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Dokumentation historischer Quellen und Dokumente:

Die Reichstagswahlen 1907

Stadtarchiv M31/1b Nr. 14 (Freiburger Flugblatt der Liberalen)


Deutschland am Scheideweg.

Zwei Gewissensfragen für jeden Reichstagswähler!

Wohin soll die Fahrt gehen?

Nach Krähwinkel?

Nach Kanossa?

Darüber muß sich jeder deutsche Mann klar sein, ehe er am 25. Januar zur Wahlurne schreitet.

Krähwinkel?

„Bleib fein artig hinterm Ofen! Wag dich ja nicht hinaus auf ferne Weltmeere, in fremde Weltteile! Ueberlaß das den Engländern und Franzosen, den Amerikanern und Japanern! Die mögen die Erde ruhig unter sich verteilen!“

So predigen dem deutschen Volk heute Angstmeier in schwarzen und in roten Röcken. Soll dies das Ende sein von dem stolzen Lied, das unsere Väter und Großväter anstimmten bei Metz und Sedan, bei Nuits und Belfort? Gut und Blut haben sie geopfert für ein großes, mächtiges Deutschland: soll es jetzt durch den Kleinmut der Söhne und Enkel herabsinken zu einem Krähwinkel ängstlicher, knausernder Philister? „Nein und dreimal Nein!“ so rufen Millionen deutscher Herzen.

60 Millionen Köpfe

stark ist heute das deutsche Volk. Jährlich nimmt es fast um eine Millionen Seelen zu. Wächst es jedes Jahr auch nur um 1 Prozent, so zählt es im Jahr 1965 bereits 104 Millionen und im Jahr 2135 schon 208 Millionen Menschen.

Können diese in Deutschland einmal alle Arbeit und Nahrung, Haus und Hof finden? Kaum!

Wohin soll aber der Volksüberschuß?

Im letzten Jahrhundert zogen 7 Millionen Deutsche hinaus in die Welt, vor allem nach Nordamerika. Dort wurden sie rasch zu Konkurrenten für die deutsche Landwirtschaft und für den deutschen Gewerbefleiß. An Erziehungskosten und an Kapitalbesitz allein gingen uns mit ihnen rund 7 Milliarden Mark verloren! Hätten wir nur einen Teil dieser Riesensumme für Kolonien und Kriegsschiffe ausgegeben, so säßen die 7 Millionen deutscher Auswanderer heute in deutschen Kolonien als die Pioniere deutscher Macht und deutscher Kultur, - ähnlich wie die 10 Millionen Engländer, welche in Südafrika, Kanada und Australien für England einstehen und mit ihrem Mutterland einen Handel von 5 Milliarden Mark im Jahr unterhalten. Das sei uns eine ernste Lehre!

Jedes große Volk braucht Kolonien.

An Kolonien besitzt England 29 Millionen Quadratkilometer mit 350 Millionen Einwohnern und Frankreich 6 Mill. Quadratkilometer mit 52 Mill. Einwohnern. Deutschland aber hat zu Bismarcks Zeit 2 ½ Millionen Quadratkilometer mit 12 Millionen Einwohnern in Afrika und im stillen Ozean erworben: das ist eine Fläche fast fünfmal so groß als das Deutsche Reich; zur Hälfte ist sie geeignet für deutsche Ansiedler, zur Hälfte für Plantagen mit farbigen Arbeitern; überdies schlummern dort im Boden reiche Naturschätze an Kupfer, Kohlen ec. Zweifellos – unsere Kolonien versprechen für das Reich eine gute Entwicklung. Dort ist das größere Deutschland, wo einmal unserem Volksüberschuß eine Heimat auf Reichsboden winkt, wo wir die Rohstoffe für unsere Industrie gewinnen und die Erzeugnisse unseres Gewerbes absetzen können.

Hier nur ein Beispiel für viele!

Baumwolle beziehen wir heute für 470 Millionen Mark vom Ausland, voran von Nordamerika, und wenn dort die Börsenjobber in Baumwolle glücklich spekulieren, so müssen wir ihnen 150 bis 200 Millionen Mark im Jahr über den normalen Preis zahlen. Nun ist aber in Deutsch-Ostafrika und in Deutsch-Togo Boden und Klima überaus günstig für den Baumwollenbau. Dort lässt sich mehr Baumwolle erzeugen, als wir heute überhaupt in Deutschland verarbeiten, und das würde uns mit einem Schlag von der Uebermacht des amerikanischen Baumwollmarkts befreien.

Ganz ähnlich steht es mit der Wolle und mit dem Kupfer, wofür Deutsch-Südwestafrika besonders in Betracht kommt, und noch mit manchem anderen Produkt, so mit Kautschuk, Petroleum, Kaffee, Kakao ec.

Können wir all das in Massen aus unseren Kolonien beziehen, so werden wir unabhängiger vom englischen und amerikanischen Handel; dieser kann uns keine übermäßig hohen Preise mehr für Rohstoffe diktieren; unsere Industrie wird konkurrenzfähiger, und das schafft unseren Arbeitern reichlicheren und besseren Arbeitsverdienst. Blüht aber in unseren Kolonien das Erwerbsleben, der Plantagen- und Bergbau empor, so kommt das dem deutschen Gewerbe und dem deutschen Handel zugut; der Absatz deutscher Waren in den deutschen Schutzgebieten steigt rasch, und das ist um so wichtiger, je mehr in anderen Ländern und Erdteilen die eigene Industrie sich entfaltet und den Markt für unsere Ausfuhr einengt. Floriert aber Gewerbe und Handel, so ist das auch Wasser auf die Mühle des Landwirts; zu seinen besten Abnehmern zählt ja der Gewerbetreibende und der Arbeiter.

Kolonien nützen dem ganzen Volk – kein Verständiger zweifelt daran, aber ohne Lehrgeld, ohne Kämpfe und Kosten erwarb noch kein Staat Kolonien. Engländer, Franzosen und Holländer opferten in blutigen und langwierigen Kolonialkriegen Milliarden: sollten wir nach kurzen Versuchen die Kolonialflinte mutlos ins Korn werfen? Vor unseren Kindern und Kindeskindern könnten wir´s nicht verantworten, und die Welt würde uns verlachen als kurzsichtige Krähwinkler!

641 Millionen Mark,

- nicht 815 Millionen, wie der Zentrumsführer Erzberger fabelt – haben uns unsere Kolonien in 22 Jahren gekostet.. Das macht aufs Jahr 29. Mill. R. Wenig ist es nicht, aber doch nicht ganz unerschwinglich für ein Reich, in dem alljährlich 4000 Millionen M. Verraucht und vertrunken werden. Freilich, wir haben auch

3800 Mill. M. Reichsschulden,

also reichlich genug. Dazu noch die 10000 Millionen Schulden der Einzelstaaten. Das macht insgesamt – 13 Milliarden deutscher Staatsschulden! Doch sie sind mehr als gedeckt allein schon durch die deutschen Staatsbahnen, die über 13 Milliarden wert sind, während Frankreich mit seinen 25 Milliarden und England mit seinen 15 Milliarden Staatsschulden gar keine Staatsbahnen als Gegenwert besitzt. Ueberdies kommen in beiden Ländern auf den Kopf der Bevölkerung mehr Steuern und mehr Militärausgaben als bei uns. Wir sind also erheblich besser daran, als unsere Nachbarn, und jedenfalls sind die Kosten für die Kolonien noch lange kein Grund, den Reichsbankerott anzumelden.

Der Gipfel der Heuchelei

aber ist es, wenn jetzt das Zentrum in Flugblättern die Höhe der Reichsschulden und der Kolonialkosten ausschlachtet; sind doch beide am stärksten gerade in der Zeit gewachsen, wo das Zentrum Trumpf in Berlin war, wo ohne sein Zutun kein Haar vom Haupt des deutschen Steuerzahlers fiel! Was wir in unsere Kolonien bereits hineinsteckten, rentiert sich heute noch nicht. Das ist aber kein Grund, sie aufzugeben. Das Bäumchen braucht Zeit, bis es Früchte bringt, und das Kind bedarf Jahre, bis Schule und Erziehung sich lohnt. Nicht anders bei den Kolonien! Aber nun ist feste Aussicht, daß es mit ihnen rasch besser wird.

Kolonialdirektor Dernburg

faßt die Sache mit dem kaufmännischen Weitblick, mit kräftiger Hand an. Durch Straßen und Bahnen will er unsere Kolonien entwickeln, durch Förderung der Ansiedlung, der Plantagenwirtschaft und des Bergbaus rentabel machen. Nur tüchtige Männer mit sauberer Weste dürfen hinein in den schwierigen Kolonialdienst, keine verkrachten Existenzen, keine verknöcherten Bureaukraten, keine herzlosen Peiniger! Mit dem Schlendrian, mit den Mißständen in der Kolonialverwaltung wird gründlich aufgeräumt. Die Schuldigen sollen unnachsichtlich bestraft, die Unschuldigen aber energisch geschützt werden, mögen sie auch zehnmal auf der schwarzen Liste des Zentrums stehen. Eine gewalttätige Nebenregierung, wie sie sich die Mission in unserer Kolonie Togo und wie sie sich der Zentrumsobere Roeren im Berliner Kolonialamt anmaßte, duldet Dernburg nicht mehr. ER will eine reinliche, eine ehrliche und gerade Verwaltung. Dies alles zusammen ist

Das richtige Kolonialprogramm.


Wer es gut meint mit dem Reich, der hilft, daß dieses Programm jetzt stramm durchgeführt wird. Wer ihm aber Prügel in den Weg werfen will, der macht es wie der Zentrumsobere Roeren und der Sozialistenführer Bebel: sie klagen nicht nur, was ihr Recht ist, die Schuldigen an; sie zerren auch den krassesten Eingeborenenklatsch in den Reichstag, um tadelfreie Männer zu beschuldigen. Ist es da ein Wunder, wenn das In- und noch mehr das Ausland unsere Beamten und Soldaten in den Kolonien samt und sondern für Unmenschen und Wüteriche ansieht, und doch sind sie in ihrer überwältigenden Mehrheit [Seitenwechsel auf Seite 2]

redliche Deutsche, die fern von der Heimat in schwierigen und ungewohnten Verhältnissen treu und mutig dem Vaterland dienen! Wie soll noch ein anständiger Mann in den Kolonialdienst treten, wenn er jederzeit gewärtig sein muß, trotz seines guten Gewissens im Reichstag als Ausdruck aller Schlechtigkeiten gebrandmarkt zu werden? Wie sollen auch Ansiedler und Unternehmer nach unseren Kolonien ziehen, wenn die Reichstagsmehrheit unter Führung des Zentrums, wie es am 26. Mai und am 13. Dezember gegenüber Südwestafrika geschah, das Nötige an Bahnen und Truppen verweigert, um die friedliche Kulturarbeit zu fördern?

Vorwärts geht es mit unseren Kolonien, wenn wir in den Reichstag Männer schicken, die im Deutschen Reich mehr als ein Krähwinkel sehen, die dem deutschen Volk und seiner Arbeit den Platz draußen in er Welt mit weitem Blicke sichern!

Kanossa?

Am 25. Januar war es einst, als Kaiser Heinrich IV. seine dreitägige Bemühung im Schloßhof von Kanossa antrat. Ob nicht vielleicht auch „Bernhard der Große“ (der Reichskanzler) und „Dernburg der Kleine“ (der Kolonialdirektor) nach Kanossa gehen?!“

So sprach jüngst in seinem Bamberger Wahlkreis der Zentrumsobere Dr. Schädler voll hochfahrenden Hohns. Der Gedanke an Kanossa treibt jedem aufrechten deutschen Mann die Schamröte ins Gesicht.

Kaiser und Reich in tiefster Erniedrigung – das bedeutet „Kanossa“!

In diese Erniedrigung will das Zentrum uns wieder hineinzwingen, und nun heißt es:

Deutsches Volk, auf die Schanzen!

Seit einem Jahrzehnt lastete das Zentrumsjoch wie ein Bleigewicht auf der Regierung im Reich. Wie rücksichtslos das Zentrum seine Macht ausbeutete, das haben

Roeren´s Taten

aller Welt kundgetan. Am 3. Dezember stach Dernburg im Reichstag die „Eiterbeule“ auf, und was kam da heraus? Vom Reichskanzler fordert der Zentrumsobere Roeren, daß er allem Recht ins Gesicht schlage; er sollte den Zentrumsschützling Wistuba vor dem wohlverdienten Disziplinarverfahren bewahren und ihn überdies noch durch unverdiente Beförderung belohnen!

Vom Kolonialdirektor Stübel erzwang der Zentrumsobere Roeren die Versetzung aller Beamten, die sich der Nebenregierung des Zentrums und der Mission in unserer Kolonie Togo nicht willenlos beugten. Alles Bitten Stübels, ihm dieses unwürdige Joch zu ersparen, beantwortete Roeren, der fromme Mann, mit brutalen Drohungen, und als er gar einen Teil der Beamten in Togo Schurken nannte, da ermannte sich sogar der schwache Direktor Stübel zu energischer Gegenwehr.

Den hat Gott gerichtet! -

rief der Zentrumsobere Roeren aus, als er den Tod des Gerichtsassessors Tietz in Togo erfuhr. Das war mehr als herzlos. Tietz hatte nichts getan, als das Bezirksgericht geleitet, welches einen Missionar nach Recht und Pflicht wegen Beleidigung verurteilte. Im Reichstag stellte Dernburg fest, daß Assessor Tietz ein außerordentlich tüchtiger, wackerer und braver Beamter war, der im Dienst seines Vaterlandes und seines Kaisers in Togo dem heimtückischen Klima erlag. Die Mutter des Toten dankte für diese Ehrenrettung ihres Sohnes in einem ergreifenden Brief; darin schrieb sie:

Schwer habe ich gelitten und leide ich noch unter der Anklage meines innigstgeliebten Aeltesten. Ich habe meine Söhne unter Sorgen und Mühen, aber christlich, patriotisch und sittlich erzogen – und nicht einer hat mir Kummer gemacht, trotzdem ich Witwe bald seit 11 Jahren bin. Um so mehr trifft mich die Anklage. Ich kann nicht glauben, daß mein Sohn Greueltaten gutgeheißen hat, denn wenn ich brieflich ermahnte: „Sei gut gegen die Eingeborenen“, so schrieb er mir zuversichtlich: „Sei ohne Sorge, mit denen stehe ich gut.“ Auch wurde mir berichtet, daß die Häuptlinge und Eingeborenen seinem Sarg außergewöhnlich zahlreich gefolgt sind. Jeder, der meinen guten, braven Sohn gekannt hat, hält ihn nicht solcher Beschuldigungen fähig. Viel, sehr viel wird mein armer Sohn bei den streitigen Verhältnissen dort gelitten haben, die auch sicher seine sonst so kräftige Gesundheit zerrüttet haben. Nicht gerichtet, sondern erlöst hat ihn Gott.“

Der Notschrei einer Mutter! Durch ihn ist der Zentrumsmann Roeren gerichtet. Aber sein Sündenregister reicht weiter. Wie hat er im Reichstag den Kolonialdirektor Dernburg beschimpft, weil er ehrlich seine Hintertreppenschliche aufdeckte! Wie hat er den Assessor Brückner beleidigt, weil er wahrheitsgetreu seine Drohungen protokollierte! Wie hat er auf Grund verlogenen Negergeschwätzes den Bezirksleiter Schmidt und den Arzt Dr. Kersting schwerer Greueltaten bezichtigt, weil beide in Togo sich nicht zu Zentrumsknechten hergaben!

Vor allem aber – wie hat Roeren im Kolonialamt mit der Enthüllung von „Kolonialskandalen“ mit der Verweigerung von Kolonialgeldern gedroht, falls dem Zentrum nicht jede, selbst die ungerechteste Forderung bewilligt würde!

So „regierte“ Roeren, umkleidet mit der ganzen Macht des Zentrums: was er trieb, war Schacherpolitik, war Sultanspolitik. „Das Vaterland, die Wahrheit über die Partei!“ - hatte keinen Kurs für diese ultramontane Nebenregierung; sie drohte, das Notwendige zu verweigern, wenn die Regierung dem Zentrum nicht zu Willen war, und sie war bereit Mißstände zu verheimlichen, wenn die Regierung dem Zentrum politische Trinkgelder zahlte! Sie setzte Himmel und Hölle in Bewegung, um Beamte, die dem Zentrum Zuträgerdienste leisteten, ohne Verdienst und Würdigkeit zu belohnen, und sie tat alles, um verdiente und tüchtige Beamte, die nicht nach der Zentrumspfeife tanzten, um Ehre und Stelle zu bringen. Das alles nackte Korruption, die jeder ehrliche Mann verurteilt.

Allerhöchste Zeit

war es, daß die Reichsregierung gegen dieses Zentrumsregiment sich ermannte, und allerhöchste Zeit ist es, daß das deutsche Volk diesem Zentrumsregiment ein Ende macht!

Lasse sich niemand täuschen!

Mit tausend Listen möchte das Zentrum die Wähler irreführen.

Nicht das Reichstagswahlrecht, nicht das Bewilligungsrecht des Reichstags ist gefährdet: an diesen liberalen Volksrechten läßt kein liberaler Mann, keine liberale Partei rütteln. Auch die Religion ist nicht in Gefahr.

Die Freiheit der Religion ist in Deutschland durch liberale Politiker erkämpft, durch liberale Gesetze geschützt: kein liberaler Mann, keine liberale Partei läßt sie antasten.

Vor vier Jahren ließ Papst Leo XIII. unserem Kaiser ausdrücklich sagen:

„Das Land in Europa, wo noch Zucht, Ordnung und Disziplin herrscht, Respekt vor der Obrigkeit und Achtung vor der Kirche, und wo jeder Katholik ungestört und frei seinen Glauben leben kann, das ist das deutsche Reich und das dank ich dem Kaiser“.

Badische Zentrumsabgeordnete aber, an ihrer Spitze Lender, Fehrenbach und Birkenmayer erklärten am 6. Februar 1886 feierlich vor dem ganzen Land:

„Die ordentliche Seelsorge findet ein großes Feld zu völl[ig] freier Bearbeitung. Dem Seeleneifer ist volle Freiheit gewähr in Verkündigung der göttlichen Heilswahrheiten, Spendungder hl. Sakramente, religiöser Unterweisung der Jugend, die unter kirchlicher Leitung steht.“

Braucht es da weiter Zeugnis?

Wer sagt, daß die Regierung oder die liberalen ParteienBöses planen gegen die Religion, ist ein gewissenloser Volksbetrüger.

Geschädigt, gefährdet wird die Religion einzig durch die, welche mit ihr Wahlwucher treiben, welche in ihrem Namen dem deutschen Mann die politische Freiheit rauben, welche die Religion immer im Munde führen, aber sie durch ihre Taten, durch Unwahrheit und Gehässigkeit, durch Schacher- und Rachepolitik mit Füßen treten. Das mag sich das Zentrum und seine Presse hinter die Ohren schreiben!


Nicht Krähwinkel, nicht Kanossa!

Das muß für das deutsche Volk am Wahltag die Losung sein.

Am 13. Dezember war im Reichstag Krähwinkel Trumpf: das Zentrum in kleinlichster Rache, die Sozialdemokratie in öder Neinsagerei, die Polen und Protestler in altgewohnter „Reichsliebe“ - versagtem dem Reich, was es seiner Ehre, seinen Tapferen in Südwestafrika schuldig war.

Am 23. Januar will das Zentrum dem Reich und seiner Regierung ein neues Kanossa bereiten.


Wollen wir es dulden?

Die Welt schaut auf uns, ob wir abermals den Nacken beugen unter´s Zentrumsjoch oder ob wir als mündige Männer endlich einmal wieder offene Bahn schaffen für eine freiheitliche und weitblickende Politik, welche das Vaterland über die Partei stellt.

Deutschland steht am Scheideweg, und wer den rechten Pfad gehen will, der stimmt, der wirbt mit aller Kraft

für den liberalen Kandidaten!

Übersicht zu den Reichstagswahlen 1907

Flugblätter/Flugschriften

  • Mitbürger! [Freiburger Flugblatt des Wahlausschusses der liberalen Parteien] Zum Dokument
  • Wähler des V. Bad. Reichstagswahlkreises! [Flugblatt des Wahlausschuss der vereinigten liberalen Parteien von Freiburg, Emmendingen und Waldkirch] Zum Dokument
  • Kolonialpolitik und Reichstagsauflösung. Vortrag des Herrn Abgeordneten Fehrenbach, gehalten am Freitag, den 28. Dezember, in der städtischen Kunst- und Festhalle zu Freiburg im Breisgau Zum Dokument (pdf, 17 Seiten)
  • Erwiderung des Herrn Abg. Rechtsanwaltes C. Fehrenbach auf die Angriffe des Herrn Prof. Dr. Fabricius in der liberalen Wählerversammlung am 29. Dezember 1906. [Flugschrift der Zentrumspartei] Zum Dokument
  • Wahlbetrachtungen [Flugblatt der Vereinigten Liberalen]
  • Wahre und falsche Kolonialpolitik. Rede gehalten in der Wahlversammlung der vereinigten Liberalen am 23. Januar 1907 von Professor Dr. Ernst Fabricius [Freiburger Flugblatt des Wahlausschusses der liberalen Parteien] Zum Dokument
  • Deutschland am Scheideweg. Zwei Gewissensfragen für jeden Reichstagswähler! [Flugblatt der Vereinigten Liberalen] Zum Dokument
  • An die Reichstagswähler des V. badischen Reichstagswahlkreises! [Flugblatt herausgegeben vom sozialdemokratischen Wahlkomitee / Emil Eichhorn]
  • Arbeiter, Kolonien und Flotte. [prokoloniales Flugblatt von Dr. Gerhard/Berlin gegen Sozialdemokratie und Zentrum] Zum Dokument
  • Lügen des Herrn Erzberger. Zur Aufklärung der deutschen Wähler! [Flugschrift Verlag Paul Köhler/Berlin, verbreitet vom liberalen Wahlausschuss zur Unterstützung des Kandidaten Rudolf Obkircher]
  • Mitbürger! Wähler des V. Wahlkreises! [Flugblatt des Wahlkomitees der Zentrumspartei im V. badischen Reichstagswhlkreis]
  • Wähler des 5. badischen Wahlkreises! Auf zur Stichwahl! [Flugblatt des Wahlkomitees der Zentrumspartei zur Unterstützung von Karl Hauser]

Zeitungen

  • Reichstagsrede des neuen Kolonialdirektors Dernburg, Freiburger Zeitung, 01.12.1906, Artikel
  • Reichstagsdebatte: Erzberger (Zentrum) attackiert Reichskanzler Bülow und lobt Dernburg, Freiburger Zeitung, 02.12.1906, Artikel
  • Reichstagsdebatte: Bebel (Sozialdemokraten) kritisiert Kriegführung in Südwestafrika als barbarisch, Freiburger Zeitung, 04.12.1906, Artikel
  • Reichstagsdebatte: Streit zwischen Roeren (Zentrum) und Kolonialdirektor Dernburg über Kolonialskandale, Freiburger Zeitung, 05.12.1906, Artikel
  • Reichstagsdebatte: Einschätzung zum Angriff von Kolonialdirektor Dernburg auf den Ag. Roeren (Zentrum), Freiburger Zeitung, 06.12.1906, Artikel
  • Ex-Gouverneur Leutwein zur Reichstagsdebatte um Truppenstärke in DSW, Freiburger Zeitung, 07.01.1907. Artikel
  • Debatte um Kosten des Kolonialismus, Freiburger Zeitung, 08.01.1907. Artikel
  • Bericht von einer Veranstaltung des kolonialpolitischen Aktionskomitees in Berlin (insb. Referat Dernburg), Freiburger Zeitung, 09.01.1907. Artikel
  • Weitere Debatte um die Kosten des Kolonialismus, Freiburger Zeitung, 09.01.1907. Artikel
  • Zur "Niederwerfung der Bondels" und andere Meldungen, Freiburger Zeitung, 10.01.1907. Artikel
  • "Über den Wert der Kolonien" (Südwestafrika), Missionsfeier in Freiburg, Kosten der Kolonien, Freiburger Zeitung, 11.01.1907. Artikel
  • SPD in Freiburg zu Reichstagswahl und Kolonialfrage; Pater Acker zu Ostafrika: "Gott will, dass wir kolonisieren", Freiburger Zeitung, 11.01.1907. Artikel
  • Kolonialdirektor Dernburg über eigenen Kolonialbesitz und Handelspolitik, Freiburger Zeitung, 12.01.1907. Artikel
  • "Unruhen in Kamerun" und Debatte im Reichstag zum Kolonialetat und der Einrichtung eines Reichskolonialamtes, Freiburger Zeitung, 04.05.1907. Artikel

Hintergrundtext zum Thema:

  • Heyden, Ulrich van der (2007): Kolonialkrieg und deutsche Innenpolitik - Die Reichstagswahlen von 1907 Zum Text

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