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Dokumentation:

"In unseren früheren Kolonien" (Togo und Kamerun)

Freiburger Zeitung, 11.02.1935, 2. Ausgabe, S. 2

"In unseren früheren Kolonien RSK. Als Togo Ende 1914 den Feinden übergeben werden wurde, da die kleine dort stationierte Polizeitruppe den starken Streitkräften der Franzosen und Engländer keinen Widerstand leisten konnte, war die Kolonie ein blühendes Land, das sich selbst unterhielt und keines Zuschusses mehr von Seiten des Mutterlandes bedurfte. Togo wurde dann in zwei Teile geteilt: Frankreich erhielt den größeren, als Mandatsgebiet England den kleineren. Daß diese Teilung für die Kolonie nicht günstig sein konnte, liegt auf der Hand. Trotzdem blieben die wirtschaftlichen Verhältnisse in Togo noch bis vor einigen Jahren durchaus günstig. Erst in neuerer Zeit hat sich dies geändert. Der Preis für Kakao, heute das wertvollste Erzeugnis des Landes, ist in kurzer zeit um 35 Prozent gefallen. Das gleiche trifft zu für Palmkerne und Palmöl, die ebenfalls zu den Hauptexportartikeln gehören. Die Einnahmen der eingeborenen Farmer sind daher stark zurückgegangen, was sich natürlich auf die Staatseinnahmen ungünstig auswirken mußte und zu einer starken Heraufsetzung der Steure und Abgaben geführt hat. Die Deutschen sind aus Togo vollkommen verdrängt: es lebt nur noch ein deutsches Ehepaar dort. Für deutsche Farmer ist das Gebiet nicht geeignet, das Klima ist stark tropisch, sehr heiß und feucht, es besteht große Fiebergefahr. In der letzten Nacht hatten wir 30 Grad. Da die Hitze feucht ist, kann man sie kaum ertragen. Es können also in Togo nur einige hundert Beamte, Angestellte und Militärs untergebracht werden. Trotzdem ist das gebiet wieder wertvoll zu machen, da die Eingeborenen sehr fleißig und willig sind und zur Hebung der Bodenschätze ausreichen.

Das Mandatsgebiet Kamerun ist in zwei Bezirke geteilt. Genau wie in Togo, erhielt England den kleineren, Frankreich den größeren Teil. Beiden Teilen geht es heute nicht gut: die gewaltsame Zereißung wirkt sich auch hier, wie überall, aus. Am schlechtesten geht es den Franzosen, denn es gibt im französischen Mandat heute nur noch zwei französische Firmen, alle anderen sind eingegangen. England hat die Geschäfte im ganzen Land an sich gerissen. Durch den Ankauf von ungeheuren Mengen nordischen Waldes ist der Preis des Palmöles, des Haupterzeugnisses des Landes, sehr stark herabgedrückt worden. Dieser Preisdruck trägt vor allem die Schuld daran, daß viele Firmen sich nicht halten konnten. Auch eine große deutsche Firma ist von diesem Preisdruck betroffen worden. Es handelt sich um die ganz modern mit kruppschen Maschinen eingerichtete Oelfabrik Hernsheim und Co. in Edea. (Edea ist dadurch bekannt, daß wir dort vor dem Kriege eine große Eisenbahnbrücke über den Gayaga-Fluß gebaut hatten. Diese wurde zu Beginn des Krieges gesprengt.) Als die Deutschen im Jahre 1928 nach Kamerun zurückkehrten, ging es der Kolonie noch ganz gut. 1929 lebten allein in Duala, dem Haupthafen des französischen Mandats, fast 1700 Weiße, darunter 40 Deutsche; heute sind es nur noch 700 bis 800, davon 9 Deutsche.

Man hat gesagt, daß die Franzosen insofern an der Verschlechterung der Zustände Schuld sind, daß sie unsere in blühendem Zustande übernommene Kolonie vernachlässigten. Dies ist aber durchaus nicht der Fall. Sie haben alles getan, was sie konnten, um das Mandat in gutem Zustand zu erhalten. Sie haben die Bahnen und Wege ausgebaut und auch viel Gutes für die Eingeborenen geschaffen. So habe ich z.B. ein großes Krankenhaus für die Neger in Duali gesehen, welches soeben fertig geworden und mit allen Errungenschaften der Neuzeit ausgestattet ist. Auf der anderen Seite sind die Steuern für die Schwarzen auch hier stark gestiegen. Frankreich erhebt von den Eingeborenen eine Kopfsteuer von 50 Franken pro Jahr. So kommt es, daß ein Neger, der zwei Frauen hat, was sehr häufig ist, 150 Franken im Jahr Kopfsteuer zu zahlen hat; ein schwarzer Arbeiter verdient aber im Durchschnitt im Jahr 360 Franken.Die Bewohner des Landes haben die deutsche Sprache noch nicht verlernt, vor allem mit älteren Leuten kann man sich meist gut in deutsch verständigen. Auch die Leute im Busch grüßten mit deutschen Grußworten. Ich bin daher der Ueberzeugung, und hier ist es jedermann, daß wir Kamerun wiedererhalten können. Wer das herrliche und üppige Land kennt, würde sich von Herzen darüber freuen. Ich habe eine lange Fahrt durch die herrlichen Pflanzungen und auch durch den Urwald unternommen. Palmkerne, Palmöl, Kakao, Gummi, Kaffee, Kola-, Kokos-, Erdnüsse, Bananen, Baumwolle, Mahagoni, und Ebenholz, das sind die wichtigsten Produkte. Auch Erze sind vorhanden, darunter Gold, das man vor kurzem fand. Im Hinterland auf der ziemlich gesunden Hochebene sind Tausende von Siedlern und Farmern unterzubringen.

Ich möchte zum Schluß erwähnen, daß Kamerun viel schöner ist, als alle Länder, die ich vorher an der Westküste von Afrika gesehen habe. Viktoria ist geradezu herrlich gelegen: ringsum die Höhen und Felsen der Ambasbucht, alles gekrönt von den Gipfeln des 4000 Meter hohen Kamerunberges. Ein bekannter englischer Elefantenjäger, der ganz Afrika kennt, sagte mir gestern, Kamerun sei das schönste Land in Westafrika und habe die schönsten Wälder des ganzen Erdteiles. Dr. P."

FrZ

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