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Boxerkrieg: "Telegraphischer Verkehr mit dem deutschen ostasiatischen Expeditionskorps"; verschiedene Kurzmeldungen

Freiburger Zeitung, No. 173, Samstag, 28.07.1900, Tagesausgabe, Seite 1

Umschau.

Telegraphischer Verkehr mit dem deutschen ostasiatischen Expeditionskorps.

Der Berl. Korresp. zufolge traf das Reichspostamt im Einvernehmen mit dem Kriegsministerium und dem Reichsmarineamt eine Einrichtung, die den telegraphischen Verkehr vom ostasiatischen Expeditionskorps nach der Heimath zu mäßigen Sätzen, in gewissen Fällen sogar unentgeltlich ermöglicht. Ein Verzeichnis von etwa 100 Nachrichten, für die während des Kriegszustandes erfahrungsgemäß ein allgemeines Bedürfnis vorliegt, wurde aufgestellt. Jede dieser Nachrichten hat fortlaufende Nummern, außerdem erhielt jeder Soldat des Expeditionskorps eine Nummer, worunter sein Name und eine von ihm bestimmte Adresse in der Heimath eingetragen ist. Das Feldtelegramm des Soldaten besteht also aus zwei Zahlen, nämlich der Telegraphennummer des Absenders und der Nummer der zu übermittelnden Nachricht. Diese Nachrichten werden täglich gesammelt und zu einem Telegramm zusammengestellt, das täglich an das Haupttelegraphenamt in Berlin übermittelt wird. Hier werden die Einzeltelegramme wieder übersetzt und den Adressaten zugestellt. Für solche Nachrichten nach der Heimath zahlen Offiziere sechs, Unteroffiziere und Mannschaften drei Mark. Bei Nachrichten, die sich auf Verwundungen und Aehnliches beziehen, will die Militär- bezw. Marschverwaltung die Kosten tragen, sofern die Nothwendigkeit einer Nachricht von dem Vorgesetzten des Absenders anerkannt wird. Die Telegrammgebühr kann in Freimarken entrichtet werden. Es empfiehlt sich deshalb, die in der nächsten Zeit Abgehenden mit Freimarken zu einer und zwei Mark auszustatten oder ihnen solche in Briefmarken nachzusenden.

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Zu den Wirren in China.

Der Dampfer Stuttgart mit Verwundeten und Kranken des Kreuzergeschwaders und der Besatzung von (Kiautschou) ist am 25. d. M. in Hongkong eingetroffen und geht am 26. nach Singapore weiter.

Donnerstag Vormittag rückte die Telegraphenabteilung für China aus Berlin ab. Der Inspekteur der Verkehrstruppen, General Rothe, hielt eine Ansprache, die mit einem Hoch auf den Kaiser schloß.

Die 2. Division des 1. Geschwaders unter Vizeadmiral Geißler ist Donnerstag in Port Said eingetroffen und hat die Fahrt nach Aden fortgesetzt.

Die 1. und 2. Schwadron des ostasiatischen Reiterregiments hat Donnerstag Nachmittag nach vorausgegangener kirchlicher Feier und Abendmahl Potsdam verlassen.

Der rheinische Provinzialverband des Deutschen Vereins zum Rothen Kreuz bestimmte 10 000 Mark aus den Mitteln des Provinzial-Vereins zur Unterstützung der Thätigkeit Rhoten Kreuzes in China.

Der Germania zufolge ist im Missionshaus Steyl folgendes Telegramm von dem Generalprokurator der Mission, Bartels, aus Tsintau eingetroffen: „Die Missionare leben noch; 6 leben im Innern, die übrigen sind hier.“ Bischof Anzer befindet sich seit einigen Tagen in Steyl und wird demnächst zur Mission zurückkehren.

Die Agentur Havas berichtet: Nach Meldungen aus London nimmt der Meinungsaustausch zwischen den verschiedenen Kabinetten einen regen Fortgang. In denselben wird als zweifellos angenommen und als Grundlage für die Verhandlungen festgehalten, daß die Vertreter der Mächte in Peking wohlbehalten sind und die chinesische Regierung sich heraus nimmt, die selben in mehr oder weniger verschleierter Weise als Geiseln zurückzuhalten, in der Hoffnung, auf diese Weise die auf ihr lastenden persönlichen, pekuniären und militärischen Verpflichtungen zu vermindern. Ebenso nimmt man an, daß die chinesische Regierung sich einbildet, sie werde dadurch, daß sie die Gesandten daran hindert, mit ihren Regierungen unmittelbar zu verkehren, bessere Bedingungen erlangen, da sie im Laufe der Verhandlungen, die sie schon jetzt einleiten will, nicht nöthig haben werde, sich von der unmittelbaren Anklage der Mitschuld zu reinigen, welche die Gesandten gegen sie erheben könnten. Wie dem auch sei, der Vormarsch auf Peking wird nicht länger verschoben werden und wahrscheinlich gegen 1. August beginnen. Die Truppen werden, soweit wie möglich, der Eisenbahn von Tientsin nach Peking folgen.

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