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Pressedokumentation auf www.freiburg-postkolonial.de

DSWA: Stellungnahme der Rheinischen Mission; DOA: Bericht über Kampf mit einem Löwen; Dementi zur Ehrenmitgliedschaft von Maharero in der DKG; Anzeige: Teilhaber aus der Kolonialwarenbranche gesucht; Badener in DSWA: Graf von Kageneck; Arbeitsgesuch Kolonialwarenbranche

Freiburger Zeitung, 06.04.1904, 1. Blatt, 1. Seite

Zum Herero-Aufstand.
Zu den Angriffen, welche anläßlich des Hereo-Aufstandes von einigen Seiten gegen die in Südwestafrika tätigen Missionare erhoben worden sind, äußert sich der Inspektor der Rheinischen Missionsgesellschaft P. Haußleiter in einer längeren Erklärung, aus der wir folgende Stelle hervorheben wollen:
„Wenn besonders greifbare und schwerwiegende Ungerechtigkeiten im Schutzgebiete vorkamen, erstatteten die Missionare Anzeige bei den Behörden, und in den meisten Fällen wurde bald genug Wandel geschaffen. Kleinere Zwischenfälle legten sie unzählige Male durch persönliche Vermittelung bei. Etwas anderes war die Bekämpfung des Raubhandels. Hier mußten die Missionare sich begnügen, ihre Beobachtungen und ihre Befürchtungen bei passender Gelegenheit der Behörde vorzulegen. Das ist seit Jahren wiederholt geschehen. Ein weiteres Vorgehen lag außerhalb ihrer missionarischen Aufgabe.“ - Ueber Gouverneur Leutwein sagt P. Haußleiter: „Der Mann geht, soweit es ihm seine Amtsbefugnis gestattet, seinen wohlüberlegten eigenen Weg. Wäre seine Verordnung vom 1. Januar 1899 rechtskräftig geblieben, so hätte die Schuldenwirtschaft der Herero wahrscheinlich damals ein unblutiges Ende gefunden. Die Verfügung des Reichskanzlers betreffend Rechtsgeschäfte vom 23. Juli 1903 steht prinzipiell auf dem Boden der Leutweinschen Vorschläge. Aber sie kam eben vier Jahre zu spät! Wie oft mag inzwischen der Gouverneur unter dem Terrorismus, den eine kleine wirtschaftliche Interessengruppe auszuüben versteht, geseufzt haben! Wir ehren in ihm den menschenfreundlichen und gerechten Vertreter des Reichs und weisen darauf hin, daß das Stillebleiben der Hottentotten bei dem gegenwärtigen Aufstande die beste Rechtfertigung seiner Friedenspolitik ist. Wie ganz anders schwierig wäre unsre Lage, wenn auch das Namaland nun sich erhoben hätte, wozu es an Anreizungen durch die Hereros wahrlich nicht gefehlt hat!“


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Freiburger Zeitung, 06.04.1904, 1. Blatt, 2. Seite

Vermischte Nachrichten.

Kampf mit einem Löwen. Wie vor einiger Zeit gemeldet wurde, ist Feldwebel Ullmann von der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika auf der Jagd von einem Löwen sehr schwer verletzt worden. Ueber die näheren Umstände berichtet die soeben eingetroffene Deutsch-ostafrikanische Zeitung noch folgendes: Ullmann hatte vom Bezirksamt Kilwa den Auftrag erhalten, einen Löwen unschädlich zu machen, der seit fünf Tagen auf der Insel Kisiwani hauste. Der Löwe mußte den 2 Kilometer breiten Flußlauf nach der Insel durchschwommen haben. In der Nacht vor der Ankunft hatte der Räuber wieder ein Rind weggeschleppt. In der nächsten Nacht suchte man den Löwen mit einer Falle an seiner Beute zu fangen; doch war die Falle zu schwach, so daß der Löwe sie fortschleuderte. Von einem Baum herab schoß der Feldwebel auf gut Glück nach dem Löwen und verwundete ihn auch. Am nächsten Tage spürte man das Tier in einem dichten Busch auf, der umstellt wurde. Als der Löwe herankam, flohen alle Schwarzen, auf die Askaris, und der Feldwebel stand dem Löwen allein gegenüber. „Ich stand spitz zu dem Löwen, hatte aber keine gute Schußstellung. Mein Schuß zertrümmerte ihm den Unterkiefer. Nun kam er aber in mächtigen Sätzen auf mich zu; ich hatte gerade noch Zeit, das Gewehr zu laden und an die Backe zu reißen, da schlug er mir schon durch den Sprung das Gewehr aus der Hand, um mir dann mit der einen Pranke ins Kreuz zu schlagen und mich niederzureißen. Da ich mit der linken Hand abwehrte, biß er in sie und ein Zahn drang durch und durch. Ich stieß ihm nun den rechten Arm in den Rachen, worauf er mich losließ, um gleich wieder den linken Arm zu packen, den ich stets abwehrend hinhielt. Nun suchte er mich an der Gurgel zu packen, dies merkend zog ich das Kinn ein, packte den Löwen mit der rechten Hand fest an dem Hals und drückte meinen Köpf mit der ganzen Kraft an denselben. Während ich mit der verwundeten Hand nach dem Gewehr suchte, machte sich der Löwe los und biß mir in den Kopf. Mit aller Kraft riß ich jedoch den Kopf aus dem Rachen, wobei das Fleisch bis auf den Knochen aufgerissen wurde, so daß der Schädel bloslag, und steckte ihm wieder den rechten Arm hinein. Hierauf ließ er mehrmals von mir ab, um, wenn ich den Arm wieder herausriß, gleich wieder danach zu schnappen. In diesem Augenblicke setzte einer der Askari-Rekruten, der allein zurückgekommen war, und dem ich bereits mehrere Male zugerufen hatte, der Sache ein Ende zu machen und zu schießen, gleichgültig, ob er mich träfe oder den Löwen, dem Untier das Gewehr fast auf den Schädel und gab ihm den Fangschuß. Der Löwe war so auf mich versessen, daß er das Herankommenden des Askaris gar nicht bemerkt hatte. Ich wußte natürlich nicht, ob der Löwe durch den Schuß tötlich getroffen war und merkte dieses erst, als er langsam von mir abließ und umsank, mir bei seinen letzten Todeszuckungen noch ganze Stücke Fleisch aus Arm und Schultern reißend. Trotzdem mir durch den ungeheuren Blutverlust – ich hatte wohl 2 Minuten lang unter dem Löwen gelegen und blutete, wie sich später herausstellte, aus etwa 70 mehr oder minder schweren Wunden – die Besinnung zu schwinden drohte, beherrschte ich mich, sprang auf und rannte in meinem entsetzlichen Zustande, so schnell ich konnte nach dem etwa 800 Meter entfernten Dorfe und schrie nach Wasser und Verbandzeug. Der ausgerissene Akida empfing mich dort und weigerte sich, mich im Dorfe aufzunehmen und mir Wasser zu geben, da ich seine Weiber in meinem Zustande erschrecken könnte. Unterdessen brachten jedoch die Askaris Wasser und mehrere Betttücher herbei, verbanden mich notdürftig und schafften mich den acht Stunden langen Weg nach Kilwa zurück, wo mir die erste ärztliche Hilfe durch den Sanitätssergeanten Lübecke zuteil wurde und Herr und Frau Bezirksamtmann von Rode [?] in der hochherzigsten Weise für mich sorgten.“ Der tapfere Feldwebel befindet sich jetzt im Lazarett zu Daressalam; seine Wiederherstellung wird noch längere Zeit beanspruchen. Der Löwe [Fortsetzung auf Seite 3]


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Freiburger Zeitung, 06.04.1904, 1. Blatt, 3. Seite

[Fortsetzung von Seite 2] war über 3 Meter lang. Der feige Akida ist seines Postens als Dorfoberhauptmann enthoben worden; der Askari, der dem Feldwebel das Leben rettete, ist belohnt worden und wird auch Gefreiter werden. [...]

Deutsch-Südwestafrika.

Berlin, 3. April. Die Frankfurter Zeitung hatte geschrieben, Samuel Maharero sei Ehrenmitglied der Deutschen Kolonial-Gesellschaft. Das Organ der Deutschen Kolonialgesellschaft, die Deutsche Kolonial Ztg., bemerkt demgegenüber: „Das trifft selbstverständlich nicht zu. Der Oberhäuptling steht nicht auf der Liste ger [sic.] Ehrenmitglieder und hat nie darauf gestanden.“ [...]

[Anzeige] Teilhaber gesucht.
Ein in der Kolonialwarenbranche durchaus erfahrener und tüchtiger Kaufmann wird mit einer Einlage von 20-30 Mille als Teilhaber gesucht. Strengste Diskretion zugesichert. Gefl. Off. u. W. 1915 an die Exp. der Fbg. Ztg. 11669


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Freiburger Zeitung, 06.04.1904, 2. Blatt, 1. Seite

Badische Rundschau. [...]
Badener in Südwestafrika. Der Bad. Pr. wird geschrieben: Es ist eine eigentümliche Erscheinung, daß Süddeutschland in unseren Kolonien, sowohl in der Militär- wie Zivilverwaltung, verhältnismäßig zahlreich vertreten ist. Gerade die Nachrichten über die Kriegswirren in Südwestafrika haben uns eine Reihe von Namen gebracht, die speziell im schönen Badnerland einen guten Klang haben. Einer der Offiziere, die bald am längsten – fast neun Jahre – in unserer südwestafrikanischen Kolonie tätig sind und dort bei Vorgesetzten und Einwohnern, besonders bei der eingeborenen Bevölkerung Vertrauen und Achtung genießen, ist Graf von Kageneck aus Bleichheim. Ein ganz hervorragender Beweis, wie gut er es versteht, bei den Eingeborenen neben der notwendigen Strenge Gerechtigkeit und Verständnis für dieser Leute walten zu lassen, wurde ihm in jüngster Zeit zuteil, indem die kürzlich unterworfenen Bondelzwarts bei Oberst Leutwein darum einkamen, Grafen von Kageneck als Distriktschef in Warmbad, wo dieselben angesiedelt werden, zu bestellen. Diesem Wunsch wurde entsprochen. Graf Kageneck ist mit dem neuen Kapitän der Bondzelwarts bereits in Verhandlungen betreffs Kriegsentschädigung, Landverteilung usw. getreten. In dem Gefecht von Sandfontein, wo Graf von Kageneck an der Spitze der Witbois mitten im Feuer stand und ihm, wie s. Zt. gemeldet, das Pferd unter dem Leib erschossen wurde, hat er den Mut gezeigt, die unsere deutschen Offiziere so ruhmvoll auszeichnen. Möge es seiner Erfahrung und Geschicklichkeit vergönnt sein, den schnell errungenen Frieden im äußersten Süden unseres Schutzgebietes zu erhalten und zu befestigen. - Als Graf von Kageneck vor vier Jahren zu kurzer Erholung in der Heimat weilte, wurde ihm schon damals in Anerkennung seines Verdienstes von Sr. Kgl. Hoheit dem Großherzog der Orden vom Zähringer Löwen mit Schwertern verliehen.


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Freiburger Zeitung, 06.04.1904, 2. Blatt, 4. Seite

Gesucht
Junger Mann, der seine Lehre in der Kolonialwarenbranche beendet, in ein gemischtes Waren-Geschäft. Off. unter P. 1909 an die Exp. der Freib. Ztg. 11634


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