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Pressedokumentation auf www.freiburg-postkolonial.de

Kolonialkundgebung im Paulussaal

Freiburger Zeitung vom 27.11.1932, 2. Ausgabe, 3. Seite

Kolonialkundgebung 1

Kolonialkundgebung 2

Kolonialkundgebung 3

 

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Kolonialkundgebung

Die deutsche Kolonialgesellschaft, Abteilung Oberbaden, hatte Freitag abend zu einer Kolonialkundgebung in den Paulussaal eingeladen, die sich eines sehr starken Besuches erfreute. Oberstleutnant Knecht, der rastlose Pionier des Kolonialgedankens in Südwestdeutschland, stellte das mit Stolz und Vergnügen fest, erinnerte an das so eindrucksvoll verlaufene 50. Jubiläum der Deutschen Kolonialgesellschaft in Berlin, das eine gewaltige Kundgebung war für die Rückgabe der uns gestohlenen Kolonien und begrüßte dann von den Anwesenden besonders die ehemalige Großherzogin Hilda, Landeskommissar Schwörer, Oberbürgermeister Dr. Bender, Vertreter der beiden Kirchen, des Roten Kreuzes und der Universität. Nach einem Gedichtvortrag des jüngsten Deutschafrikaners, Helmuth Kaiser: Deutsches Volk, vergiß deine Kolonien nicht! sprach zunächst Gouverneur Dr. Seitz (früher in Kamerun und Südwestafrika) über die Entwicklung der Technik, die Umwandlung von Agrar- in Industriestaaten, die Verteilung der Weltgebiete, über die Maschine, Produktion und Absatz und begründete dann eindringlich das Recht des raumarmen Deutschlands auf Kolonien. Daß es ein Fehler war, Deutschland die Kolonien zu nehmen, habe man bald in Amerika erkannt und in England, aber auch in Frankreich. Wenn das deutsche Volk einmal richtig erkannt habe, was Kolonien als Rohstoffländer für das industrielle Deutschland bedeuten, dann werde es sich einmütig für die Wiedergutmachung des an uns begangenen Unrechts einsetzen. Es handele sich hier nicht um Machtpolitik, um Erinnerung an Gewesenes, sondern einfach darum, daß Kolonien für Deutschland eine Notwendigkeit sind wie für andere Industriestaaten auch. - Pater Sonnenschein, der früher in Deutsch-Ostafrika tätig war, sprach aus dem reichen Schatz seiner Erfahrungen als Missionar und forderte ebenfalls mit absolut unanfechtbarer Begründung die Rückkagbe der Kolonien für das arbeitslose Deutschland. Wem es aber ernst sei mit der Forderung, der dürfe nicht als 'Neudeutscher' zu den Altdeutschen kommen und nicht erst fordern und dann leisten. In Afrika seien gewaltige Räume vorhanden, die nach Menschen rufen; man dürfe aber auch hier nicht nach Boden verlangen, sondern müsse bodenständig [ ?]. Die Inlandssiedlung, richtig betrieben, seider beste Auftakt zur Auslandssiedlung. Die deutsche Jugend müsse den deutschen Raum weiten, sich aber zuerst in der Heimat bewähren, dann werde ihr Leben auch wieder Inhalt haben. Daß der Kolonialgedanke in Südwestdeutschland nur schwer Boden fasse, komme daher, weil hier noch Boden vorhanden sei im Gegensatz zu den deutschen Gauen, in denen die Industrie vorherrsche. Beide Redner fanden für ihre Ausführungen herzlichen Beifall, der auch als Beweis gelten mag, daß man in Freiburg immer mehr zu würdigen weiß, warum Deutschland Kolonien braucht. Die eindrucksvolle Kundgebung war umrahmt von Gesängen des Männerchors Concordia unter Leitung des Musikdirektors Ketterer. "