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Über den Handelsverkehr Zanzibars in 1903 und die große Bedeutung Deutschlands hierbei

Freiburger Zeitung, 09.09.1904, 1. Blatt, 1. Seite

Zanzibar. Der dem englischen Parlament soeben vorgelegte Bericht über den Handel von Zanzibar von 1903 ergibt die sehr bemerkenswerte Tatsache, daß die 13jährige Oberherrschaft Englands über Zanzibar nicht imstande gewesen ist, der Insel oder besser dem Hafen Zanzibar den Charakter eines im wesentlichen deutschen Ein- und Ausfuhrhafens zu nehmen.

Es wird dadurch die Voraussage aller der Kenner der Verhältnisse bestätigt, welche in der Preisgabe Zanzibars an England eine Schädigung deutscher Interessen erblickten, und welche mit Recht vorhersagten, daß nach der natürlichen Lage der Dinge die Festlandshäfen für absehbare Zeit nicht imstande sein würden, die alte Zentrale Zanzibar als Handelsplatz zu ersetzen.

Der Bericht beklagt allerdings zunächst eine wesentliche Herabminderung des Handels von Zanzibar im Jahre 1903 verglichen mit dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre und zwar sowohl was Einfuhr wie was Ausfuhr anlangt. Erführt aber gleichzeitig das Anwachsen des Zanzibarhandels während der Vorjahre auf den Mehrverbrauch zurück, welcher während der Jahre 1896 und 1901 durch die Erbauung der Ugandabahn und die dadurch bedingte Zufuhr von vielen tausend indischen Arbeitern verursacht wurde. Der Bericht gibt ferner zu, daß ein Teil des Handels durch die Häfen des Festlandes besonders dadurch abgezogen worden ist, daß die Schiffahrtsverbindungen mit den Häfen der ostafrikanischen Küste sich wesentlich vermehrt und verbessert haben. Daß das letztere Argument jedoch in der Hauptsache auf Mombassa und die Wirksamkeit der Ugandabahn zutrifft, ergeben die statistischen Ausweise, aus denen erhellt, daß die deutsch-ostafrikanische Küste der bei weitem wesentlichste Abnehmer und, nur abgesehen von Britisch-Indien, auch der bei weitem bedeutendste Lieferant für den Zanzibar-Handel geblieben ist.

Die deutsche Schiffahrt Zanzibars überwiegt bei weitem die Interessen aller anderen Nationen sowohl im direkten Verkehr mit Europa, wie im Küstenverkehr. Die deutschen Firmen in Zanzibar stehen nach wie vor an der Spitze des Großhandels.

Einige Zahlen werden die bevorstehenden Zahlen am besten beleuchten. Die in Klammern stehenden Zahlen bedeuten dabei den Jahresdurchschnitt für die 5 Jahre von 1898 bis 1902. Im Jahre 1903 betrug die Gesamteinfuhr etwa 21 Mill. Mk. (25 Mill.), die Ausfuhr betrug 21,5 Mill. Mk. (25 Mill.). Von der Einfuhr kamen aus Britisch-Indien Waren im Werte von 7,6 Mill. Mk. (8,4 Mill.), aus Deutsch-Ostafrika 3,6 Mill. Mk. (4 Mill.), aus England 2,3 Mill. Mk. (2,6 Mill.), aus Deutschland direkt 1,2 Mill. Mk. (1,6 Mill.), aus Britisch-Ostafrika 1,5 Mill. Mk. (1,6 Mill.), der Rest zersplittert sich.

Während bei der Einfuhr Britisch-Indien voransteht, folgt unmittelbar darauf Deutsch-Ostafrika mit dem gegenüber allen anderen Ländern bei weitem größten Betrage. Deutschland und die deutsch-ostafrikanische Küste zusammen stellen für die Einfuhr von Zanzibar einen weitaus größeren Wert als England und Englisch-Ostafrika.

Noch weit bedeutender ist der Anteil, welchen deutsche Interessen an Zanzibar als Ausfuhrhäfen besitzen. Hier steht Deutsch-Ostafrika als Abnehmer weitaus oben an und zwar für das Jahr 1903 mit 6,8 Mill. Mk. (8,4 Mill.) Es folgt Britisch-Indien, Frankreich, dann erst England, Englisch-Ostafrika, die Vereinigten Staaten von Amerika und dann Deutschland (mit etwa 1,5 Mill. Mk.).

Was die Schiffahrt anlangt, so zeigte der Hafenverkehr von Zanzibar für das Jahr 1903 nicht weniger als 100 deutsche Dampfer im direkten Verkehr mit Europa und einem Tonnengehalt von 197 000 Tonnen, gegen 82 englische Dampfer mit 161 000 Tonnen, 24 französische Dampfer und 12 österreich-ungarische Dampfer. Noch stärker ist das deutsche Übergewicht im Küstenverkehr. Hierbei liefen nicht weniger als 115 deutsche Dampfer Zanzibar an, welche eien Tonnengehalt von mehr als 22 000 Tonnen repräsentieren, gegen 33 in Zanzibar beheimatete Dampfer und nur 16 englische Küstendampfer.

Die hier wiedergegebenen Ziffern geben jedenfalls zu denken.


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