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Windhuker Nachrichten über Buren-Komplott, Kurzmeldungen aus DOA, Ablösungstransport für die Schiffe des Kreuzergeschwaders auf der ostasiatischen Station; DOA: Angriff auf Missionsstation in der Nähe des Sultansitzes Utengula

Freiburger Zeitung, Nr. 234, 06.10.1905, 1. Blatt, 1. Seite

Sehr merkwürdige Mitteilungen

bringen die Winhuker Nachrichten vom 1. September d. J. Danach soll unter einem Teil der Buren in Windhuk sich ein Komplott gebildet haben, das nicht mehr und nicht weniger als die Eroberung Deutsch-Südwestafrikas in Form des in Südafrika so beliebten Raids. Am 23. August habe nun die von den Plänen benachrichtigte Behörde das Anwesen von Andries de Wet umstellt und 5 Buren daselbst verhaftet, während einer nach Okahandja entkommen sei. Wie weit Abdries de Wet selbst, der sich zweimal, während und nach dem Kriege, längere Zeit in Deutschland aufhielt, in die Sache verwickelt ist, ist dieser Mitteilung nicht zu entnehmen. Im übrigen bemerkt das Blatt, daß es sich hauptsächlich um National-Scouts handele, d. h. also verräter, die während des Burenkrieges auf Seiten der Engländer gefochten haben. An anderer Stelle der zeitung findet sich dann eine Erklärung von einer Anzahl Buren, die ihren Abscheu über das verhalten ihrer Landsleute zum Ausdruck bringen.

Die ganze Angelegenheit bedarf jedenfalls noch sehr dringend der Aufklärung Indes scheint so viel festzustehen, daß die deutschen Behörden bei der Auswahl der Buren, die als Transportführer im englischen Südafrika angeworben wurden, nicht mit der nötigen Vorsicht verfahren sind. Es wäre bei der gegenwärtig unter den Buren herrschenden Not jedenfalls möglich gewesen, durchaus sichere Elemente für diesen Zweck anzuwerben.

(...)

Deutsch-Afrika
Aus Dar-es-Salaam wird gemeldet: Hauptmann Freiherr v. Wangenheim hat mit seinen Marinesoldaten und Askari Mrogoro erreicht. Die Straße zwischen Bagamoyo und Mrogoro ist völlig sicher. Der Gesundheitszustand der weißen Truppen ist gut. Die Militärstation Mpwapwa hält eine Anzahl Massai als Hilskrieger bereit, falls im Bezirk von Kilossa Operationen nötig werden sollten. Die Aufständigen, wahrscheinlich Kisangre-Leute, haben die Dörfer Kuranga, Sunguni und Wipsi, 15 bis 20 Kilometer von Dar-es-Salaam angezündet. Sergeant Holzhausen marschiert mit 29 Mann von Masanga nach Wiansi im Bezirk Samtmann [sic!]. Böder marschierte am Donnerstag und Freitag mit 10 Mann von hier, um mit ihm zusammenzutreffen. Die Aufständischen ziehen sich nach Süden zurück. Jedenfalls aber muss ihre Vereinigung mit den Aufständischen südlich des Rufidji verhindert werden. – Die in Mrogoro ansässigen Deutschen sprachen beim Eintreffen des hierher entsandten Detachement von Marineinfanterie dem Kaiser telegraphisch ihren Dank aus.

Am 12. Oktober geht ein Ablösungstransport für die Schiffe des Kreuzergeschwaders auf der ostasiatischen Station mit dem Dampfer des Norddeutschen Lloyd: Prinz Heinrich von hamburg aus dorthin ab. Der Transport besteht aus dem Kapitänleutnant Brehmer als Transportführer, dem Fregattenkapitän Wilken, der sich erst in Colombo einschifft, den Korvettenkapitänen Küsel und Abeken, welche erst in genua den Dampfer besteigen, ebenso dem marine-Oberstabsarzt Rußkowski, dem Oberleutnant z. See Lampe, ferner aus drei weiteren Offizieren, dem Marine-Oberzahlmeister Rust, und 22 Fähnrichen zur See. Der zum Chef des Kreuzergeschwaders ernannte Kontre-Admiral Breusing tritt schon am 11. Oktober seine Reise mit dem Dampfer: Prinzregent Luitpold des Norddeutschen Lloyd von Genua aus an.


Scan der Originalseite auf dem Server der UB-Freiburg

Freiburger Zeitung, Nr. 234, 06.10.1905, 1. Blatt, 3. Seite

Aus Deutsch-Afrika.
Berlin, 4. Oktober. Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt: Nach einer telegraphischen Meldung ist die Missionsstation in der Nähe des Sultansitzes Utengula (Bezirk Ssongea) in Deutsch-Ostafrika von Aufständigen angegriffen worden. Die Familie des Missionars Groeschel hat sich nach der Missionsstation Lupembe (Bezirk Iringa) zurückziehen müssen, wo sich nun drei Missionare, Schumann, Groeschel und Heefe mit ihren Angehörigen aufhalten.


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