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Freiburger Institutionen

Koloniale Sammlungen im Adelhausermuseum. Natur- und Völkerkunde

 

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Inhalt:

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

 
 
 
 

Edgar Dürrenberger: Freiburg und Afrika

Teil III: Karl Sauer, Eugen Fischer


Karl Sauer

Der Name Karl Sauer findet sich in den Akten erstmals im April 1901, in einer Mitteilung an den Stadtrat (SAF C3 241/1, Mitteilung an den Stadtrat, datiert mit 13.4.1901). Sauer hatte bei Oberbürgermeister Winterer vorgesprochen und der Stadt seine Sammlung afrikanischer Waffen angeboten. Offensichtlich hatte er zuvor die Städtische Sammlung besucht, denn er betonte, in seiner Sammlung befände sich ein echter Massai-Speer, während er an der Echtheit desjenigen des Museums zweifle. Auf seiner Visitenkarte ist "Karl Sauer, Sekretär beim Kaiserlichen Gouvernement von Deutsch-Ostafrika" angegeben (ebd.). In der Liste, die Sauer später aus Berlin schickte, finden sich als Herkunftsangaben vorwiegend Ethnien aus den nordöstlichen Gebieten und dem Küstenhinterland von Dar-es-salaam, etwa Massai, Djagga, Waseramo und Swahili. Von den insgesamt 83 Gegenständen waren ein Teil Waffen der genannten Ethnien, der Rest Haushaltsgegenstände. Dazu kamen naturgeschichtliche Gegenstände, die er wesentlich teurer veranschlagte als die Ethnografika. So sollten ein Flusspferdschädel und das Gehörn eines Büffels 65 und 70 Mark kosten, die Waffen dagegen selten mehr als 15 Mark pro Stück (SAF D.Sm 34/1, Brief von Sauer an Ficke aus Berlin vom 6.5.1901). Für die Völkerkunde kaufte Ficke damals nur einige geschnitzte Löffel und Tabakspfeifen, doch ließ sich Sauer davon anscheinend nicht entmutigen. In den folgenden Jahren taucht er immer wieder als Schenker und Verkäufer von Ethnografika aus verschiedenen Regionen der Kolonie Ostafrika auf.

Seiner Korrespondenz mit dem Museum nach zu urteilen war er vermutlich um 1901 in Dar-es-salaam tätig. 1906 erwähnt Ficke in einer Anfrage über ein Ehrengeschenk für Sauer, dieser habe sowohl von seinem früheren Standort Lindi, als auch von seinem jetzigen, Bagamoyo (an der Küste, nördlich von Dar-es-salaam), dem Museum interessante Gegenstände mitgebracht (SAF D.Sm. 32/1b, Ficke an den Stadtrat am 8.7.1906). Demnächst werde er auf eine Station am Victoria Nyanza versetzt. Aus Pangani an der Küste erreichte schließlich 1908 eine Karte das Museum, in der Sauer wiederum eine Sendung von Gegenständen, eingekauft in Dar-es-salaam, gleichzeitig mit seiner Abreise "mit Frau und Kind" nach Kondoa Irangi, damals einer Bezirksnebenstelle, ankündigte, deren Vorstand er übernehme (SAF D.Sm. 34/5, Karte von Sauer an Ficke vom 13.2.1908). 1909 befand Sauer sich in Freiburg, denn von hier aus sandte er dem Museum nochmals Gegenstände, die mit den Herkunftsangaben Irangi größerenteils aus diesem Bezirk stammten (SAF D.Sm. 34/5, Brief von Sauer ans Museum vom 14.8.1909). Ingesamt hat Sauer wohl eine beachtliche Zahl von ethnographischen und naturgeschichtlichen Gegenständen nach Freiburg gebracht, sicherlich weit mehr als die etwa 60 Nummern, die noch heute unter seinem Namen im Inventar des Museums geführt werden. Unter diesen dürften die Makonde-Masken und -Schnitzereien die bedeutendsten sein.

Auf die Frage, warum er sich diese Mühe gemacht hat, deuten mehrere Stellen in der Korrespondenz eine mögliche Antwort an. Sauer war der Sohn eines Pedellen, also eines Schuldieners, und kam als solcher wohl aus kleinen Verhältnissen. Wie an seinem Werdegang vom Sekretär zum Leiter einer Bezirksnebenstellen hervorgeht, diente er sich empor, wozu übrigens der Dienst in den Kolonien besonders geeignet war, da dort die Beförderungen schneller erfolgten und außerdem Zulagen gezahlt wurden. Trotzdem bedurfte es fast zehn Jahre des nicht eben einfachen Kolonialdienstes, bis er Distriktkommissar war. Im Sommer 1906, Sauer war gerade in Freiburg auf Urlaub, berichtete Ficke dem Stadtrat, der Gesamtwert seiner bisherigen Geschenke beliefe sich auf 300 bis 400 Mark. Sie kämen damit natürlich nicht den Zuwendungen der Herren Brandeis, Leutwein etc. gleich, doch - ein weiteres Mal typisch für Ficke - scheine eine Anerkennung angebracht, vor allem aber im künftigen Interesse des Museums empfehlenswert. Er beantrage daher ein ähnliches Geschenk für Sauer, wie es die genannten Herren erhalten hätten (SAF D.Sm. 32/1b, Ficke an den Stadtrat am 8.7.1906). Drei Jahre später, 1909, nachdem Sauer dem Museum wiederum Objekte überlassen hatte, beantragte Ficke beim Stadtrat ein offizielles Dankesschreiben an ihn sowie eine Nachricht darüber im Tagblatt. Auf ein weiteres Ehrengeschenk könne man aber verzichten (SAF C3 241/3, Ficke an den Stadtrat am 17.8.1909). 1910 schließlich hatte Sauer erreicht, was möglicherweise sein Ziel war. Ficke beantragte die Eintragung seines Namens in der Ehrentafel des Museums (SAF D.Sm. 32/1c, Ficke an den Stadtrat am 20.8.1910). Man kann sich vorstellen, was es für einen kleinen Angestellten während des Kaiserreiches bedeutet haben mag, seinen Namen zusammen mit denen bekannter und berühmter Freiburger Großbürger und Kolonialhelden auf einer Ehrentafel zu lesen.

All dies sind natürlich nur Vermutungen, doch gibt es Hinweise in den Akten, dass solche Beweggründe der Anlas für Schenkungen gewesen sein könnten. 1908 erhielt Ficke ein Schreiben eines Herrn Glock, wie Sauer Gouvernementsekretär, aus Jaunde in Kamerun. Darin kommt dieser, nach dem Anführen seiner Referenzen, höflich aber unumwunden zur Sache. Indem er anfragt, ob man auf seine wertvolle Sammlung als Geschenk eines Badeners - sein Vater sei Pfarrer in Wolfenweiler bei Freiburg i. Br. - Wert lege, bitte er anmerken zu dürfen, er hoffe von seiner Hochwohlgeboren (gemeint ist Ficke) als Gegenleistung für seine wissenschaftliche Arbeit "allerhöchsten Ortes für eine Auszeichnung in Vorschlag gebracht zu werden". Ficke versprach prompt, sich zu verwenden, falls die Sammlung es wert sei und erwähnte schmeichelnd, dass verschiedenen seiner "Collegen", wie Gouverneur Leutwein, Landeshauptmann Brandeis und Major Dürr bereits für das Museum tätig waren (SAF D.Sm. 34/5, Brief des Herrn Glock an Ficke vom 24.3.1908. Die Antwort Fickes ist auf der Rückseite des Briefes notiert. Die Schenkung kam nicht zustande). Sauers letztes Schreiben ans Museum datiert von 1909, und ist mit "K. Sauer, Distriktkommissar beim Kol. Gouvernement von Deutsch-Ostafrika" gezeichnet (SAF D.Sm. 34/5, Brief von Sauer ans Museum vom 14.8.1909). Danach enthält die Museumskorrespondenz nichts mehr von ihm, sein weiterer Lebensweg ist unbekannt. Zufällig fand sich jedoch eine Beitrag über "Die Arbeiterverhältnisse beim Bau der Ostafrikanischen Mittellandbahn" im Jahrgang 1911 des "Deutschen Kolonialblatts", der nach dem Bericht des "Kaiserlichen Distriktkommissars Sauer, der als Arbeiterkommissar des Gouvernements für die genannte Bahn bestellt ist, und seinen Sitz in Itigi hat", verfasst ist (Deutsches Kolonialblatt 1911:708; vgl.: Tetzlaff 1970:88, Anmerkung 24). Da um 1913 bereits über 5500 Weiße in Ostafrika lebten, kann eine Verwechslung nicht ausgeschlossen und lediglich vermutet werden, dass es sich dabei um den Freiburger Karl Sauer handelte. Sauer wäre dann in der Überwachung der Arbeitsbedingungen afrikanischer Arbeiter im Zuge der Dernburg'schen Reformen eingesetzt gewesen.

Eugen Fischer

Professor Dr. Eugen Fischer, dessen Name bereits im Zusammenhang mit Richard Kuenzer und Georg Nathan auftauchte, wurde 1874 in Karlsruhe geboren. Er besuchte das Bertholdgymnasium und studierte anschließend in Freiburg und München Medizin und Naturwissenschaften. Die Promotion erfolgte 1898, die Habilitation in Anatomie und Anthropologie bereits 1900 in Freiburg. Nach außerordentlichen Professuren in Würzburg und Freiburg wurde er 1918 Ordinarius für Anatomie und Direktor des Anatomischen Instituts in Freiburg. 1927 übernahm er einen Lehrstuhl für Anthropologie und gleichzeitig die Leitung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik in Berlin. 1942 wurde er emeritiert und kehrte nach Freiburg zurück (Interpress Archiv Nr.180 / 25.5.1959 und Nr.173 / 22.5.1964, zum 90. Geburtstag von Eugen Fischer). Er war Mitbegründer des Landesvereins Badische Heimat und in seiner frühen Freiburger Zeit dessen Vorsitzender gewesen. Als "der Heimatprofessor" war er sowohl damals, als auch nach seiner Rückkehr nach Freiburg, bekannt (Badische Zeitung vom 4.5.1954 zu Fischers 80. Geburtstag).

Für seine wissenschaftliche Arbeit erhielt Fischer zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen. So war er Ehrendoktor der Universitäten Freiburg (1937) und Coimbra in Portugal (1939), ab 1922 erhielt er die Ehrenmitgliedschaften der Anthropologischen Gesellschaften Italiens, Österreichs (1929), Spaniens (1931) und Deutschlands (1952) sowie anderer Gesellschaften und Akademien. Ausgezeichnet war er mit der Broca Medaille (1900), der Rudolf Virchow Medaille (1934), der Goethe Medaille (1939), der Hans Thoma Medaille (1944) und dem Adlerschild des Deutschen Reiches (1944). 1908 unternahm Fischer eine Forschungsexpedition zu den Rehobother Bastards in Deutsch-Südwestafrika, um den Nachweis der Geltung der Mendel'schen Vererbungslehre auch beim Menschen zu führen. Die Rehobother Bastards sind ein Mischlingsvolk, das im 19. Jahrhundert aus den Verbindungen von Hottentottenfrauen und Buren in der Kapkolonie entstanden war. Unter ihrem Anführer Hermanus van Wyk hatten sie 1869 den Oranje überschritten und sich zwischen den Siedlungsgebieten der Herero und der Hottentotten, im Zentrum der späteren Kolonie Südwestafrika, in der Ortschaft Rehoboth niedergelassen. 1913 publizierte Fischer seine Ergebnisse unter dem Titel "Die Rehobother Bastards und das Bastardisierungsproblem beim Menschen" (Fischer 1913:3f).

1910 berichtete Hugo Ficke dem Stadtrat, Dr. Fischer habe die Absicht, die gesamte ethnographische Ausbeute seiner Reise nach Deutsch-Südwestafrika dem Museum zu überlassen (SAF C3 241/3, Mitteilung von Ficke an den Stadtrat vom 20.8.1910). Im Afrika-Inventar des Museum finden sich zu den geschenkten Gegenständen die Herkunftsangaben Bastards von Rehoboth, Hottentotten bei Tsumeb, Herero, Ovambo und eine Buschmanngruppe in der Nähe des Otjikoto-Sees. Die meisten der ca. 60 Stücke stammen von den Buschmännern und den Hottentotten und bestehen überwiegend aus Eisen- und Lederschmuck. Von den Herero finden sich einige Waffen, von den Ovambo Waffen und Haushaltsgeräte, von den Rehobothern fast nur Tabakspfeifen. Forschungen zur Rassenkunde des Menschen begannen nach der Jahrhundertwende ein verbreiteter Zweig der physischen Anthropologie zu werden. Der Rassebegriff war dabei lange Zeit ein nominalistischer, d.h., man versuchte über die Erhebung von Körpermaßen und -indexen bestimmte menschliche Phänotypen zu definieren und gegeneinander abzugrenzen. Monographien und ethnologische Werke aus dieser Zeit sind voller Messdaten und Durchschnittsberechnungen zu Schädelmerkmalen, Körpergrößen, Geschlechtsreife, Fortpflanzungsraten usw. europäischer und nicht-europäischer "Menschenrassen". Ein Forschungsziel war dabei die Klärung der Frage, die die Denker der Aufklärungszeit so beschäftigt hatte, nach der polyphyletischen oder monophyletischen Abstammung des Menschen. Die Antwort fiel u.a. durch Fischers Arbeiten eindeutig zugunsten der monophyletischen, also der gemeinsamen Abstammung aller Menschen, aus (Mühlmann 1968:183; vgl.: Fischer 1913:227).

Während sich außerhalb Deutschlands die verschiedenen anthropologischen Schulen in die Disziplinen der Kultur- und Sozialanthropologie weiterentwickelten und mit dem nominalistischen Rassebegriff zufrieden gaben, zog die deutsche Anthropologie die Konsequenzen aus den Erkenntnissen der Erbforschung. So setzte auch Fischers, in Deutschland dominierende, rein biologisch und rassenanthropologisch ausgerichtete Schule in der Folge die menschliche Rassenkunde mit der menschlichen Erblehre gleich. Fischer war viele Jahre lang die "weltmännisch-führende Persönlichkeit" in der deutschen akademischen Anthropologie und galt später als deren "Altmeister" (Mühlmann 1968:163; Badische Zeitung vom 5.6.1964 zu Fischers 90. Geburtstag und vom 13.7.1967 zu Fischers Tod). Begründet wurde die Rassenentstehung über die Durchsetzung bestimmter Erbanlagen als Domestikationsmerkmale in der Folge von Mutation, Auslese und Inzucht. Mangels der Möglichkeit von Kreuzungsexperimenten begann man in weiteren Studien über Mischlingsbevölkerungen mit der Erforschung der Erblichkeit morphologischer, physiologischer, pathologischer und schließlich psychologischer Züge des Menschen (Mühlmann 1968:164).

In den Pressemeldungen zu seine Jubiläen und auch in der Literatur wird die große, in die Hunderte gehende Zahl seiner Publikationen betont, ebenso wie das Bahnbrechende seiner Arbeit über die Rehobother Bastards für die menschliche Erbforschung. Offensichtlich aber hat sich niemand die Mühe gemacht, den Schlussteil seiner Arbeit von 1913 genauer durchzusehen. Unerwähnt bleiben, wenn Beispiele für seine Publikationen angeführt werden, auch einige kleinere Arbeiten aus der Zeit nach 1933. Wenn man will, so kann man Fischers Ausführungen in seiner Studie über die Rehobother, v.a. die unter der Überschrift "Zur Psychologie" und unter "Politische Bedeutung der Bastards" (291-305) ausschließlich dem Geist seiner Zeit zuschreiben. Aus heutiger Sicht jedenfalls sind sie von einem äußerst diskriminierenden Rassismus und erschreckenden und beschämenden Herrenmenschendünkel gekennzeichnet. Wenn er psychische Eigenschaften der Rehobother als wechselnd dominierende Erbanteile ihrer burischen, also europäischen, und afrikanischen Vorfahren beschreibt, so sind Formulierungen wie "sein Gefühlsleben ist stumpf, lau, die Gefühle scheinen langsam und träge aufzusteigen" noch vergleichsweise harmlos. Im Übrigen sei schwer zu sagen was hinter der unbewegten Maske vorgehe, was ein typischer Charakterzug der Hottentotten sei, woran zu denken man nie vergessen dürfe. Eher aber erscheine ihm das bis zum Phlegma gehende Temperament der Rehobother als Burenerbschaft (Fischer 1913:292). Bezüglich des Willens überwiege allerdings die Hottentottenseite, die Stetigkeit des Wollens, Verfolgens und die Energie des Europäers fehle. Die Intelligenz sei nicht gering, allerdings bezüglich der Fähigkeit zur Voraussicht mangelhaft. Mit mangelnder Voraussicht und Energie hänge die den Bastard beherrschende Leidenschaft für den Alkohol zusammen (ebd.:295).

Letztenendes aber, so Fischer in seinen Ausführungen über die Beurteilung farbiger und Mischlingsrassen, werde zuviel Wert auf die Intelligenz gelegt. Ohne Frage könnten Farbige Lesen und Schreiben lernen und sich als kleine Beamte oder Handwerker brauchbar zeigen, und doch seien sie "kulturell, nach geistiger Leistungsfähigkeit gegen die reinen Weißen minderwertig" (ebd.:296, "minderwertig" im Original hervorgehoben, d.V.). Schließlich hinge die eigene, europäische kulturelle Leistungsfähigkeit ja auch nicht an der Intelligenz der Fabrikarbeiterschaft oder der Bauern. Dann wäre sie der mancher Farbiger auch nicht überlegen (ebd.). Die kulturelle Überlegenheit der weißen Rasse sieht er vielmehr in der Tatsache begründet, dass sie "dauernd und in relativ großer Zahl" die Menge an Leistungsfähigkeit "gewaltig überragende Individuen" hervorbringe, deren Überlegenheit nicht rein intellektuell sondern im Besitz von Energie, Phantasie, den Fähigkeiten des Kombinierens, Disponierens und Assoziierens, und schließlich durch ihr "absolutes Selbstbewusstsein, ... im Sinne von homogen, konsequent, sich selbst getreu", bedingt sei. "Das sind die Männer, die uns Werte bringen". Besonders die Eigenschaft, von Zeit zu Zeit "Ia Führer" hervorzubringen hält er für eine Eigenschaft bestimmter Rassen. "Und die fehlt den farbigen Rassen vollständig." (ebd.:296, "Und die fehlt den farbigen Rassen vollständig" im Original hervorgehoben, d.V.). Wo seien denn, in einer weiß-farbigen Bevölkerung wie etwa den USA, die Mischlinge, die sich als Fabrikdirektoren, großkaufmännische Leiter oder Verwaltungsbeamte hervorgetan hätten? (ebd.:297).

Den Inhalt einiger Schriften, die nach 1933 verfasst wurden, hat man sich entsprechend vorzustellen, wobei er diesen in der Publikation von 1913, mit seinen Bemerkungen über die Fähigkeit und Unfähigkeit mancher Völker "Im Führer" hervorzubringen, teilweise vorweggenommen hat. Eine Rede, die er 1933 bei Feierlichkeiten der Berliner Universität hielt ist mit "Der Begriff des völkischen Staates, biologisch betrachtet" betitelt und enthält Beschwörungen des germanischen Volks- und Stammestums, des Rasseempfindens und der von Liberalismus und Individualismus bedrohten alten Instinkte von Volk, Heimat und Familie (Fischer 1933). Als die wichtigste Ursache dieser Auflösungstendenz sieht er den Verlust germanischen Erbgutes und die Durchsetzung von minderwertigem und vermischtem. Entsprechend sind seine Positionen gegenüber den eugenischen und rassehygienischen Programmen der Nationalsozialisten (siehe Zitate unten). Eugen Fischer starb 1967, hochangesehen, in Freiburg.

Angeführt soll noch werden, dass seine Ausführungen über die Rehobother Bastards schon früh einen unbekannten kritischen Leser gefunden haben müssen, der ihre psychischen Eigenschaften offensichtlich noch besser erforscht hatte, als Fischer. An den Stellen des Buches, an denen Fischer sie gönnerhaft im Ganzen als "nicht unerfreulich" und als "tüchtiges Völkchen" bezeichnet, hat dieser Leser mit Bleistift "nein, ein weibisches Volk" in deutscher Schreibschrift notiert. Wo Fischer davon redet, die Rehobother seien ein den Deutschen ergebener Stamm, steht "falsche Hunde" (Das Exemplar wurde in der Universitätsbibliothek ausgeliehen. Die Bleistiftnotizen befinden sich auf den Seiten 299 und 305).

Fortsetzung (Teil IV): Offiziere, Referenten, Handelsagenten, Naturaliensammler und Literaturangaben


Zitate von Eugen Fischer

Fischer 1933:14f. Nach Ausführungen über die Notwendigkeit, die deutsche Kultur zu erhalten: "In derselben Idee (der völkischen Staatsidee des deutschen Staates und Volkes, s.o. in Fischers Text, d.V.) liegt die bewusste Sorge für des Erhaltenbleiben und das Gesundbleiben seines Volkstums; und da wir heute wissen, dass es unmöglich ist, die einzelne Linie erbgesund oder erbkrank zu machen, sondern dass es sich nur darum handeln kann, die Erbgesunden zu mehren und die Erbkranken zu mindern, folgt eine großzügige eugenische Bevölkerungspolitik aus der Idee des Staates selbst. (...) Das neulich verkündete Gesetz zur Erhaltung der erbgesunden Familie ist der erste bedeutungsvolle Schritt. (...) Aber der rassehygienische und eugenische Gesichtspunkt muss und wird das gesamte innenpolitische Handeln geradezu leiten, die Zukunft und die zukünftige Leistungsfähigkeit unseres Volkes hängen davon ab".

Fischer 1934:2f,: "Die Welt meint, wir bekämpften nur die Juden, um wirtschaftliche Gewinner, geistige Konkurrenz loszuwerden. Nein, das Wesen ist und bleibt das Ziel, die Rettung der Rasse, die das Deutschtum geschaffen und ihre Reinigung von Fremdem, rassenmäßig anderem, das ihre geistige Entwicklung in andere Bahnen zu bringen drohte und teilweise gebracht hat. (...) Wie wir rassefremde Erblinien ausschalten, lehnen wir erbkranke ab. Auch hier wird ein Opfer gefordert, bedingungslos gefordert. Der schwer erbkranke Mensch, der Idiot, der schwer Geisteskranke, aber auch der schwer körperlich Verkrüppelte, der seelisch sein Schicksal schwer empfindet... haben kein Recht auf Nachkommenschaft..." "Und wer Sinn und Verstand hat, das Ungeheure (die völkische Zukunft u.a., s.o. in Fischers Text, d.V.) zu sehen, folgt dem Führer auf diesem Weg zu künftigem Heil und zur Erneuerung unseres Volkes. (...) Und das ganze Volk auf dem Weg seiner inneren Erneuerung steht geschlossen hinter dem Führer, von dem es mit rückhaltlosem Vertrauen erhofft, was Menschengeist und Menschenmacht in der Hand einer gütigen Vorsehung tun kann zur Erhaltung und Erneuerung seines kostbarsten Gutes, Rasse und Erbe (im Original hervorgehoben, d.V.), des Volkes innersten Wesens."