logo

Pressedokumentation auf www.freiburg-postkolonial.de

"Vom Beginn des Herero-Aufstandes", Zentralhilfskomitee für die deutschen Ansiedler in Südwestafrika; Vortrag von Heinrich Schmitthenner über Marineleben und Seereise nach China

 

Freiburger Zeitung, Samstag , 26.03.1904, 1. Blatt, 1. Seite

Vom Beginn des Herero-Aufstandes.
Ein im Kolonialblatt veröffentlichter Bericht des Gouvernements in Windhuk vom 20. Januar lautet: Der Stellvertreter des Gouverneurs neigt der Ansicht zu, daß der Aufstand auf die seit langem unter den Herero herrschende Gärung zurückzuführen ist, die größtenteils durch das vielfach gewalttätige Auftreten der Wanderhändler bei Eintreiben der Forderungen hervorgerufen wurde. Ueber im Distrikt Okahandja bevorstehende Unruhen lief bei dem Gouverneur-Stellvertreter ein Bericht des Distriktchefs ein. Der Gouverneur-Stellvertreter Richter hielt den Ausbruch der Feindseligkeiten nicht für nahebevorstehend. Weitere Mitteilungen ergaben die Gewitzheit (sic!) des Vorrückens der Herero und des Verschwinden des Oberhäuptlings Maharero aus Okahandja. Am 12. Februar wurde der Telegraph zwischen Windhuk und Okahandja unterbrochen, ebenso wurde die Bahn mehrfach von den Herero unterbrochen. Der Aufstand verbreitete sich mit überraschender Schnelligkeit. Die Herero plünderten sämtliche Farmen, raubten in großen Mengen Vieh und ermordeten sämtliche Weißen, die nicht rechtzeitig flüchten konnten. Die Ermordungen geschahen zumteil mit viehischer Grausamkeit unter Verstümmelung der Leichname. So wurde der Leichnam eines 14jährigen Sohnes des Zivilpolizisten Tausendfreud kastriert aufgefunden. Ein Augenzeuge ist der Ansicht, daß nach dem Blutlachen neben der Leiche die Kastrierung am lebendigen Leibe vollzogen wurde. Soweit bisher bekannt ist, wurden 12 Weiße ermordet, 7 sind gefallen. Der Bericht zählt ausführlich die Namen auf. Zweifellos ist noch eine größere Anzahl ermordet worden, worüber genauere Nachrichten fehlen. Windhuk ist gegen den Überfall der Herero in Verteidigungszustand gesetzt und reichlich mit Proviant versehen. Der größte Teil der Frauen und Kinder ist untergebracht. Die Haltung der hiesigen Bevölkerung war bisher ruhig. Den höchsten Grad erreichte die Beunruhigung, als am 17. Januar der Bur Steenkamp von Aris mit der Nachricht eintraf, daß dort fünfzehnhundert Mann versammelt seien, und daß nach Mitteilung der Herero ein Angriff von 5000 Herero auf Windhuk bevorstände. Steenkamps Haltung wie die der übrigen Buren erschien verdächtig. Die Buren, an die 26 Gewehre gesandt wurden, unterhandelten aber mit den bei Aris erschienenen Herero, die ihnen gegen Neutralität die Erhaltung des Viehbestandes zusicherten.
Im Bericht des Gouvernements vom 8. Februar meldet Richter: die Herero fingen am 25. Januar einen Fußboten des Gouvernements mit einem Telegramm an die Kolonialabteilung über die damalige Lage ab. Die Hauptmacht der örtlichen Herero hat sich in die Gegend von Otjosongati zurückgezogen, indessen machen kleinere bewaffnete Viehdiebesbanden die Umgegend von Windhuk unsicher. Die Bergdamaras und die Zwartbooi-Hottentotten verhielten sich ruhig, namentlich die Bergdamaras waren unbedingt zuverlässig. Zweifellos planten die Herero ernstlich einen Angriff auf Windhuk und versuchten einen solchen anscheinend in der Nacht zum 15. Januar, unterließen ihn aber, als sie schon bei Klein-Windhuk auf einen Außenposten stießen. In Otsimbigwe brach der Aufstand erst nach dem 20. Januar aus. Die Station mußte aufgegeben werden, da die vorhandenen Kräfte zur Verteidigung ungenügend waren. Gobabis hielt sich ebenfalls. Ein Ablösungstransport unter Winkler ging dorthin am 7. Februar ab. Die Angelegenheit der Buren in Aris klärt sich wie folgt auf: Unterhandelt haben die Buren in Aris mit den Herero nicht. Die Herero sprachen nur mit den Bastards und nahmen das den letzten gehörige Vieh weg. Die Buren beschränkten sich auf die Verteidigung ihrer Waggons, zum Angriff waren sie zu wenig zahlreich. Der größte Teil der Ariser Buren nahm am 26. Januar freiwillig an einem zweistündigen Gefecht teil, wodurch mehrere 100 Herero nach dem Nosobfluß zurückgedrängt wurden. Das Verhalten der Buren hierbei ließ nichts zu wünschen übrig. Jetzt besteht kaum mehr die Hoffnung, daß der Legationsrat Höpner und der landwirtschaftliche Beirat Wabernvener gerettet sind. Frau Pilet und Frl. Doemski sind gerettet und befinden sich in Windhuk. Der Bericht enthält sodann einVerzeichnis von 37 Personen, deren durch die Herero herbeigeführter Tod sicher festgestellt ist. Einer Leiche war der Kopf abgeschnitten, eine andere anscheinend verstümmelt. Ungewiß ist noch das Schicksal einer Anzahl Händler und Farmer des Distrikts Okahandja, sowie der von Okahandja abgegangenen Patrouille unter dem Feldwebel Kuennel. Der angerichtete Schaden ist außerordentlich hoch. Die Entschädigungsfrage ist schon jetzt zu erwägen. Fast das gesamte Vieh wurde geraubt, die Kaufgeschäfte sind ausgeplündert und die Farmen verwüstet. Manche Farmer retteten nur das nackte Leben. Den Schaden an Mobilien allein in der Umgegend von Windhuk und Okahandja schätzt das Gouvernement wenigstens auf eine Mill. Mk. Die Bevölkerung rechnet auf eine Entschädigung nicht nur in Vieh und Land sondern in weitem Umfange auch in barem Gelde, andernfalls wäre ein allgemeiner geschäftlicher und wirtschaftlicher Zusammenbruch unausbleiblich.
Ein beigegebener Bericht des Windhuker Bezirksamtmanns Duft vom 8. Februar führt den Aufstand auf das rücksichtslose Vorgehen der Wanderhändler bei der Schuldeneintreibung zurück was Eingeborene und Weiße bestätigen. Der Bericht des Bezirksamtmanns in Swakopmund, Fuchs, vom 29. Februar, besagt, die Ursache des Aufstandes dürfte der allgemeine Haß der Herero gegen Weiße sein. Der Anlaß hierzu dürfte die Entblößung des Hererolandes infolge des Bondelzwart-Zuges sein. Als Seele der Kriegspartei gilt Assa Riarua, ein reicher Herero.

Politische Tageschau.
Berlin, 24. März. Das Zentralhilfskomitee für die deutschen Ansiedler in Südwestafrika erhielt heute folgendes Telegramm: 80 000 Mark auf die Bezirksämter verteilt. Weiterer Bedarf liegt vor. Leutwein. Das Komitee war in der Lage, weitere 30 000 Mark telegraphisch anzuweisen.


Scan der Originalseite auf Server der UB-Freiburg

 

Freiburger Zeitung, Samstag, 26.03.1904, 2. Blatt, 3. Seite

Turn–Verein Freiburg i. Br. E. V. Gegr. 1844.
Samstag, den 26. ds. Mts. abends. ½9 Uhr im Vereinslokal (Brauerei Feierling) Vortrag von unserem Turnratsmitglied Herrn Schmitthenner über:
Marineleben u. Seereise nach China.
Wir laden hierzu unsere verehrl. Mitglieder und Freunde höfl. ein und bitten um zahlreiches Erscheinen.
Der Vorstand.
Gäste sind freundlich willkommen.

Turn-Verein Schmitthenner


Zur Übersicht März 1904 der Pressedoku | Scan der Originalseite auf Server der UB-Freiburg | nach oben