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Presse-Dokumentation auf freiburg-postkolonial.de

Diverse Artikel zum "Aufstand der Hereros" sowie "General Louis Botha und der Wiesbadener Burenhilfsbund"

Freiburger Zeitung, 22.1.1904, 1. Blatt 1. Seite

Der Aufstand der Hereros. Zum Aufstand in Südwestafrika schreibt ein mit den Verhältnissen vertrauter Kolonialfreund: Die Aufstände in Südwestafrika legen mit erschreckender Deutlichkeit die Schäden bloß, welche in der Verwaltung und Ausnutzung des Schutzgebietes begangen sind. In erster Linie ist der in kolonialen Kreisen oft gerügte Mangel einer planmäßigen Besiedelung hervorzuheben. Seit fast zwei Jahrzehnten wird von allen Seiten das Schutzgebiet als für die europäische Besiedelung geeignet hingestellt. So und so viele Siedelungsgesellschaften sind ebenfalls seit Jahrzehnten mit Landsitz begabt und entfalten angeblich eine lebhafte Tätigkeit, während in Wirklichkeit die Besiedelung so gut wie gar nicht vorwärts rückt. Was soll man dazu sagen, wenn im Jahre 1902 die gesamte weiße Bevölkerung des fast eine Million Quadratkilometer umfassenden Deutsch-Südwestafrika sich auf 4674 Personen belief und im Jahre 1903 nur auf 4682 Weiße. Das macht eine Zunahme von im ganzen 8 Personen in einem Jahre. Sieht man sich die Zusammensetzung dieser Bevölkerung an, so wird das Bild noch etwas trüber. 939 Regierungsbeamte und Angehörige der Schutztruppe, dagegen nur 813 Ansiedler und Farmer, 693 Handwerker und Arbeiter und 277 Kaufleute und Händler.

Bereits seit mehreren Jahren ist von der Kolonialverwaltung proklamiert worden, es solle eine planmäßige Besiedelung Deutsch-Südwestafrikas nunmehr mit allem Ernst in Angriff genommen werden. Im Etat für 1903 wurden dafür 300 000 Mark gefordert. Dieselben sind anscheinend nicht verwandt, denn im Etat für 1904 heißt es: „Die Vorbereitungen für planmäßige Besiedelung des Schutzgebietes werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen und die im Etat für 1903 zu dem Zweck ausgeworfenen Mittel werden infolgedessen in der Hauptsache erst im Etatsjahr 1904 zur Verwendung gelangen. Der Natur der Sache nach wird der Besiedelungsfonds, dem die Rückvergütungen aus gewährten Darlehen wieder zufließen, je nach dem wechselnden Bedürfnis periodisch einer Wiederauffrischung bedürfen. Der Fonds muß als Berechnungsstelle auch in denjenigen Jahren, in denen ein besonderer Zuschuß nicht notwendig ist, als Leertitel in dem Etat weiter geführt werden.“ In Berichten über die Besiedelungsfähigkeit Deutsch-Südwestafrikas sind inzwischen mehrere Ries Papier von Sachverständigen aller Art beschrieben worden. In Wirklichkeit geschieht nichts oder so gut wie nichts, während es auf der Hand liegt, daß Deutsch-Südwestafrika die einzige unserer Kolonien ist, in welcher durch die Schaffung einer Grenzertruppe eine Selbsthilfe gegen die Bewegungen der Eingeborenen geschaffen werden kann und muß.

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Ueber mutmaßliche Gründe, welche die Hereros zum Aufstande veranlasst haben, geht der Frkf. Ztg. eine Zuschrift zu, worin es heißt: Als ich vor acht Monaten zu Studienzwecken das nordöstliche Hereroland bereiste, konnte ich außer einer Erbitterung der Herero gegen die deutschen Händler nicht das mindeste Anzeichen einer deutschfeindlichen Stimmung wahrnehmen. Die Kaffern gingen ihren gewöhnlichen Beschäftigungen nach und zeigten sich im allgemeinen freundlich und zugänglich. Nur der Umstand fiel mir auf, daß sämtliche Häuptlinge der von mir berührten Dörfer nach Okahandja, dem Wohnsitze des Oberkapitäns Mahàhero gezogen waren, um einer großen Ratsversammlung beizuwohnen; die kranken oder altersschwachen Häuptlinge hatten sich daselbst durch ihren ältesten Grootmann vertreten lassen. Die Versammlung dürfte einen vollen Monat getagt haben, denn anfangs April v.J. waren die Häuptlinge schon in Okahandja und Mitte Mai fand ich in der Nähe dieses Ortes noch immer einige Dörfer ohne Oberhaupt. Den Anlaß zu der großen Häuptlingsversammlung hatte ein ernster Streit zwischen Kambasembi, dem reichen Kapitän von Ojosondjupa am Waterberg und Dienstleuten des Oberkapitäns Mahàhero gegeben. Im Januar vorigen Jahres trieben Angestellte der Filiale der Handelsfirma Weke u. Voigts am Waterberg und die dortigen Händler Michaelis und Heilbronner von Kambasembi jahrlang schon ausstehende Schulden im Betrage von 20 000 Mark mit rücksichtsloser Energie ein, so daß der Kapitän sich genötigt sah, anstatt des fehlenden Bargeldes den Händlern große Rinderherden auszuliefern. Als er hierbei dem Häuptlinge eines benachbarten Dorfes befahl, die von letzterem behüteten Rinder, welche sein (Kambasembis) Eigentum seien, nach Otjosondjupa zu bringen, weigerte sich der Häuptling mit der Begründung, diese Rinder seien im Besitze des Oberkapitäns Maháhero, und ließ sich selbst durch Drohungen nicht einschüchtern. Nun sandte Kambasembi seinen Kriegskapitän mit 150 Mann nach dem Dorfe, ließ den Häuptling und dessen Grootleute durch Peitschenhiebe züchtigen, die Rinderheerde wegtreiben und übergab sie dann den genannten Händlern. Auf die Klage des gemaßregelten Häuptlings berief nun der Oberkapitän Maháhero jene Häuptlingsversammlung ein, in welcher nach Beilegung der inneren Streitigkeiten zweifellos der Aufstand wider die deutsche Herrschaft beschlossen wurde. In erster Linie richtet sich die Bewegung gegen die im Hererolande ansässigen Händler, bei welchen die Herero bedeutende Schulden stehen haben, und bei dem Hasse der Kaffern wider die Händler ist für diese und ihre Familien das Schlimmste zu befürchten, zumal sich den Herero gegenwärtig die günstige Gelegenheit bietet, sich mit einem Schlage ihrer lästigen Gläubiger zu entledigen. Als der Haupturheber des Aufstandes ist unbedingt der alte Kambasembi zu betrachten, der über die rücksichtslose Schuldeintreibung der Handelsfirmen von Waterberg maßlos erbittert war; zudem hatten sich zur nämlichen Zeit seine Söhne Traugott und Wilfried, in das Ovamboland geflüchtet, um sich einer über sie verhängten Arreststrafe zu entziehen. Wie sehr Kambasembi seinen Deutschenhaß zu verbergen wusste, erhellt wohl am besten aus dem Umstande, daß er mir im Mai v.J. anläßlich meines Besuches in Otjosondjupa unter Versicherung freundschaftlichster Gefühle die Hand küsste. Während meines dortigen Aufenthaltes gewahrte ich zwanzig Ovambo, die nachts mit großen Körben aus Ovamboland eingetroffen waren und nach der Meinung eines gerade anwesenden Händlers an Kambasembi Pulver abgeliefert hatten. Es ist zweifellos, daß die Herero schon seit geraumer Zeit durch portugiesische Händler und deren Zwischenträger, die Ovambo, mit Gewehren und Munition versorgt wurden. Umsomehr aber muß es bedauert werden, daß die deutschen Militärbehörden selbst an die Herero Gewehre und Patronen verkauften, wenn auch in beschränktem Maße. Dagegen wurde den Ansiedlern nicht gestattet, daß vorzügliche Repetiergewehr, mit dem die Schutztruppe ausgerüstet ist, zu führen, um den heimlichen Verkauf von Militärpatronen zu verhindern, sondern es wurden an sie nur Einladergewehre Modell 71 abgegeben, so daß die Herero den Ansiedlern vielfach mit gleichen Waffen entgegentreten können. Glücklicherweise sind die Herero elende Schützen, sowohl mit dem Gewehre als auch mit Pfeil und Bogen. Während meiner Reise ließ ich of von Herero mit Pfeilen, die von diesen Kaffern nie vergiftet werden, nach einem Hute schießen, der aber trotz der kurzen Entfernung von fünfzehn Schritten nie vor dem achten Schuß getroffen wurde; dagegen sind sie im Steinwerfen und Schleudern ihrer Keulen sehr geschickt. Speere werden selten verwendet.

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Bei dem Aufstande, der gegenwärtig in dem deutsch-südwestafrikanischen Schutzgebiete tobt, ist gleichzeitig mit anderen Weißen auch der Farmer Hans Lange von den Herero ermordet worden. Lange stammt aus Vegesack, wo er 1874 geboren ist, und war vor sieben Jahren in Braunschweig als Kaufmann in Stellung. Mit seinen Braunschweiger Freunden stand er, wie die Br. R. R. mitteilen, noch bis in die jüngsten Tage in lebhaftem Briefwechsel. Einem Briefe seiner Frau, datiert Klein-Barmen, 10. September 1903 (Poststempel Okahandja) entnimmt das Blatt über die Wohnstätte Langes, in deren Nähe sich gerade die jüngsten blutigen Ereignisse abspielten, Folgendes: 'Unsere nächste Eisenbahnstation ist Karibib; den Weg dorthin legen wir zu Pferd in etwa 10 Stunden zurück. Die Eisenbahnverhältnisse sind gottvoll. Alle Tage stellt das <Bähnle> wegen Kohlenmangel den Betrieb ein. Im Dezember wie im Januar ist es hier vor Hitze kaum auszuhalten, nur die Nächte bringen einigermaßen Abkühlung. Mein Mann ist viel unterwegs, bald in Windhuk, bald in Karibib, bald in Swakopmund. Unter der Rinderpest hat unser Viehstand viel zu leiden. Von 45 Stück Rindvieh, das geimpft war, gingen 29 Stück ein; 100 Stück Großvieh und ebensoviel Kleinvieh haben wir deshalb schleunigst verkauft. Wir wollten unsere Farm bis vor kurzer Zeit noch verkaufen, sehen aber jetzt davon ab, da man auf dem Gebiete, das uns gehört, ein prächtiges Kohlenlager entdeckt hat.'

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Die neueren Meldungen aus Berlin lauten: Der Kaiser nahm am Mittwoch während des Spazierganges im Tiergarten die Meldung des Inspekteurs der Marine-Infanterie, Oberst Dürr, und des Bataillonskommandeurs im 35. Regiment, Major Estorff, bis vor kurzem Kommandeur der südwestafrikanischen Schutztruppe, entgegen. (Oberst Dürr, ein geborener Badener, soll wie gemeldet wurde, Befehlshaber des gesamten Marine-Expeditionskorps werden. Oberst Dürr stand längere Zeit im Kolonialdienste und ist auch in Freiburg kein Unbekannter. Wer unser vortreffliches ethnographisches Museum besucht, findet dort die Photographie desselben und wird zu seiner Freude wahrnehmen, daß das Museum einen ansehnlichen Teil seiner Schätze dem Herrn Obersten zu danken hat, dessen Zuwendungen für unser ethnographisches Museum von größtem Werte sind. – Auch der gegenwärtige stellvertretende Kommandeur des im Norden stehenden Teiles der südafrikanischen Schutztruppe, Herr Oberleutnant Techow, ist hier bekannt. Er stand im Feldartillerie-Regiment Nr. 76, machte dann die China-Expedition mit und meldete sich nach seiner Rückkehr zur Schutztruppe. Bald folgte seine Berufung nach Südwestafrika. Er hat die erste Meldung aus dem Aufstandsgebiet nach Berlin gesandt. Techow ist ein strebsamer, kühner Offizier und erwies sich s. Zt. auch bei den Pferderennen hier als schneidiger Reiter. D. Red.).

Die Afrikatruppe der Eisenbahnbrigade besteht aus Oberleutnant Ritter, Leutnant Schwenckberg, 1 Feldwebel, 10 Unteroffizieren und 50 Mann. Es haben sich viermal mehr Leute, als gebraucht waren, freiwillig gemeldet.

Aus Kiel wird vom 20. berichtet: Heute Vormittag 11 Uhr fand auf dem Hofe der Seebataillonskaserne die Vorstellung des nach Südwestafrika abgehenden Expeditionskorps und der Besatzung des Kreuzers Habicht vor dem Admiral Prinzen Heinrich statt. Der Prinz nahm die Parade ab und hielt folgende Ansprache: Im Verlaufe von wenigen Jahren ist es das vierte Mal, daß das Seebataillon berufen ist, auf Befehl des Kaisers Schäden zu decken, wo solche in den Kolonien entstanden sind. Ich freue mich dessen mit Euch. Ich kann sagen, ich beneide Euch, daß Ihr berufen seid, den deutschen Ruf und die deutsche Ehre aufs Neue herzustellen. Ich weiß, daß Ihr freiwillig hinauszieht. Das erfordert der Soldatenstand. Das ist alte Tradition, worauf wir Deutschen stolz sein dürfen. Wenig wird Euch erspart bleiben: Hunger, Durst und schwerste Entbehrungen. Denkt an Eure Pflicht, an Euren Eid; denkt, daß Ihr Söhne Eures Vaterlandes seid. Seid gehorsam und treu, untereinander haltet Kameradschaft und vergeßt nicht, daß der Weg zum Erfolge bei Euch liegt. Jede Kugel, die den Lauf verläßt, erfülle ihre Pflicht. Glückliche Reise und Heimkehr. Gott mit Euch! Nach diesem Akte nahm der Prinz an dem Frühstück im Offizierkasino des Seebataillons teil.

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Der Reichsanzeiger veröffentlich eine Bekanntmachung betreffend den Feldpostverkehr mit Deutsch-Südwestafrika, wonach für den Postverkehr mit den in Deutsch-Südwestafrika befindlichen und dahin zu entsendenden Truppen des Heeres, der Schutztruppe und der Marine in Privatangelegenheiten der Angehörigen dieser Truppen als Gegenstände der Feldpost befördert werden: gewöhnliche Briefe bis 250 Gramm, gewöhnliche Postsachen und Postanweisungen. Die Beförderung der Briefe bis 50 Gramm und Postkarten erfolgt portofrei. Für Briefe von mehr als 50 Gramm beträgt das vom Absender zu entrichtende Porto 20 Pfg. Postanweisungen bis 800 Mark werden in Richtung nach der Heimat portofrei befördert; Postanweisungen an die Truppen sind bis 100 Mark zulässig und unterlieben einer vom Absender zu entrichtenden Gebühr von zehn Pfennigen. Die Sendungen müssen die Bezeichnung Feldpostbrief, sowie den Namen, den Dienstgrad und die genaue Bezeichnung des Truppenteils bezw. des Kriegsschiffes, dem der Empfänger angehört, tragen. Die Bestimmungen treten für die in Deutsch-Südwestafrika oder auf der Ausreise befindlichen Truppen sofort, für die dahin zu entsendenden Truppen mit dem Tage ihrer Einschiffung inkraft."

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Freiburger Zeitung, 22.1.1904, 1. Blatt, 3. Seite

"Neuestes und Telegramme. Nach Südafrika! Berlin, 20. Jan. Die Maschinenkanonen-Abteilung besteht aus acht 3,7 Zentimeter-Geschützen. Die Stärke beträgt 5 Offiziere, 8 Unteroffiziere, 82 Gemeine, sowie 9 Büchsenmachersmaaten, Signalmaaten und Signalgasten. Zu der von der Nordseestation zu stellenden Sanitätskolonne sind kommandiert 2 Sanitätsmaate, 2 Obersanitätsgasten, 24 Krankenträger. Die Ausrüstung der Leute ist die der Marine-Infanterie, doch treten Rucksäcke an Stelle der Tornister. Zu jedem Gewehr gehören 1000 Patronen. Das Sanitätspersonal ist mit Seitengewehr, Revolver und je 500 Patronen ausgerüstet. Zum Proviantdepot an Bord der Darmstadt gehören 2 Materialienverwalter, 2 Botteliers und 20 Mann der zweiten Matrosendivision. Dem Expeditionskorps wird ein Detachement als Ersatz der Landungsabteilung S. M. S. Habicht angeschlossen, bestehend aus Oberleutnant z.S. Connemann, Leutnant z.S. Claaßen, Schmidt, Oberassistenzarzt Dr. Gennerich und 69 Mann der Ostseestation. Für dieses Detachement wird ein 8 Millimeter-Maschinengewehr in Landungslafette mit Munition und Zubehör mitgegeben. Das Offizierkorps des mobilen Marine-Infanterie-Bataillons zählt: Kommandeur: Major v. Glasenapp. Staab: Oberleutnant Graf v. Brockdorff, Leutnant Schäfer. Kompagniechefs: Hauptleute Häring, Fischel, Lieber, Schering. Oberleutnants: Hannemann, Frhr. von Dobneck, Paschen. Leutnants: Freiherr Treusch v. Buttlar-Brandenfels, Kziobeck (Max) Muther, Eckstein, Brehm, Huguenin, Hildebrandt, Gräff, Stecher, Oberzahlmeister Ackermann, Zahlmeisteraspirant Nürnberg. Die Maschinenkanonen-Abteilung der 2. Matrosen-Division hat Oberleutnant z.S. Mausholt als Führer, ferner die Oberleutnants z.S. Stempel und Wossidlo und die Leutnants z.S. Ehrhardt und Rümann. Die Sanitätskolonne steht unter die Marine-Stabsärzten Dr. Gappel (bisher auf Helgoland) und Dr. Wiemann, sowie dem Ober-Assistenzarzt Dr. Ethurtius.

Berlin, 20. Januar. Die Afrikakrieger der Eisenbahnbrigade rückten heute nachmittag nach Wilhelmshaven aus, um dort mit der Darmstadt die Fahrt nach Swakopmund anzutreten.

Wilhelmshaven, 20. Januar. Der Dampfer Darmstadt ist heute nachmittag hier eingetroffen. Er legte sich vor die neue Einfahrt, wo eine zahlreiche Menschenmenge sich zur Begrüßung eingefunden hatte.

Das Landungskorps des Habicht. Berlin, 20. Januar. Nach heute eingegangenen Nachrichten ist das Landungskorps des Habicht in Stärke von 60 Mann und einem Maschinengewehr nach Karibib abgegangen und dort unbelästigt eingetroffen. Der Vormarsch wurde erschwert durch den infolge von Regengüssen sehr schlecht gewordenen Zustand der Eisenbahn. Aus dem Innern liegen Nachrichten vor, daß Windhuk und die Hauptstationen belagert werden. Das in Kamerun stationierte Spezialschiff Wolf hat Befehl erhalten, sofort nach Swakopmund zu gehen.

Einkaufsgesellschaft der Kolonialwarenhändler. Leipzig, 20. Januar. Hier hat die Gründung einer Zentraleinkaufsgesellschaft deutscher Kolonialwarenhändler m. b. H. mit dem Sitz in Hamburg stattgefunden. Vertreten waren 92 Bevollmächtigte. Die gezeichneten Anteile belaufen sich auf 300 000 M. Zum Geschäftsführer wurde Papst-Hamburg gewählt.

Burenkämpfer für Deutschland. Brüssel, 20. Januar. Dem Petit Bleu zufolge wäre eine ganze Gruppe von Buren falls die deutsche Regierung einwilligt, sofort bereit, im Damaraland unter deutscher Fahne zu kämpfen."

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Freiburger Zeitung, 22.01.1904, 2. Blatt, 2. Seite

"General Louis Botha und der Wiesbadener Burenhilfsbund. Vor einigen Tagen hat der Bund von dem General einen Brief folgenden Inhalts, aus Prätoria datiert, erhalten: 'Wir sind sehr dankbar für das wohltuende Interesse, welches Sie immer noch dem Wohlergehen unseres Volkes zeigen, das so viel im letzten Kriege litt und heute noch leidet. Ich muß Ihnen mitteilen, daß es noch große Not gibt unter vielen unseres Volkes. Mit dem Gelde welches wir in Europa sammelten, konnten wir nur jenen Witwen, Waisen und Verstümmelten helfen, die äußerst arm und mittellos waren, und die Hilfen, welche wir ihnen zuteil werden ließen, war keineswegs eine große. Der Mehrzahl der mittellosen Armen konnten wir aus Mangel an Mitteln überhaupt nicht helfen, was wir so gern hätten tun mögen. Viel von ihnen können kaum Leib und Seele zusammenhalten, namentlich weil wir in diesem Jahre eine Fehlernte hatten. Wir haben bereits soviel Hilfe von anderen festländischen Freunden erhalten, daß ich es kaum wage, ihre Wohltätigkeit weiter in Anspruch zu nehmen; denn wir schämen uns schon so sehr unserer Schuld ihnen gegenüber. Wenn aber unsere Freunde noch etwas tun wollen, und den Armen unseres Volkes zu helfen, so werden wir sehr dankbar sein, wenn sie die vorhandene Gelegenheit benutzen... Indem ich Ihnen nochmals für alles, was Sie getan haben und für Ihre gütigen Angebote der Hilfe danke, bin ich Ihr ergebenster Louis Botha.' Der Sekretär von dem Generale Boeren-Hulp-Fonds Comité bestätigte dem Wiesbadener Burenhilfsbund den Empfang von 12,000 M. und bemerkte, daß die deutschen Gaben 'sehr nötig gewesen und den armen Witwen und Waisen viele Freude bereitet hätten.' Jeder Leser dieser Zeilen wird den Eindruck gewinnen müssen, daß die Gaben des deutschen Volkes durchaus am Platz waren und es noch sind. Aus privaten Berichten, die dem Wiesb. Burenhilfsbund aus Südafrika zugingen, geht zur Genüge hervor, daß die 'Repatriation' keineswegs durchgeführt worden ist. An Stelle der Konzentrationslager sind Zufluchtslager entstanden, nämlich in Distrikten von Kroonstad, Parys und Betulie in der Oranje-Kolonie. Außerdem sind viele Lager im Transvaal vorhanden. Ueber das Zufluchtslager zu Sweetspruit heißt es wörtlich: 'Es ist eine sehr anständige Klasse von Menschen dort und es ist ein Jammer, in Armut zu leben. Sie tragen ihre Leiden mit solcher Standhaftigkeit... Bis zum Kriege haben sie ein so frohes, glückliches Leben geführt ...' Es handelt sich also keineswegs um sogenannte 'Beiwohner', sondern um Menschen, die früher wohlhabend waren, deren Hab und Gut aber im Kriege vernichtet wurde.

Es heißt dann weiter in dem Bericht: 'Es werden bedeutende Arbeiten unweit des Lagers bei dem Bahnbau durchgeführt und die Männer und Knaben haben dort Beschäftigung: erstere erhalten 4 Shilling, letztere 2 Shilling Tagelohn. Familien, welche aus mehreren Söhnen und nur 1-2 Töchtern bestehen, können kaum etwas ersparen, um die Möglichkeit zu haben, die Zufluchtslager zu verlassen. Meistens sind es ein bis zwei Mann, die eine vielköpfige Familie zu ernähren haben. Das sind Kaffernlöhne, wie sie früher den Schwarzen im Freistaat gezahlt wurden. Der normale Lohn des weißen Mannes ist doppelt so hoch. Mächtigere Gründe als der frühere Stacheldraht halten die Familien in den Zufluchtslagern fest. Für die Frauen gibt es sehr wenig zu tun, denn sie sind so zahlreich und alle wünschen ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Fräulein Hobhouse erzählte uns, daß man in den meisten kleinen Städten Kleidermacherinnen finde, welche nie mehr als fünf Shilling für das Anfertigen eines ganzen Kleides bekommen und wenn sie einmal Arbeit bekommen, daß sind sehr viel Schwierigkeiten damit verbunden; z.B. können solche, die Näharbeiten bekommen, eine Nähmaschine nicht erschwingen. So müssen 5-6 sich mit einer Maschine begnügen, und man kann sich vorstellen, wie dieses die Arbeit verlängert.'

Der Wiesb. Burenhilfsbund, der mit dem Generale Bueren-Hulp-Fonds Comité in beständiger Fühlung ist, befördert Gelder und guterhaltene Kleidungsstücke nach Prätoria und garantiert für die richtige Verwendung aller Gaben. Gelder wolle man an den Vorschutz-Verein zu Wiesbaden, Friedrichstraße 20, senden mit dem Vermerk: Für den Burenhilfsbund. Kleider nimmt die Geschäftsstelle des Bundes an; Adresse: Neudorferstraße 2, III. Es empfiehlt sich nicht für Private, Geld oder Kleider in kleinen Mengen nach Südafrika zu versenden, weil die Kosten verhältnismäßig groß sind. Der Bund kann, durch das Entgegenkommen der Köln-Düsseldorfer Gesellschaft sowie der Ost-Afrika-Linie, Kleider versichert und unentgeltlich bis Delagoa-Bai befördern. Gelder werden vom Bunde durch Vermittlung der Standard-Bank von Südafrika in größeren Beträgen sicher überwiesen.


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