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DSWA: Schweres Gefecht an der Wasserstelle Otjinhinanta; Kamerun: Strafexpeditionen unter Leutnant Nitschmann am Croßfluß eingetroffen

Freiburger Zeitung, 02.03.1904, 1. Blatt, 1. Seite

Schweres Gefecht in Deutsch-Südwest-Afrika.
Berlin, 29. Febr. Gouverneur Leutwein meldet in einem Telegramm von gestern: Die Kolonne des Majors v. Estorff hatte am 25. ein zehnstündiges schweres Gefecht an der Wasserstelle Otjinhinanta, 50 Kilometer östlich von Omaruru, gegen zahlreiche und tapfer kämpfende Hereros in vorzüglicher Stellung, gegen die Artilleriewirkung unmöglich war. Abends wurde die feindliche Stellung durch Sturm der Kompagnie Franke durchbrochen, worauf die Hereros sich in östlicher Richtung zurückzogen. Die Verluste des Feindes sind unbekannt. Erbeutet wurden 500 Stück Groß- und 2000 Stück Kleinvieh. Diesseitige Verluste sind: tot Oberleutnant Otto Schulze, schwerverwundet: Oberleutnant Frhr. v. Schönau-Wehr, Schuß am linken Knie, Oberleutnant Hannemann vom Seebataillon und Leutnant v. Stülpnagel, beide Schuß durch den rechten Oberarm, Gefreiter Follrat aus Koswig, Kreis Zerbst, Querschuß durch den Unterkiefer, Gefreiter Ernst Binder aus Holzgerlingen in Württemberg, Schuß durch die linke Lunge und linken Oberarm; ferner wurden ein Sergeant und zwei Gefreite leicht verwundet.
Die Straßb. Post macht zu dieser ernsten Meldung folgende zutreffende Bemerkung: Was bei diesem Gefecht, das einen leider sehr schmerzlichen Beweis dafür liefert, daß der Herero-Aufstand noch keineswegs seinem Ende nahe ist, besonders auffällt, ist das Verhältnis von Offizieren zu Mannschaften in der Verlustliste. Unter den Toten und Schwerverwundeten befinden sich vier Offiziere gegen zwei Gefreite, was in Anbetracht des Zahlenverhältnisses innerhalb der Truppe eine erschreckende Zahl darstellt. Es drängt sich angesichts derselben die Frage auf, ob unsere Offiziere nicht in den Fehler der Engländer im Burenkriege verfallen und sich mehr als nötig exponieren. Auf der anderen Seite freilich ist es auch eine stolze Zahl, die für unser Offizierskorps mehr spricht als tausend sozialdemokratische Hetzartikel und ein paar Dutzend Bilse-Romane gegen dasselbe. – Soweit die Straßb. Post. Von besonderem Interesse für unsere Leser wird noch sein, daß der als schwer verwundet bezeichnete Oberleutnant Freiherr von Schönau-Wehr eine Reihe von Jahren dem Infanterieregiment Nr. 113 als Fahnenjunker und Leutnant angehört hat, bis er vor mehreren Jahren zur Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika übertrat. Frhr. von Schönau-Wehr entstammt einem alten badischen Adelsgeschlecht.


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Freiburger Zeitung, 02.03.1904, 1. Blatt, 2. Seite

Die Unruhen in Kamerun.
Berlin, 29. Febr. Die Nordd. Allg. Ztg. meldet: Nach einer telegraphischen Meldung des Gouverneurs von Kamerun ist die erste Kolonne der aus Anlaß der Nachricht von dem Tode des Stationsleiters Grafen Pückler entsandten Strafexpeditionen unter Leutnant Nitschmann am Croßfluß eingetroffen. Hier hat inzwischen der Misserfolg der Pückler-Expedition weitere Ausschreitungen gegen die Gesellschaft Nordwestkamerun hervorgerufen. Drei Angestellte, Küster, Schoof und Schmidt, wurden getötet, die Faktoreien geplündert und zerstört. Es verlautet, die Station Ossidinge sei auch zerstört. Das Gouvernement wurde angewiesen, über die Angelegenheit fortlaufend weiter zu berichten.


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