung strikter Neutralität und Nichteinmischung zu beobachten haben. Loyal und treu haben wir versucht, dieses Prinzip aufrecht zu erhalten und wir wünschen Eurer Exzellenz die Versicherung zu ertheilen, daß dieses Prinzip fortfahren ...[wird?], uns in jedem Theile unseres Wirkens zu leiten. ... Zum Schlusse bitten wir Eurer Exzellenz nochmals versichern zu dürfen, daß es jederzeit unser Bestreben sein wird, den Verordnungen der Regierung Sr. Kaiserlichen Majestät in Betreff aller Maßnahmen, welche Sie in Ihrer Weisheit zur Förderung dieses Volkes zu ergreifen gedenken, unsere loyale und willige (hearty) Unterstützung zu Theil werden lassen. Wir glauben, daß die gesammte religiöse und erzieherische Thätigkeit, die in allen Ländern, in denen die Missionare der Gesellschaft am Werke sind, entfaltet wird und welche wir auch künftighin in Samoa zu entfalten hoffen, dazu beitragen wird, diejenigen Ziele zu fördern, welche der kaiserlichen Regierung bekanntermaßen in allen Gebieten des Deutschen Reichs vorschweben. Wir versichern Eure Exzellenz, daß unser stetes Bestreben dahin gehen wird, die Bevölkerung mit dem Geiste der Loyalität und erleuchteter Mitwirkung bei Aufrechterhaltung von Gesetz und Ordnung zu erfüllen. Mit unseren loyalen Versicherungen sind wir Eurer Exzellenz unterwürfige Diener. Namens des samoanischen Bezirkskomitees der Londoner Missionsgesellschaft gez. J.W. Hills, Vorsitzender, J. E. Nevell, Sekretär.

Das bedarf keines Kommentars! Die Adresse der Wesleyaner war weniger „herzlich“ und schwungvoll gehalten. Natürlich haben auch die beiden in Apia erscheinenden englischen Zeitungen Times und Weekly Herald dem neuen Kurse ihre Sympathien dadurch gezeigt, daß sie der deutschen Sprache ihre Spalten öffneten. Leicht wird es ihnen auch nicht geworden sein. Man darf indessen wohl hoffen, daß auch die im Grunde ihres Herzens Enttäuschten und Verstimmten bald unter deutschem Schutze und geordneten Verhältnissen ihrer Kummer verschmerzen werden.


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