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DOA: viele Gefechte mit Toten sowie Bildung einer Bürgerwehr in Dar-es-Salaam, Spekulationen über den nächsten Kommandanten der Schutztruppe in DSWA

Freiburger Zeitung, Nr. 229, 30.09.1905, 1. Blatt, 3. Seite

Kämpfe in Deutsch-Afrika.
Dar-es-Salaam, 28. September. (Berl. Lok.-Anz.) Die Abteilung des Hauptmanns Junk hatte auf dem Marsche nach Kilossa viele Gefechte mit erbitterten Gegnern zu bestehen. Der Feind verlor viele Tote und Proviant.


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Freiburger Zeitung, Nr. 229, 30.09.1905, 2. Blatt, 1. Seite

Aus Ost-Afrika.
Nach einer Meldung des Grafen Götzen aus Dar-es-Salaam sind Nachrichten über eine weitere Ausbreitung des Aufstandes nicht vorhanden. Das Bezirksamt Lindi meldet ein Abflauen der Bewegung. In den Matumbibergen dauert der Kleinkrieg noch an. Dagegen liefern im Bezirk Mohoro unterworfene Aufständische zahlreiche Gewehre ab. Langenburg erscheint nicht unmittelbar gefährdet, da Leutnant Klinghardt von dort mit 150 Mann auf Songea marschiert ist. Marinedetachements besetzen Liwale und das Hinterland von Lindi sowie die Matumbiberge, Mohoro und Mrogoro.
In Dar-es-Salaam ist, wie wir der Ostafrik. Ztg. entnehmen, am 22. August eine Bürgerwehr gebildet worden. Wie der Aufruf des Bezirksamts besagt, ist zwar eine Gefährdung der Stadt Dar-es-Salaam nicht zu erwarten; es ist aber eine Gewisse Beunruhigung der Bevölkerung eingetreten, der man durch verteilen von Schießwaffen an die waffenfähigen Einwohner und durch Schießübungen begegnen will. Der Bürgerwehr, bestehend aus Europäern, sind sofort 226 Mann beigetreten, so daß eine Vermehrung der Wehr nicht mehr gewünscht wird. Jeder der Feiwilligen hat ein Gewehr Modell 71 und 20 Patronen erhalten.

Süd-Afrika.
Für General von Trotha, dessen Rückberufung im Zusammenhang mit der Ernennung von Lindequists zum Gouverneur von Südwestafrika in Aussicht genommen ist, dürfte, laut Tag, ein älterer Stabsoffizier, dem die Befugnisse eines Brigadekommandeurs zugesprochen werden sollen, das Kommando über die Streitkräfte übernehmen. Für diesen Posten kommen infrage die Obersten Deimling und v. Lindenay, Oberstleutnant Dame sowie Major v. Estorff. Eigentlich sollte man annehmen, daß die Entscheidung über die Persönlichkeit schon in den nächsten Tagen getroffen werden müßte, um dem neuen Kommandeur zu ermöglichen, gleichzeitig mit dem neuen Gouverneur in der Kolonie einzutreffen. Es scheint jedoch dem General von Trotha Gelegenheit gegeben werden zu sollen, die neu eingeleiteten Operationen erst noch zu Ende zu führen. Ob dies bis Mitte November möglich sein wird, ist nicht bestimmt zu sagen. Vielleicht wird, so vermutet die Str. Post, auch bis zur endgültigen Entscheidung dem ältesten der augenblicklich unter general von Trotha stehenden Stabsoffiziere das Kommando übergeben.
Daily Mail meldet aus Kapstadt unterm heutigen: Die hier verbreitet gewesenen unrichtigen Nachrichten über eine Niederlage der Deutschen hat unter den Basutos große Unruhe verursacht. Alle jungen Anführer und Häuptlinge predigen eine Art heiligen Krieg nicht so sehr gegen die Engländer als vielmehr gegen die Buren. (?) Der britische Resident in Maseru hat an den Oberkommissär eine dringende Botschaft gesandt, in der Einzelheiten über den unruhigen Zustand des Landes enthalten sind und in der die Behörden ersucht werden, die Ansiedler an den Grenzen des Basutolandes zu bewaffnen. Eine fliegende Kolonne ist von Prätoria nach dem Basutolande aufgebrochen. Weitere Truppensendungen sind noch nicht verlangt worden.


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