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DSWA: Verlustmeldungen; Spende Kaiser Wilhelms; deutsches Polizeisystem in Schantung?; Kolonisten in Lodz

Freiburger Zeitung, 23.02.1904, 1.Blatt, 3.Seite

Zum Herero-Aufstand.

Berlin, 21. Februar. Gouverneur Leutwein meldet vom 20. Februar, daß die unter Kapitänleutnant Sygas stehende Abteilung der Matrosen und Schutztruppen in dem bereits gemeldeten Gefecht am Lievenberg folgende Verluste erlitten hat: tot der Matrose Karle, verwundet Bootmannsmaat Jurgahn, Reiter Hesse vom Eisenbahndetachement. Dieselbe Abteilung hatte am 19. Februar ein Gefecht bei Großbarmen gegen einen zirka 200 Gewehre starken Feind, der mit Hinterlassung von 13 Toten und vielen Gewehren und Munition nach Süden flüchtete. Der diesseitige Verlust ist: verwundet die Matrosen Krämer, Handschuck, Gefreiter Ratjen, Reiter Sobau und Schlosser Dräger vom Eisenbahndetachement.

Nach einer in Berlin eingetroffenen Nachricht ist der Beamte der Siedlungsgesellschaft für Deutsch-Südwestafrika, Eltz, ermordet worden.

Mehreren Morgenblättern zufolge spendete der Kaiser für die deutschen Ansiedler in Südwestafrika 10,000 Mark aus seiner Privatschatulle.


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Freiburger Zeitung, 23.02.1904, 2. Blatt, 2.Seite

Schanghai, 20. Februar. Aus Weibsing (Schantung) wird geschrieben, es gehe das Gerücht, daß Deutschland sich das Recht gesichert habe, in der ganzen Provinz Schantung ein gleichmäßiges Polizeisystem einzuführen. Die Chinesen nahmen das Gerücht günstig auf. (Die Pachtung Kiautschou liegt bekanntlich in der Provinz Schantung.).

[...]

Gemeinsame Arbeitstätigkeit deutscher Kolonisten. Die rührigen deutschen Kolonisten in der Umgebung von Lodz lassen keinen Zoll Landes unausgenützt brach liegen. So bepflanzen sie die Grenzraine ihrer Felder und unbebaute Landstriche mit Fichten und holzen sie nach drei bis vier Jahren wieder ab, um sie als Christbäume auf den Markt zu bringen. Die Kolonisten sind hier klug genug, um alle unnötige Konkurrenz zu vermeiden, sie arbeiten viribus unitis. In der deutschen Kolonie Dabrowa beispielsweise ziehen 14 Landwirte aus ihren Gemüsegärten den ausgedehntesten Nutzen, richten sich aber so ein, daß jeder von ihnen einen andern Artikel kultiviert. Die Kolonisten besitzen gemeinschaftliche Teiche, in denen sie vorzugsweise Karpfen züchten. Da die Einführung des Branntweinmonopols so schreibt die Lodzk. Gas. eine Steigerung des Obstweinkonsums zur Folge gehabt hat, so betreiben die Deutschen eine intensive Obstkultur, wiederum als gemeinsame Unternehmer.


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