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Pressedokumentation auf www.freiburg-postkolonial.de

Bericht des Vereins ehem. Kolonialkrieger und Kolonialdeutscher, Freiburg. i. Br.

Kolonial-Post, Amtliches Organ des Deutschen Kolonialkriegerbundes, Jahrgang 1930, Nr. 8, 30.08.1930, S. 106

Freiburg (Br.). Verein ehem. Kolonialkrieger und Kolonialdeutscher, Freiburg (Br.). Der Verein hat sich im vergangenen Monat nicht untätig gezeigt und den Mitgliedern durch unsere tapfere Jugendgruppe einige angenehme Stunden bereitet. Am 27. Juli veranstaltete die J.-Gr. unter ihren Betreuern, Kam. Kist, und Führers Wißler im Garten der Wirtschaft zur Linde in Neuhäuser, wie in der Kol.-Post vom Monat Juli an dieser Stelle angezeigt war, ein Werbesportfest, das vollauf befriedigte. Hier zeigte die J.-Gr., was sie zu leisten im Stande ist. Das Programm war sehr reichhaltig. Die Leistungen auf jedem Gebiet waren vorzüglich und der Stammverein kann mit Stolz auf seine J.-Gr. herabblicken. In sportlicher Hinsicht kann sich unsere J.-Gr. mit jedem andern Verein messen. Hierbei muß berücksichtigt werden, daß die J.-Gr. keine geschulten Kräfte hat, die sich der Sache annehmen; alles wurde aus eigener Initiative heraus zu dem vollendet, was es heute ist. Voll befriedigt von allem, was an diesem Tage geboten wurde, zogen die Mitglieder nach Hause, mit dem Bewußtsein, einen schönen Tag verlebt zu haben. Dieser Tag war von vollem Erfolg gekrönt und neue Mitglieder haben sich unserer J.-Gr. angeschlossen. Damit war’s aber noch nicht genug. Am 9. 8. standen unsere Jungens in den frühen Nachmittagsstunden freudigen Herzens geschlossen bei Kam. Kaiser, um von dort aus den Auftsieg [sic] nach dem Rappeneck zu beginnen. Die erste Abtlg. zog mit Sang und Klang nach dem Kappelertal und von dort aus begann der nicht gerade leichte Aufstieg nach dem Ziel. Es wurde ein Lagerfeuer, wie sie einstens in unsern Kolonien loderten, entzündet und auch für das leibliche Wohl der Nachkommenden gesorgt. Der Stammverein hatte sich um 8 Uhr bei Kam. Kaiser zum Abmarsch versammelt. Bei schöner Nachstille wurde der Marsch und Aufstieg nach dem Rappeneck auf 1100 m Höhe ausgeführt und helle Begeisterung herrschte in allen Herzen. Wunderbare Ausblicke nach unserer Heimatstadt Freiburg, sowie in die umliegenden Dörfer und Täler boten sich in stets veränderter Weise und man konnte die Wunder der Nacht nicht genug kosten. Wie manches Menschenkind würde vieles opfern, wenn ihm solches in seinem Leben geboten werden könnte. Kurz nach 11 Uhr war das Ziel erreicht und ein schönes Lagerfeuer erfreute die Ankommenden, die dazu noch mit heißem Tee bewirtet wurden. Nach kurzer Rast und einem kleinen Imbis wurde zur eigentlichen Feier des Abends geschritten. Ein traditionelles Erinnerungsfeuer an unsere ehem. Kolonien wurde nach einer kurzen, aber markigen Ansprache des J.-Gr.-Führers Wißler und Kam. Kaiser angezündet; ein weithin sichtbares Feuer gab Kunde von der ernsten Stunde, der sich eine ansehnliche Schar Menschen in Mitternachtsstunde auf einsamer Bergeshöhe gewidmet hatten. Diese Stunde galt zugleich als Erinnerung an unsere vor kurzer Zeit erfolgte Befreiung der Rheinlande. Lange brannte das Feuer und ernste Worte wurden gewechselt, die jedem Teilnehmer noch lange in Erinnerung sein werden. Anschließend wurde zum Lagerfeuer zurückmarschiert. Nach einer kurzen Ruhepause erfolgte der Weitermarsch nach dem Schauinsland zur Besichtigung der neu erstellten und in Europa einzig in ihrer Art stehenden Personenseilschwebebahn. Noch den ganzen Tag hindurch blieben die Teilnehmer in freudiger Stimmung beisammen, teils blieben sie die folgende Nacht nochmals auf lustiger Bergeshöhe. Immer wird dieses Ereignis ein besonderes in der Geschichte der J.-Gr., sowie des Stammvereins bleiben, und zugleich ein Ansporn sein, durch neue Mitglieder die guten Ziele der J.-Gr., sowie des Vereins zu hegen und zu pflegen, bis auch wir wieder über das verfügen, was uns die Feindesmächte durch Diktat entrissen haben. Ein an unsern Ehrenvorsitzenden, Kam. Weiß in Windhuk S.W.A., mit Grüßen der Teilnehmer abgefaßter Brief, wurde als Gruß in die weite Welt abgeschickt. Zum Schlusse sei noch einer Bitte Raum gewährt: Die J.-Gr. hatte vor längerer Zeit Bausteine für eine Unterkunftshütte auf dem Schauinsland hauptsächlich nach dem Inlande verschickt. Bis jetzt gingen aber weder Antwortschreiben, noch sonstige Nachrichten über den Verbleib der Bausteine ein, so daß die Auffassung Platz gegriffen hat, daß die Bausteine in Vergessenheit geraten sind. Es wird hiermit freundlichst gebeten, falls kein Interesse für die Bausteine vorhanden sein soll, diese wieder an uns zurückgehen zu lassen.


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