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Freiburger Straßennamen:

Maximilian Graf von Spee / Admiral-Spee-Straße

Maximilian Johannes Maria Hubert Reichsgraf von Spee wurde am 22.6.1861 in Kopenhagen geboren. 1878 trat er als Kadett in die Kaiserliche Marine ein. 1884 war er Wachoffizier auf dem Kanonenboot "Möwe", das der kolonialen Eroberung Togos diente. 1905 wurde er Kapitän zur See, 1910 Konteradmiral und am 15.11.1913 schließlich Vizeadmiral.

Am 4.12.1912 wurde er Kommandeur des Ostasiengeschwaders, das zuständig für die militärische Herrschaftssicherung in Kiautschou (China) und den diversen Südseeinseln in deutschem Besitz war. Es hatte seinen Sitz in Tsingtao/ Kiautschou, wo sich der einzige ausgebaute und befestigte deutsche Flottenstützpunkt im Ausland befand. Mit Beginn des I. Welkriegs sollte das Geschwader im Indischen Ozean Kreuzerkrieg führen (Angriffe auf zivile und militärische Schiffe sowie Küstenstationen, Unterwasserkabel und Funkstationen). Während Spee den Kreuzer "Emden" zu dieser marodierenden Tätigkeit abkommandierte (s.u.), machte sich Spee mit dem Großteil der Schiffe jedoch bald auf den Weg Richtung Chile. Denn der Stützpunkt Tsingtao war nicht zu halten, das neutrale Chile aber hatte sein Wohlwollen gegenüber Deutschland signalisiert und so konnte man sich dort mit Kohlen versorgen. Zunächst besiegten sie noch im November 1914 bei den Coronel-Inseln eine schwache britsche Kreuzerdivision und versenkten dabei zwei Panzerkreuzer (dies wurde z.B. in der Freiburger Zeitung mit dem Abdruck glorifizierender Auszüge aus einem Feldpostbrief honoriert: Artikel). Nach der Umrundung von Kap Hoorn wendete sich das Blatt. Spee wurde am 8.12.1914 an Bord des Kreuzers Scharnhorst bei den Falklandinseln vor Argentinien selbst von der Britsichen Marine versenkt. Insgesamt starben in der Schlacht ca. 2.100 Angehörige des Ostasiengeschwaders der Kaiserlichen Marine, ca. 214 überlebten.

Spee wurde anschließend als Held verherrlicht. 1917, 1939 und 1959 (sic!) wurden deutsche Kriegsschiffe nach ihm benannt und in verschiedenen Städten sind Spee- oder Falklandstraßen zu finden. Die Admiral-Spee-Straße in Freiburg wurde 1934 unter dem NS-Oberbürgermeister Kerber so benannt. Im Juli 1996 wandte sich eine Gruppe ohne Namen in einem Offenen Brief an die BewohnerInnen des so genannten Heldenviertels in der Unter-Wiehre, in dem sich die Spee-Straße befindet. Das hier dokumentierte Flugblatt (ca. 650 KB) informiert über die Hintergründe der Benennung der Straßennamen während der NS-Zeit und setzt sich kritisch mit dem späteren Umgang auseinander.

Speestr.

In Oldenburg grenzt an die entsprechende Falklandstr. die ebenfalls kriegsverherrlichende Tangastr. (Schlacht von Tanga in "Deutsch-Ostafrika"):

Strassenschild Oldenburg

Bereits 1916 warb der Deutsche Flottenverein in einem öffentlichen Aufruf mit einem Verweis auf die Falkland-Schlacht für Spenden: „Die Dankbarkeit des deutschen Volkes gegen seine Streiter, die schon so überwältigende Beweise seiner Opferwilligkeit geliefert hat, will auch seiner Flotte nicht vergessen, die in mehr als zweijährigem, zähem Kampfe auf allen Weltmeeren sich so glänzend bewährte. Die jüngste der großen europäischen Marinen hat gegen die vereinigten Flotten von fünf alten Seevölkern sich nicht nur behauptet, sondern unvergängliche Lorbeeren sich erworben. Ohne Stützpunkt haben ihre Kreuzerbesatzungen Monate lang den feindlichen Handel schwer geschädigt und in den Schlachten von Santa Maria [Coronel] und den Falklandinseln ruhmreich zu siegen und zu sterben gewusst. (...) Ihnen allen, den Kämpfern zur See in jeglicher Weise zu helfen und ihnen zugleich ein Zeichen heißen Dankes darzubringen, dazu soll der Opfertag des Deutschen Flottenvereins, des Flottenbundes Deutscher Frauen und der Deutschen Marinevereine dienen, dessen Ergebnis von der Zentralstelle für freiwillige Gaben an die Marine unter Leitung des Großadmirals von Koester in sachgemäßer Weise verteilt werden soll. An alle Deutschen geht daher die Bitte: Gebt und gebt reichlich für die Deutsche Flotte!

In Freiburg wurde der 19.11.1916 als „Opfertag für die Deutsche Flotte!“ deklariert. Den lokalen Aufruf in der Presse unterzeichneten Landgerichtsrat Clauß vom Flottenverein, H. Herzog vom Marineverein und Frau Oberst Küntzel vom Flottenbund deutscher Frauen (jeweils die Freiburger Bezirks- bzw. Ortsvereine). Allein in Freiburg wurden bei dem Marineopfertag 41.866 Reichsmark eingenommen, was weit über den Erwartungen der Veranstalter lag.

Die Heldenverklärung fand sich z.B. auch in der reichsweiten Zeitschrift "Volk und Heimat" des - von der Stadt Freiburg geförderten - Vereins für das Deutschtum im Auslande. So konnte man etwa 1920 diese Werbeanzeige finden: „Graf Spees letzte Fahrt. Erinnerungen an das Kreuzergeschwader von Hans Pochhammer, Fregattenkapitän, früher Erster Offizier SMS Gneisenau. Mit Bildern und einer Karte. 15.-20. tsd. Gebunden 6,50 M. Der erste authentische Bericht über die Seeschlachten bei Coronel und den Falklandinseln, von einem Augenzeugen erzählt.“ (Volk und Heimat, Heft 1 / 1920).

1932 veranstaltete der Reichsverband deutscher Rundfunkteilnehmer e. V. eine Vaterländische Weihestunde in der städtischen Kunst- und Festhalle im Gedenken an das untergegangene Ostasiengeschwader mit Vortrag von G. R. Öchsle: "Sieg und Untergang des Kreuzergeschwaders", Ausführende der anschließenden Aufführung waren Bruno Korell, Heldentenor, Große Oper Philadelphia und Chicago, und das Symphonieorchester des verstärkten Freiburger Kammerorchesters (60 Mitglieder) unter der Leitung von Heinrich Pfaff (siehe Freiburger Zeitung, 05.12.1932, Artikel)

Auch der 1934/35 gegründete natinalsozialistische Reichsbund Deutscher Seegeltung e.V. führte die Heldenverklärung fort (Mitgliedschaft der Stadt Freiburg ab 1937). Dessen von Rudolf Krohne verfasste Propagandaschulungsschrift "Geschichte deutscher Seegeltung" (Band I der "Schriften deutscher Seegeltung") wurde gleich 1935 in einer Auflage von 100.000 Stück gedruckt. Darin heißt es: "Inzwischen hatten die deutschen Kreuzer und Hilfskreuzer im Ausland, hatte Graf Spee bei Coronel das englische Prestige empfindlich erschüttert. (...) Bei Ausbruch des Krieges hat Graf Spee den schnellen Kreuzer 'Emden' unter Kapitän von Müller zum Kreuzerkrieg im Indischen Ozean entlassen, wo er bald der Schrecken der alliierten Schiffahrt wurde. Von englischen, französischen, russischen und japanischen Schiffen gejagt, gelingt der 'Emden' am 28.10.1914 im Hafen von Penang einen russischen Kreuzer ('Schemschug') und einen französischen Zerstörer ('Mousquet') zu versenken. Als 'Emden' während der Zerstörung der Funkstation auf der Kokos-Insel von dem weit stärkeren australischen Kreuzer 'Sydney' nach heldenhafter Gegenwehr vernichtet wird, hat er außer den 2 Kriegsschiffen 70 000 B.R.T. [zivile Schiffe, H.W.] versenkt. (...) Graf Spee trifft (nachdem er von Ostasien her den Stillen Ozean durchquert, am 22.9.14 Tahiti beschossen und seine Panzerkreuzer 'Scharnhorst' und 'Gneisenau' mit 'Nürnberg', 'Dresden' und 'Leipzig' vereinigt hat) bei Coronel am 1.11.14 auf die Panzerkreuzer 'Good Hope' und 'Monmouth', Kreuzer 'Glasgow' und Hilfskreuzer 'Otranto' unter dem tapferen englischen Admiral Cradock. Die englischen Panzerkreuzer sinken nach heldenhafter Gegenwehr, 'Glasgow' und 'Otranto' entkommen in der Dunkelheit. - Am 8.12.14 geht Spees Geschwader mit wehenden Flaggen gegen den stark überlegenen Gegner bei Falkland bis zur letzten Granate kämpfend unter." (S. 25).

Zusammenfassend schreibt Krohne weiter: "Auch der Kampf unserer Auslandskreuzer hat erhebliche Streitkräfte des Feindes gebunden und den Handel empfindlich geschädigt. In den Kolonien wurden dem Gegner schwere Verluste beigebracht. (...) Überall siegreich, aber zu Tode erschöpft, brach Deutschland im Taumel des Novemberwahnsinns zusammen. Die Kriegs- und Handelsflotte mußte dem Feindbund ausgeliefert werden. Das Versailler Diktat raubte deutsches Land, deutsche Kolonien, zerstörte Wirtschaft und Handel und vernichtete im Bund mit der marxistischen Regierung jeden nationalen Widerstand." (S. 26ff.).

Anstatt dem Krieg eine Absage zu erteilen, waren die verschiedenen Heldenverehrer stolz darauf, dass das Ostasiengeschwader dazu beigetragen hatte, andere empfindlich zu schädigen und den mörderischen Wahnsinn zu verlängern.

Heiko Wegmann

Bild von der Wikipedia-Seite zu Vizeadmiral Maximilian Graf von Spee

Portrait von Spee

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