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Zu 50 Buren als Einwanderer in Deutsch-Ostafrika und ihrem Weg durch die Kolonie; großer Truppentransport nach DSWA, Verletzte; Waterbergschlacht: "Erfolgreicher Schlag gegen die Hereros"

Freiburger Zeitung, 17.08.1904, 1. Blatt, 1. Seite

Allgemeine Umschau. Ueber unsere neuen Landsleute in Deutsch-Ostafrika berichtet die in Tanga erscheinende Usambara-Post vom 16. Juli: Ende voriger Woche traf von Delagoabai eine aus 50 Köpfen bestehende Burenkolonne hier ein und fuhr am Dienstag früh mit der Bahn gleich weiter nach Korogwe, wo die sich teilte. Während zwei Buren den Weg über Mandera nach Kondoa-Irangi einschlugen, um für die Ansiedelung geeignetes Land zu suchen, ist ein anderer Teil damit beschäftigt, eine günstige Straße für den Weitertransport der sieben von ihnen mitgebrachten Treckwagen nach dem Meruberg, an dessen Fuße die bei weitem größte Anzahl sich anzusiedeln gedenkt, zu suchen. Aus ihrer alten Heimat haben die Buren Ackergeräte und alle zur Landwirtschaft notwendigen Sachen mitgebracht. Als Zugtiere für die Wagen sind ihnen von dem Gouvernement und der hiesigen Kommune drei Pferde und einige Esel überlassen worden, die in Korogwe durch anzukaufende Ochsen ergänzt werden sollen. In Korogwe werden die Tiere zunächst eingefahren, um dann die inzwischen zugfertig hergerichteten Wagen nach dem Endziel zu befördern. Die nach dem Meruberg reisende Kolonne wird vom Stabsarzt Dr. Engeland begleitet. Ueber den Aufenthalt der Buren in Korogwe und ihre Weiterreise sind der Usambara-Post vom 25. Juli inzwischen noch einige weitere Mitteilungen zugegangen:

Der Zug kam am Dienstag Nachmittag gegen fünf Uhr in Korogwe an. Die Station Korogwe veranlaßte, daß der ganze Zug bis zu dem für die Buren freigemachten Zeltplatze gebracht wurde, wo die Frauen und Kinder während der Nacht schliefen. Die Männer zogen es vor, in den vorläufig aufgeschlagenen ganz primitiven Zelten zu übernachten. Die Obergestelle der Treckwagen wurden schon am Dienstag abend abgeladen, alles andere Gepäck am Mittwoch Morgen. Der Mittwochzug brachte noch einen Wagen, welcher die Räder und Untergestelle der Treckwagen enthielt. Noch am Mittwoch nachmittag wurden alle Wagen zusammengestellt; sie sind sehr groß und stark gebaut und haben eine Tragfähigkeit bis zu 160 Zentner. Beim Zusammenstellen ist mir aufgefallen, wie wenig Fett die Leute auf die mächtigen Achsen schmieren und daß es ihnen ganz gleichgültig war, ob etwa Sand mit hineinkam. Schon am Mittwoch Nachmittag ritt einer der Anführer (Biljoen) auf einem der mitgebrachten Pferde mit noch zwei anderen Buren als Begleiter über die Nguru-Berge nach Kondoa-Irangi ab, um die dortige Gegend auf ihre Brauchbarkeit für Land und Viehwirtschaft anzusehen; sie wollen dann von Kondoa-Irangi direkt nach dem Kilimandscharo wieder zu den anderen Buren stoßen.

Am Donnerstag Morgen begannen die Fahrversuche. Der Wagen 1 war mit vorläufig 12 Eseln bespannt und war der schwerste der (sieben) Wagen. Die Wege waren infolge des in den letzten Tagen gefallenen Regens sehr tief und die Esel konnten nicht recht festen Fuß Fuß [sic!] fassen. Es gelang den Buren aber immerhin, trotz der denkbar ungünstigsten Verhältnisse (uneingefahrene Zugtiere, tiefe und unebene Wege) mit dem Wagen 1 bis etwa 7 Kilometer hinter Korogwe zu kommen. Wagen 2 war vorne mit sechs Eseln und dahinter sechs Ochsen bespannt. Die Stangenochsen waren an der verhältnismäßig langen Deichsel nur angejocht; alle übrigen Ochsen zogen mit dem Joch an einer Mittelkette. Es war interessant, anzusehen, wie ruhig der einmal angepochte Ochse vor dem Wagen stand. Nachdem alle sechs Ochsen eingespannt waren, ebenso auch die Esel, begann die Fahrerei. Die an einer wohl drei Meter langen Bambusstange befestigte, aus dicken Hautstreifen hergestellte Ochsenpeitsche spielte die Hauptrolle, ebenso ein mächtiger Lärm, der von den ochsentreibenden Kindern gemacht wurde. Ich hätte nicht geglaubt, dass sich unsere Ochsen so willig in ihr Schicksal fügen würden, wie es der Fall war. Das Lager bot für mich, der ich doch schon so manches Zeltlager gesehen und selbst häufig darin gewohnt hatte, sehr viel Neues. Man hatte Rundzelte und rechteckige Zelte aufgestellt. Bei den Rundzelten vermißte ich allerdings das Sonnensegel. Eine Familie schlief auch schon auf dem einen Treckwagen. Auch der Herr Bezirksamtmann hatte sein Zelt auf diesem Zeltplatz aufgeschlagen, um stets zur Hand zu sein und die Leute mit Rat und Tat zu unterstützen. Man sah dort Mädchen von 6 bis 7 Jahren, die mit der schweren Axt Feuerholz schlugen, andere holten Kochwasser und wieder andere wuschen im benachbarten Eisenbahngraben. Die männliche Jugend beschäftigte sich mehr mit dem Vieh. Ochsentreiben und Ochsengreifen schien ihnen ein Mordsvergnügen zu machen. Ich glaube sicher, daß es diesen praktischen Leuten gelingen wird, ihr Ziel zu erreichen. Ein Herr Landsberg sagte zu mir: “Wenn es uns gelingt, so haben wir dies in erster Linie Herrn Bezirksamtmann Meyer zu verdanken, der uns geholfen hat, als wär er unser Baas.” [“Baas” meint im niederländischen “Vermittler” oder “Meister” und bildet etymologisch den Ursprung des englischen “Boss”]

Unsere Kolonie kann sich zu diesem neuen Bevölkerungszuwachs nur freuen. Interessant war es für mich, von den Buren die Frage zu hören, warum wir hier schwarze Soldaten hätten. Als ihnen geantwortet wurde, daß weiße Soldaten die Strapazen nicht ertragen würden, meinten sie wenn unsere “Goern” groß sind, die sollen hier alle deutsche Soldaten werden, dann könnt ihr die Schwarzen sparen. Jeden Morgen halten die Buren in ihrem Lager eine kleine Andacht ab, oder sie singen ein frommes Lied. Den Sonntag aber ruhen sie. Die Kin- [Fortsetzung auf der nächsten Seite]


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Freiburger Zeitung, 17.08.1904, 1. Blatt, 2. Seite

der lesen aus der Bibel einige Psalmen vor und auch der Bur spricht ein Gebet. Am Montag verließen die letzten Wagen Korogwe. Glückliche Reise, ihr schwer geprüften Leute; lernt euer neues Vaterland ebenso lieben wie das, was man euch genommen hat!

Aus Deutsch-Südwestafrika. Einer amtlichen Meldung zufolge ist der Reiter Wendelin Bierwirth, früher 3. thüring. Inf.-Regt. Nr. 71, aus Witterda Kreis Erfurt, am 18. Juli auf dem Transport von Otawi nach Grootfontein am Typhus gestorben. Feldwebel Theodor Wansek, geboren am 28. November 1873 in Rudno, früher Drag.-Regiment Nr. 9, ist am 11. August im Lazarett in Windhuk am Typhus gestorben.
Der vorläufig letzte Truppentransport für Deutsch-Südwestafrika wird, wie angekündigt, am 20. d. M. auf dem Packetfahrtdampfer Silvia von Hamburg abgehen. Es werden der Frkf. Ztg. zufolge insgesamt 800 Mann, etwa 200 Pferde und eine große Anzahl Munitionen- und Proviantfahrzeuge nach Swakopmund befördert werden. Ein Teil der zur Ausreise bestimmten Mannschaft wird gegenwärtig auf dem Truppenübungsplatze Münster im Reiten und Fechten ausgebildet. Die Silvia wird etwa am 20. September in Swakopmund eintreffen.
Am 11. August wurden die Lagerposten von Karibib vermutlich von Viehräubern durch Schüsse verwundet. Gefreiter Johann Dolu, geb. am 7. April 1881 in Enchenreuch, Kreis Oberfranken (Baiern), früher bairisches 7. Inf.-Regt., erhielt eine Fleischwunde am linken Unterarm. Reiter Wilhelm Dawo aus Aschbacher Ziegelhütte, Bezirksamt St. Ingbert, Kreis Pfalz, früher bair. 22. Inf.-Regiment, erhielt eine Fleischwunde am linken Unterschenkel.


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Freiburger Zeitung, 17.08.1904, 1. Blatt, 3. Seite

Neuestes und Telegramme. Erfolgreicher Schlag gegen die Hereros. Berlin, 16. August. General v. Trotha meldet aus Hamakari: Der Angriff gegen die Hereros hat am 11. August früh mit viel Erfolg begonnen. Major Mühlenfeld warf den Feind nach heftigem Kampfe bei Hamakari zurück und nahm diesen Ort. v. Estorff warf den Feind westwärts zurück. Die Abteilung Deimling nahm die Station Waterberg. Der Feind, der schwere Verluste hatte, zersprengte sich auf dem Rückmarsch nach allen Seiten. Der Weg ist ihnen verlegt. Die Truppen kämpfen mit höchster Bravour. Tot sind fünf Offiziere und 19 Mann; verwundet sind 5 Offiziere und 52 Mann.
Über diesen ersten Schlag von Trothas liegt noch folgende nähere Mitteilung des Generals vor:
Major Mühlenfeld warf den Feind nach sehr heftigem Kampfe bis Hamakari zurück und nahm denn Ort. Die Abteilung Heyde verblieb in seiner Stellung; ihr gegenüber stehen starke feindl. Kräfte. In der Nacht zum 12. Aug. warf v. Estorff 15 Kilometer nordöstlich von Hamakari den bei Otjosongombe befindlichen Feind westwärts zurück. Deimling vertrieb die Hereros aus Omuweroume und nahm abends die verschanzte Station Waterberg. Der Feind erlitt schwere Verluste, wurde gesprengt und ist auf dem Rückmarsch nach allen Seiten begriffen. Die Hauptmasse des Feindes bewegt sich ostwärts, der Weg wird ihm verlegt.


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