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Dokumentation:

Deutsche Kolonialtagung in Freiburg: Beginn der Einzeltagungen der Verbände; Vertreterinnenversammlung des Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft; Weitere öffentliche Versammlungen bei der Reichskolonialtagung am Samstag, 15. Juni; Acht alte Kolonialgouverneure in Freiburg

Ein Original dieser Artikel befindet sich im Stadtarchiv, C 4/VIII/31/7

Freiburger Zeitung vom 14.06.1935, Nr. 159, 5. Seite

Deutsche Kolonialtagung in Freiburg

Beginn der Einzeltagungen der Verbände

Nun ist die große Tagung des Reichskolonialbundes, vom herrlichen Wetter begünstigt, das den vielen auswärtigen Teilnehmern Freiburg „im schönsten Lichte“ zeigt, bereits in vollem Gange. Während des gestrigen Donnerstags trafen die Gäste, besonders in den Nachmittagsstunden, zahlreich ein. Mitglieder der Verbände aus Freiburg empfingen die auswärtigen Freunde mit kameradschaftlicher Herzlichkeit, wiesen ihnen den Weg in die verschiedenen Unterkunftsstätten. Reges Leben herrrschte auch im Empfangsbüro im Gebäude des Amtl. Reisebüros und Städt. Verkehrsamtes – gab es doch noch so viel zu besprechen, zu fragen und zu klären. Lebhaft ging es auch im Pressebüro zu, das in der Museumsgesellschaft untergebracht worden ist und wo Gerneralsekretär Duemes seines Amtes der Betreuung der Pressevertreter, die z.T. auch von auswärts erschienen sind, waltet. Für die Veranstaltungen des Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft vermittelt Frau Mac Lean der Presse die für sie wertvollen Informationen.

Den Abend benutzten viele Tagungsteilnehmer zum Besuch der großen Veranstaltung der DAF. im Paulussaal, um wieder einmal General von Lettow-Vorbeck zu sehen und seinen prächtigen Ausführungen zuzuhören. An offiziellen Veranstaltungen fanden lediglich die Sitzung der Gauvorsitzenden vom Frauenverein für Deutsche über See des Deutschen Roten Kreuzes im Kaufhaus und die Sitzung der Gauverbandsleiterinnen des Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft, ebenfalls im Kaufhaus statt, beide intern.

Das umfangreiche Tagungsprogramm des Freitags begann um neun Uhr mit einer

Vertreterinnenversammlung des Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft

Im Kornhaus.

Die Bundesvorsitzende Frau von Boehmcken [eigentlich: Boemcken; HW] eröffnete die 28. Jahresversammlung des Frauenbundes; sie gab besonders ihrer Freude Ausdruck, daß diese Tagung in die Nähe des befreiten Saarlandes gelegt wurde und betonte, daß sich die Arbeit jetzt besonders ausbauen lasse, seitdem der Frauenbund in das deutsche Frauenwerk eingegliedert sei, und daß auch die Arbeit mit der Jugend sich jetzt besonders fruchtbar gestalten lasse. Die Vorsitzende der Abteilung Freiburgs, Frau Ganter, begrüßte die Gäste und besonders die Frauen, die selbst in den Kolonien gewirkt haben. Frau von Boehmcken dankte der Freiburger Ortsgruppe für die treue Aufbauarbeit, die sie in der kurzen Zeit ihres Bestehens bereits geleistet habe. Herr von Oertzen stellte den Zusammenhang der Reichsjugendführung mit dem kolonialen Frauenbund her und versicherte, daß es der Reichsjugendführung sehr am Herzen läge, die Jugend darüber aufzuklären, daß wir den Anspruch auf unsere Kolonien nicht aufgeben und daß der koloniale Gedanke besonders in der HJ. und im BdM. gepflegt werden soll. Das letzte Jahr sei so bedeutungsvoll gewesen, weil sich die koloniale Frage als eine rein nationalsozialistische herausgeklärt habe und daß Kolonialfrage und Arbeitsschlacht eng miteinander verknüpft seien. Sache des Frauenbundes sei es, sich mit ihrer sozialen Arbeit in den Kolonien auch in die soziale Arbeit in Deutschland selbst einzuschalten, weil sie dadurch um so größeres Verständnis auch für ihre Ziele finden werde. Aus der Jahresübersicht, die die Geschäftsführerin, Fräulein von Steinmeister gab, ersah man den Stand der einzelnen Arbeiten. Die deutschen Schulen, die der Frauenbund in Südwest- und Ostafrika baute und einrichtete, und mit großen Mitteln fortlaufend erhält, erweitern sich ständig, da die Zahl der deutschen Kinder dort draußen erfreulich zunimmt. Der Frauenbund war in der Lage, noch mehr Freistellen als im Vorjahr an die Kinder deutscher Farmer zu geben.

Auch wurden eine größere Anzahl Mädel und Jungen aus Südwest- und Ostafrika zur Berufsausbildung nach Deutschland geholt und hier in Lehrstellen untergebracht. Immer weiter wurde der Versand guter deutscher Bücher und Zeitschriften an die deutschen Farmer in Afrika ausgedehnt, fast jede der zahlreichen Ortsgruppen des Bundes im Reiche versorgt heute fortlaufend einen deutschen Lesezirkel in Afrika. All diese Arbeiten des Bundes haben das Ziel, die deutschen Menschen in Afrika, vor allem die heranwachsende Generation, in fester Verbundenheit mit der alten Heimat zu erhalten. Dieser Aufgabe dient auch letzten Endes die Stellenvermittlung, die der Frauenbund für deutsche Hauslehrerinnen und Farmgehilfinnen nach Afrika ausübt. Um den verschiedenartigen großen Anforderungen gerecht zu werden, benötigt der Bund erhebliche Geldmittel. Diese werden durch die ständig wachsende Zahl der Mitglieder und durch besondere Veranstaltungen der einzelnen Ortsgruppen des Bundes aufgebracht. [Fortsetzung nächste Seite]


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Freiburger Zeitung vom 14.06.1935, Nr. 159, 6. Seite

[Fortsetzung von voriger Seite] Gleichzeitig ist eine weitgehende Aufklärungsarbeit nötig, durch Verträge, Presse- und Bildmaterial. Dank der guten Zusammenarbeit im Deutschen Frauenwerk, vor allem auch mit der NS.-Frauenschaft gelang es im letzten Jahr, die Arbeit des kolonialen Frauenbundes auf eine sehr viel breitere Grundlage zu stellen. Der stellvertr. Bundesschatzmeister, Geh. Justizrat Bach verlas den Kassenbericht, der zeigte, wie es dem Bunde gelungen ist, seinen ständig wachsenden Anforderungen auch in finanzieller Hinsicht zu genügen. Die für die Kolonien aufgebrachten Gelder gehen der einheimischen Wirtschaft nicht verloren, da das Geld nicht in Devisen hinausgeschickt wird, sondern die Sachwerte dafür hier gekauft werden. Die deutschen Afrikareedereien haben die Spenden kostenlos hinüber befördert. Die Bundesvorsitzende, Frau Agnes von Boehmcken legte dann der Versammlung den Arbeitsplan für das kommende jahr vor. Die bisherigen Aufgaben müssen in vergrößertem Umfange fortgeführt werden, eine neue deutsche Schule die in Ostafrika eingerichtet wird, soll vom Frauenbund das erforderliche Inventar bekommen, das von hier herübergesandt wird. In viel größerem Umfange als bisher muß der schulentlassenen deutschen Jugend in Afrika geholfen werden, wenigstens 1 bis 2 Jahre zur Berufsausbildung nach Deutschland zu kommen, damit sie der Heimat nicht entfremdet wird. Die Bundesvorsitzende betonte, daß die Arbeit, die der Bund zu leisten hat, eine wahrhafte Frauenaufgabe sei, ein tätiges Beweisen von Treue und Volksverbundenheit.

Der Aufruf, hier mitzuhelfen, fand besonders lebhaften Widerhall, wie sich in den Spenden äußerte, die spontan und reichlich gerade für die Kilimandscharo-Schule gezeichnet wurden.

Die Vertreterinnen aus Afrika, Frau Rhode aus Boloti, Ostafrika, und Frau Mehl aus Elisabethbucht, Südwestafrika, berichteten, wie stark die deutschen Menschen aus Afrika diese sorgliche Liebesarbeit des Frauenbundes empfinden, wie durch die vielen kleinen Beweise der Verbundenheit die Afrikadeutschen ihre Zugehörigkeit zu Deutschland verspüren, und sich von der fernen Heimat nicht verlassen oder vergessen fühlen. Die Vorsitzenden der einzelnen Ortsgruppen aus dem Reiche nannten sodann die Summen, die sie voraussichtlich für die bevorstehende Jahresarbeit zu Verfügung stellen könnten. Die Endsumme ergab die erfreuliche Gewißheit, daß man auf dieser Grundlage in der geplanten Weise die Arbeit freudig fortführen kann. Unter der Fülle großer Spenden, die dem Frauenbund zuflossen sei die hervorgehoben, die die Saarbergmannsfrauen freudig als wirkliches Opfer darbrachten.

Mit einem Sieg-Heil auf unseren Führer, dessen treue Sorge allen deutschen Menschen gilt, denen im Reiche wie denen in Uebersse, schloß die Versammlung.

Eine Sitzung des Großen Rates des Frauenvereins für Deutsche über See vom Deutschen Roten Kreuz folgte um 9.30 im Kaufhaus, während die Deutsche Kolonialgesellschaft eine Vorstandssitzung um 10 Uhr in der Museumsgesellschaft abhielt. Diese Veranstaltungen trugen internen Charakter. Die beiden Frauenverbände nahmen dann das Mittagessen im Europäischen und im Freiburger Hof ein. – Am Nachmittag nehmen die Einzeltagungen programmgemäß ihren Fortgang.

*

Weitere öffentliche Versammlungen bei der Reichskolonialtagung am Samstag, 15. Juni

Am Samstag vormittag um 10 Uhr findet eine gemeinsame öffentliche Versammlung der kolonialen Frauenverbände im Paulussaal statt. Es wird sprechen: Frau Agnes von Boemcken, die Vorsitzende des Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft. Berichte aus der Arbeit der Verbände werden einen Einblick in die Arbeiten und Ziele dieser Organisationen geben. So wird man in Einzelheiten erfahren, daß das Rote Kreuz für Deutsche über See vorbildlich eingerichtete Krankenhäuser und andere wichtige Anstalten in Südwest- und Ostafrika unterhält; der Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft sorgt in mannigfacher Art für die deutsche Erziehung der heranwachsenden Generation und versendet u.a. deutsche Bücher und Zeitschriften bis auf die entferntesten Farmen. – Der Kolonialschriftsteller Wilhelm Rothaupt wird ebenfalls sprechen und auch die Reichsfrauenführerin, Gertrud Scholtz-Klink, die zur notwendigen Zusammenarbeit aller deutschen Frauen auffordern wird, um der großen Idee unseres Führers zu dienen. Auch die Vorsitzende des Deutschen Roten Kreuzes, Frauenvereins für Deutsche über See, die Herzogin Adolf Friedrich von Mecklenburg, wird bei dieser Versammlung das Wort ergreifen.

Um 11.30 Uhr findet eine öffentliche Versammlung des Kolonial-wirtschaftlichen Komitees im Kaufhaus statt. Darin wird vornehmlich die für Deutschland so ungeheuer wichtige Rohstoffrage behandelt werden. Als Redner sind vorgemerkt: Geheimer Bergrat Professor Dr. Paul Range, der lange Jahre in den verschiedensten Teilen Afrikas als Geologe tätig war; er wird über die mineralischen Rohstoffe unserer alten Kolonien berichten. Geheimrat A. Schmidt, der lange Zeit in Togo, Kamerun und Ostafrika lebte, wird über die land- und forstwirtschaftlichen Rohstoffe der genannten Gebiete nähere Ausführungen machen. In einem dritten Vortrag wird die Bedeutung der Schädlingsbekämpfung für die koloniale Wirtschaft unter besonderer Berücksichtigung der Wanderheuschreckenfrage von Privatdozent Dr. W. Zwölfer, München, behandelt werden.

Abends 8.15 Uhr findet im Paulussaal ein

großer Werbeabend

statt, bei dem Fahnenübergabe durch Reichsstatthalter Ritter von Epp an verschiedene Kriegerkameradschaften des Kolonial-Kriegerbundes erfolgt, in erster Linie an Verbände von der Saar. Ansprachen werden halten: Gouverneur i.R. Dr. Schnee, Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg und Farmer Helmut von Wernsdorff.

 

Programmänderung bei der Reichskolonialtagung

 Da das am heutigen Freitag im Stadttheater zur Aufführung kommende Schauspiel „Deutsch-Südwest“ von Paul Keding von 19.30 bis 21.45 Uhr dauert, findet das offizielle gesellige Beisammensein der einzelnen Organisationen erst ab 22 Uhr statt.

Acht alte Kolonialgouverneure in Freiburg

Die besondere Bedeutung der Deutschen Kolonialtagung in Freiburg findet darin ihren Ausdruck, daß nicht weniger als acht Gouverneure der deutschen Kolonien an der Tagung teilnehmen. Die Freiburger werden mit besonderer Freude und Dankbarkeit diese Führer der deutschen Kolonialarbeit vor dem Kriege in ihrer Stadt begrüßen. Es sind: Der letzte Gouverneur von Deutsch-Ostafrika Präsident des Reichskolonialbundes Dr. Schnee, neben dem auch der Verteidiger von Deutsch-Ostafrika im Weltkriege General von Lettow-Vorbeck an der Tagung teilnimmt, der letzte Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika, Ehrenpräsident der Deutschen Kolonialgesellschaft Dr. Seitz, Kolonialstaatssekretär i.R. Dr. h. c. von Lindequist, Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika, der letzte Gouverneur von Togo, seine Hoheit Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, und sein Vorgänger Gouverneur Brückner, Leiter der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes, ferner Gouverneur Ebermayer, letzter Gouverneur von Kamerun, dann Gouverneur Dr. Hahl und Gouverneur Haber, die beide Gouverneure in der deutschen Südsee waren.


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