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Kanzler der japanischen Gesandtschaft von Leibgarde der Kaiserin ermordet, 30.000 Soldaten gegen den Einmarsch ausländischer Truppen in Peking in Stellung gebracht

Freiburger Zeitung, No. 137, Samstag, 16.06.1900, 2. Blatt, Seite 2

Der Aufstand in China.
London, 14. Juni. Die Times meldet aus Peking vom 12. Juni: Die Soldaten der Leibgarde der Kaiserin ermordeten den Kanzler der japanischen Gesandtschaft. - Bewahrheitet sich diese ernste Nachricht, dann wird Japan kaum von einem kräftigen Einschreiten zurückgehalten werden können. Wie auch aus anderen Nachrichten hervorgeht, hat Japan für eine sehr starke Vertretung seiner Macht bereits Sorge getragen. Nach einer Meldung des neuerdings nicht immer zuverlässigen Dalziel-Bureaus aus Shanghai von heute wäre die Lage der Gesandten in Peking höchst kritisch. Chinesische Truppen, 30 000 Mann stark mit zahlreichen Geschützen unter den Generälen Tungsusiang und Suntschiang, ständen vor den Thoren der Stadt in Schlachtordnung und legten Verschanzungen an, um die europäischen Entsatztruppen abzuwehren. Ihre Kanonen seien auf die englische und amerikanische Gesandtschaft gerichtet. Eine solche wahnwitzige Haltung, die für China ganz unabsehbare Folgen haben müßte, stände im Widerspruch mit der von der Agentur Havas verbreiteten Erklärung der chinesischen Regierung, daß dem Einmarsch der fremden Truppen in Peking kein Widerstand geleistet werden würde. (Die frühere Nachricht, die fremden Truppen seien schon in Peking, war danach nicht den Thatsachen entsprechend.


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