logo

Presse-Dokumentation auf www.freiburg-postkolonial.de:

Kaiser bewilligt Abschied des Gouverneurs Theodor Leutwein; zur Lage in Deutsch-Ostafrika; Samuel Maharero unter englischer Polizeikontrolle

Freiburger Zeitung, Nr. 196 vom 23.08.1905, 1. Blatt, 1. Seite

Leutwein

Allgemeine Umschau

Der Kaiser hat dem Gouverneur Leutwein

den erbetenen Abschied bewilligt und an seiner Stelle den generalkonsul von Lindequist zum Gouverneur des südwestafrikanischen Schutzgebietes ernannt. Gouverneur v. Lindequist wird voraussichtlich im Oktober d. J. im Schutzgebiet eintreffen.

Gouverneur Leutwein, der, wenn wir recht unterrichtet sind, zurzeit in Freiburg weilt, hatte am 12. November vor. Jahres einen Urlaub bewilligt erhalten. Schon damals war auch berichtet worden, Lindequist sei als Nachfolger ausersehen. Wir haben in den letzten Tagen Gelegenheit gehabt, von den persönlichen Zwistigkeiten zwischen General v. Trotha und dem Reichskanzler zu berichten; dies unerquickliche Schauspiel zu beenden, ist jetzt offenbar Generalkonsul von Lindequist bestimmt, der, da er schon von 1892 bis 1900 in Südwestafrika weilte und dann in Kapstadt Gelegenheit zur Beobachtung aller wichtigeren Vorgänge hatte, das neue Gebiet seiner Tätigkeit nicht als Fremder betritt. Für Oberst Leutwein, der früher wegen des Versuchs, die schwierige Situation mit gütlichen Mitteln zu überwinden, vielfach angegriffen wurde, ist die Stimmung schon lange viel günstiger geworden. Es hat sich ja inzwischen hinlänglich gezeigt, wie schwer mit Gewalt dort draußen der Sieg erkämpft wird. So wird man jetzt Leutweins Politik auch in den Kreisen seiner dereinstigen Widersacher mit anderen Augen ansehen, als es ehemals geschah. Der Name des Oberst Leutwein wird, schon infolge der Unterwerfung Witbois und seiner genossen durch den eben so energischen wie vorsichtig prüfenden Mann, in unserer Kolonialgeschichte einen ehrenvollen Platz einnehmen.

DOA

Deutsch-Afrika.


Gouverneur Graf Goetzen hat telegraphisch berichtet, daß die Befürchtungen wegen der Missionsstation Maneromango sich nach einer Meldung des dorthin entsandten Bezirksamtmanns als unbegründet erwiesen haben. Nördlich des Rufidjiflusses sind auch keine Anzeichen von Unruhen hervorgetreten. Dagegen ist die Bezirksnebenstelle Liwale am 15. d. Mts. überfallen worden. Der Feldwebel Jaugel, der Kaufmann Eimer und der Ansiedler Pfueller sind nach Berichten, die Gouverneur für glaubhaft hält, ermordet worden. Der Gouverneur beabsichtigt die Zusammenstellung einer starken Kompagnie in Kilwa und ein gemeinsames Vorgehen mit der Station Songea auf Liwla. Das Marine Detachement aus Mohorro hat eine Bande Aufständischer am Nordfuß des Kitschiberges zurückgetrieben.

Ein Telegramm des Generalkonsuls in Kapstadt meldet, daß nach den Berichten der englischen Behörden am 6. August der Hererohäuptling Samuel Maharero mit drei Söhnen und mehreren Unterhäuptlingen, darunter Traugott, Justus, Kayata und Julius, sich unter englischer Polizeikontrolle befindet. Die Gesamtzahl der dortigen Hereroflüchtlinge einschließlich der Frauen und der Kinder beträgt 790. Alle sind entwafnet. Hiernach stellt sich die in der letzten Zeit durch die Presse verbreitete Nachricht, daß Samuel Maharero mit einigen Getreuen zu den Ovambos im Norden des südafrikanischen Schutzgebietes geflüchtet sei, als unrichtig heraus.

Dampfer Silivia ist mit den abgelösten Mannschaften der ostasiatischen Besatzungsbrigade am 19. August in Colombo angekom-

Scan der ganzen Originalseite auf Server der UB-Freiburg

Freiburger Zeitung, 23.08.1905, 1. Ausgabe, 2. Seite

Heimreise men und hat am 20. August die Heimreise fortgesetzt.

Zur Übersicht August 1905 der Pressedokumentation | nach oben top